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Umstrittener Imam Islamistenprediger Yusuf al-Qaradawi stirbt mit 96 Jahren

Er befürwortete Selbstmordattentate, hetzte gegen Schwule – und erreichte mit seiner eigenen Talkshow auf Al Jazeera ein Millionenpublikum. Nun ist der umstrittene Muslimbruder Yusuf al-Qaradawi gestorben.
Islamistenprediger Yusuf al-Qaradawi

Islamistenprediger Yusuf al-Qaradawi

Foto: AFP

Er galt als graue Eminenz der Muslimbruderschaft und einer der einflussreichsten muslimischen Gelehrten. Nun ist der Islamistenprediger Yusuf al-Qaradawi im Alter von 96 Jahren gestorben. Das meldete sein offizielles Twitterprofil am Mittag.

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Al-Qaradawi wurde 1926 in Ägypten geboren und hatte sich früh den islamistischen Muslimbrüdern zugewandt. Er gewann rasch an Einfluss als Prediger und wurde bald über die Grenzen Ägyptens in der islamischen Welt bekannt. Die ägyptische Regierung hatte al-Qaradawi aufgrund seiner Predigten mehrfach inhaftiert, zuletzt lebte er seit 2013 im Exil in Katar, wo er auch verstarb. In Ägypten wurde er in Abwesenheit zum Tode verurteilt.

Der Prediger wurde durch seine Talkshow »Die Scharia und das Leben« im katarischen Sender Al Jazeera berühmt. Gelehrte warfen ihm vor, darin nicht nur geistliche Fragen zu behandeln, sondern seinen Einfluss auch für politische Themen zu missbrauchen – und so den islamistischen Terrorismus zu legitimieren. Al-Qaradawi war ein Verfechter der panislamischen Idee, die den Aufbau eines Großstaates propagiert, der die arabischen Länder umfasst. Dieser müsse theokratisch aufgebaut sein, Säkularismus lehnte der Islamist strikt ab.

Islamistischer Hardliner

Auch in gesellschaftlichen Fragen galt al-Qaradawi als Hardliner. So hetzte er unter anderem gegen Homosexualität und galt als Befürworter von Genitalverstümmlungen. Frauen hätten sich dem Mann unterzuordnen, die Todesstrafe hielt al-Qaradawi bei Fremdgehen für angemessen.

Al-Qaradawi stand mehreren islamischen Gelehrtengruppen vor, darunter einem Dachverband von fünfzig Organisationen zur Finanzierung der Palästinenserorganisation Hamas. Im Nahostkonflikt befürwortete er Selbstmordattentate gegen Israel und glorifizierte den Holocaust.

Die Regierungen Saudi-Arabiens, Ägyptens, Bahrains und der Vereinigten Arabischen Emirate hatten al-Qaradawi seit 2017 auf ihrer Terrorliste geführt.

mrc

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