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»Decoupling«-Folgen Abbruch der Wirtschaftsbeziehungen zu China wäre wohl verkraftbar

Wie wichtig ist China für Deutschland? Das Institut für Weltwirtschaft sagt: Die Bundesrepublik könnte einen Bruch mit der Volksrepublik überstehen – für die andere Seite wäre die Sache schmerzhafter.
Deutsche und chinesische Flagge, hier vor dem Treffen von Kanzler Scholz mit Chinas Regierungschef Li Qiang in Berlin im Juni

Deutsche und chinesische Flagge, hier vor dem Treffen von Kanzler Scholz mit Chinas Regierungschef Li Qiang in Berlin im Juni

Foto: Fabrizio Bensch / REUTERS

Ein abrupter Handelsstopp mit China käme die deutsche Wirtschaft einer Studie zufolge teuer zu stehen, wäre aber dennoch mittelfristig verkraftbar. Laut einer am Donnerstag veröffentlichten Simulation des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW) würde Deutschlands Wirtschaft bei einer solchen Abkopplung um rund fünf Prozent einbrechen. Ein solcher Schock sei »vergleichbar mit dem nach der Finanzkrise oder der Coronakrise«, erklärte das IfW.

Den Simulationsberechnungen zufolge würde sich der mittel- und langfristige Verlust auf jährlich rund 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts einpendeln. Bei einem schrittweisen, behutsamen Zurückfahren der Handelsbeziehungen würden demnach die hohen Anfangskosten vermieden (die vollständige Studie finden Sie hier  ).

Der seit Sommer amtierende IfW-Präsident Moritz Schularick sagte zu den Ergebnissen, der Handel mit China bringe Wohlstand und sei »kurzfristig praktisch nicht zu ersetzen«. Ein Bruch hätte »hohe Kosten für Deutschland«. Dennoch besitze das Land »gesamtwirtschaftlich genug Widerstandskraft, um selbst solch ein extremes Szenario zu überstehen«.

Höherer Schaden für China?

Die Analyse »Was wäre wenn? Die Auswirkungen einer harten Abkopplung von China auf die deutsche Wirtschaft« simuliert einen Zerfall der Weltwirtschaft in zwei verfeindete Blöcke, die jegliche Handelsbeziehungen gekappt haben: Die G7-Staaten und die EU auf der einen, China und Verbündete wie Russland auf der anderen Seite. Hinzu kommen einige neutrale Länder wie Brasilien, die mit beiden Blöcken Handel treiben.

Den IfW-Forschern zufolge würde ein solches Szenario China allerdings deutlich härter treffen als Deutschland. In allen simulierten Prognosen seien die Kosten für China in Relation zur Wirtschaftskraft höher, »nämlich um rund 60 Prozent«, hieß es.

Methodisch orientieren sich die Berechnungen laut dem Institut an einer viel diskutierten Studie zur Abkoppelung Deutschlands von russischem Gas  , auf deren Grundlage einige der Autoren frühzeitig vorausgesagt hatten, Deutschland könne ein Ende russischer Gaslieferungen überstehen.

beb/AFP