DIE ZEIT: Herr Preiser-Kapeller, wie fängt man Einhörner?

Johannes Preiser-Kapeller: Man muss sie überlisten, weil sie zu schnell und zu stark sind, um herkömmlich gejagt zu werden.

ZEIT: Was ist der Trick?

Preiser-Kapeller: In antiken Texten funktioniert es so, dass sich eine Jungfrau unter einen Baum setzt, das Einhorn anlockt und streichelt. Dann sitzt es in der Falle und kann gefangen werden.

ZEIT: Sie sind Historiker und forschen zu Byzanz. Warum beschäftigen Sie sich mit dem Einhorn?

Preiser-Kapeller: Ich verwende es an Schulen. Das Einhorn ist unheimlich populär, und alle Kinder haben eine Vorstellung davon. Wir sprechen darüber, was es für Ideen zu dem Tier gibt, welche Zauberkräfte es hat oder ob es auf dem Regenbogen reiten kann. Dann reden wir darüber, woher diese Vorstellungen kommen und warum das Einhorn in zoologischen Fachbüchern bis ins 17. Jahrhundert vorkommt. Wir diskutieren, was Wissenschaft ist, was sind Fakten, was Fiktion. Da landen wir rasch bei Fake-News und Einhornfotos, die von KI-Programmen erstellt wurden. Das Einhorn ist mein Vehikel, um Wissenschaft zu vermitteln.