Keine 4. Impfung möglich: Covid-Zertifikate laufen aus – droht bald wieder ein Reise-Chaos? 

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Keine 4. Impfung möglichCovid-Zertifikate laufen aus – droht bald wieder ein Reise-Chaos?

Viele Länder verlangen für die Einreise einen gültigen Covid-Impfnachweis. Spätestens im Herbst laufen Millionen Covid-Zertifikate von Schweizern aus.  Es droht erneut ein Chaos beim Reisen.

Wer sich im Winter boostern liess, hat nach den Sommerferien kein gültiges Covid-Zertifikat mehr. Grund: Das Zertifikat ist nur 270 Tage gültig.  Noch früher auslaufen werden die Zertifikate derjenigen, die sich zweimal impfen, aber nicht boostern liessen – immerhin rund 2,3 Millionen Menschen in der Schweiz. Sie können sich für eine Verlängerung des Zertifikats boostern lassen. Ein zweiter Booster ist hingegen derzeit für die breite Allgemeinheit nicht möglich. Für die Herbstferien laufen die Zertifikate der bereits Geboosterten also ab.

Die Kantone und Experten sind besorgt, dass die Empfehlung der Impfkommission für die vierte Impfung zu spät kommen wird. «Es liegt nun an den Kantonen, sich vorzubereiten und vor allem das Impfangebot sicherzustellen», sagt SP-Nationalrat Fabian Molina. «Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Kantone nicht immer genügend vorbereitet sind. So etwas darf nicht wieder passieren.» Im Bezug aufs Reisen ist er überzeugt, dass sich Reisende impfen können sollen, wenn sie das möchten. «Jetzt haben wir noch Zeit, aber es ist wichtig, die Lage im Auge zu behalten», sagt Molina.

Dieser Meinung ist auch Yvonne Feri, Nationalrätin der SP. «Es muss vorausschauend beobachtet werden, wie sich das Virus verhält.» Bund und Kantone müssten sich darauf vorbereiten, dass allenfalls innert kurzer Zeit wieder viele Personen geimpft werden könnten.

Ferienländer können auf zweiten Booster bestehen

Wie sich die Corona-Lage entwickeln wird, sei offen, sagt Andreas Cerny, Infektiologe am Moncucco-Spital Lugano. «Der Anstieg an Corona-Fällen und Hospitalisationen in den USA und Südafrika ist beunruhigend.» Diese Entwicklung müsse genau überwacht werden. «Auch für Experten ist unklar, wie es weitergeht», sagt Cerny. Es komme primär darauf an, wie gut die gesellschaftliche Immunität noch bestehe. Aus jetziger Sicht sehe es noch so aus, als wären alle dreifach Geimpften gut geschützt.

Personen mit Immunschwäche würden bereits heute einen zweiten Booster erhalten. Andere Risikogruppen könnten folgen. Dass sich Personen aber fürs Reisen impfen lassen könnten, sei Cerny im Moment nicht bekannt. «Ich kann mir gut vorstellen, dass einzelne Länder eine vierte Impfung für die Einreise voraussetzen werden.»

Beim Bundesamt für Gesundheit heisst es dazu: «Bei Reisen gilt grundsätzlich, dass das Zielland die Regeln festlegt, ob beispielsweise ein Covid-Zertifikat oder ein negatives Testergebnis zur Einreise erforderlich wird.» Auch die Gültigkeitsdauer des Zertifikats werde vom Zielland definiert. Dass Zertifikate international funktionieren würden, habe beim BAG aber höchste Priorität. «Wenn nötig wird die Möglichkeit geschaffen werden, ein neues Zertifikat zu erhalten.»

Das sagen Reiseanbieter zur bevorstehenden Lage

Laut GLP-Nationalrätin Melanie Mettler arbeite man bereits international zusammen. Im Hinblick auf Zertifikats- und Testpflicht, sowie die Booster-Strategie werde die epidemiologische Lage beobachtet und Monitoringdaten international geteilt. «Es ist nicht so, dass die Schweiz nur auf sich schaut.» Im Hinblick auf Zertifikats- und Testpflicht, sowie die Booster-Strategie würden sich die europäischen Länder gegenseitig beobachten.

Zweite Booster-Impfung wird nicht empfohlen

Laut BAG sei es aktuell «aus medizinischer Sicht für die breite Bevölkerung nicht empfohlen, eine weitere Auffrischimpfung zu spritzen». Derzeit gäbe es keine wissenschaftlichen Belege für den Nutzen einer vierten Impfdosis für Nicht-Risikogruppen.

Christoph Berger, Leiter der nationalen Impfkommission, sieht im Moment keine Änderungen an der Impfstrategie vor. Man würde mögliche Szenarien für den Herbst prüfen und, falls nötig, rechtzeitig die Strategie anpassen. «Wir machen jetzt Empfehlungen und werden auch im Frühsommer wieder kommunizieren. Falls nötig, können wird dadurch stetig unser Vorgehen feinanpassen», so Berger.

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