Was steckt hinter der Huonder-Verlängerung?
Am 4. Mai verlängerte Papst Franziskus die Amtszeit des 75-jährigen Churer Bischofs Vitus Huonder um zwei Jahre. Die Reaktionen darauf waren gemischt. Der liberale Flügel heulte auf. Huonder entwickelte Apfelmus-Gefühle und zeigte sich von der "Wertschätzung des Heiligen Vaters gerührt".
Schnell begann das Rätselraten um die Gründe der Verlängerung. Warum hat Rom keine Eile, den Churer Bischof, für den Papst Franziskus kaum Sympathie hegen dürfte, los zu werden? Die Antwort: Weil Rom eiligere Dinge zu erledigen hat. Welche? die Regulierung der Priesterbruderschaft Sankt Pius X.
Was hat das mit Huonder zu tun? Mehr, als man denken könnte. Das Generalhaus der Bruderschaft liegt zwar nicht im Bistum Chur, aber ganz in der Nähe davon. Huonder ist, wie man im linken Jargon sagen würde, der wichtigste Schweizer "Hoffnungsträger" der Bruderschaft.
Seit Jahren zeigt sich Huonder, aus welchen Gründen auch immer, im Alt-Messe-Lager. Er besucht auch Pius-Häuser (die Medien haben es nur nicht gemerkt). Das beeindruckt die Bruderschaft. Huonder ist der Schweizer Bischof, der dem Schweizer Bischof Bernard Fellay am nächsten steht. Huonder's Verlängerung ist für Bischof Fellay zweifellos ein ermutigendes Zeichen. Sie bestärkt ihn in seiner Ansicht (I kid you not), dass Papst Franziskus auch seiner Bruderschaft "wohlgesonnen" sei, unbeschadet der Tatsache, dass er die Piusler (und andere) gemeinhin als engstirnige Pharisäer bezeichnet.
In diesem Kontext ist die Huonder-Verlängerung somit eine vertrauensbildende Maßnahme (oder ein taktischer Schritt). Wenn Franziskus eine Figur wie Huonder leben lässt, dann weckt er Hoffnungen, dass er auch die Piusbruderschaft nach einer Einigung nicht immakulatisiert oder maltesert oder verburkt oder amoris-laetisiert oder was auch immer.
Im Bistum Chur braucht sich Franziskus nicht zu beeilen. Die Dinge laufen dort nicht so schlecht. Die Priesterausbildung an der Theologischen "Hoch"schule war noch nie so miserabel wie heute. Den katholischen Flügel hält sich Bischof Huonder in der Pampa als Befehlsempfänger liberaler Pfarreiräte. Hilfe kann er sich von Huonder keine erwarten.
Seit Huonders Amtsantritt haben - wie mir gesagt wurde - 10 (!) Priester des katholischen Flügels die Diözese verlassen (müssen). Die Homo-Segner sind geblieben. Priester, die im öffentlich deklarierten Konkubinat leben, feiern unter Huonders Augen Festmessen zu ihrem Priesterjubiläum. Die Liberalen brauchen sich vor Huonder nicht zu fürchten. Darum ist das linke Heulen über Huonder nicht wirklich verständlich.
Warum sollte sich Rom also beeilen, Huonder loszuwerden, wenn wichtigere Dinge anstehen?
Bild: Monseigneur Bernard Fellay, laportelatine.org/maison/maison.php