Autor(en):
Belyaev I*, Dean A, Horst Eger H, Hubmann G, Jandrisovits R, Kern M, Kundi M, Moshammer H, Lercher P, Müller K, Oberfeld G, Ohnsorge P, Pelzmann P, Scheingraber K, Thill R.
* Cancer Research Institute BMC, Slovak Academy of Science, Bratislava, Slovak Republic; Prokhorov General Physics Institute, Russian Academy of Science, Moscow.
Europa
Veröffentlicht in:
Rev Environ Health, 2016 Sep 1;31(3):363-97
Veröffentlicht: 01.09.2016
auf EMF:data seit 03.06.2017
Weitere Veröffentlichungen:
Schlagwörter zu dieser Studie:
Elektrohypersensibilität (EHS)
Reviews/Übersichtsarbeiten
zur EMF:data Auswertung

EUROPAEM EMF-Leitlinie 2016 zur Prävention, Diagnostik und Therapie EMF-bedingter Beschwerden und Krankheiten.

EUROPAEM EMF Guideline 2016 for the prevention, diagnosis and treatment of EMF-related health problems and illnesses.

Original Abstract

Quelle: De Gruyter
Exposition:

EMF allgemein

EMF:data Auswertung

Einleitung

Die EMF-Leitlinie der Europäischen Akademie für Umweltmedizin (EUROPAEM-European Academy for Environmental Medicine e.V.) wurde verfasst von einem internationalen Team von Wissenschaftlern und Ärzten. Die Leitlinie stellt den aktuellen Stand der Forschung zu den Risiken der niederfrequenten und hochfrequenten elektromagnetischen Felder (EMF) dar, den bisherigen Stand der Forschung zur Elektro-Hyper-Sensitivität (EHS) und gibt Empfehlungen, wie Ärzte EHS diagnostizieren und behandeln können. Chronische Erkrankungen mit unspezifischen Symptomen nehmen zu. Zu chronischem Stress im gesellschaftlichen und beruflichen Bereich kommen zusätzlich physikalische und chemische Belastungen zu Hause, in Beruf und Freizeit hinzu. Das sind Umweltstressoren, deren Auswirkungen von Ärzten und anderen im Gesundheitsbereich Tätigen festgestellt werden. Zu diesen Stressoren müssen auch elektromagnetische Felder gerechnet werden. Ärzte werden zunehmend mit Patienten konfrontiert, die Beschwerden unklarer Ursache haben. Studien, Erfahrungsberichte und die Aussagen von Patienten zeigen deutlich, dass die Beschwerden mit elektromagnetischen Feldern zusammenhängen. Die Einführung neuer Technologien wird vorher nicht auf Langzeitwirkungen untersucht, Langzeit-einwirkung aller Felder im Nieder- und Hochfrequenzbereich sind jedoch ein Risikofaktor für bestimmte Krebsarten, die Alzheimer-Krankheit und Unfruchtbarkeit bei Männern. Auch die immer häufiger auftretende Elektrosensibilität wird mehr und mehr von der Öffentlichkeit zur Kenntnis genommen (Behörden, Politik, Gerichte). Elektrohypersensitivität sollte klinisch als eine der chronischen Erkrankung betrachtet werden, die durch das Zusammenwirken vieler Umweltfaktoren entstehen kann. Die Empfindlichkeit beginnt langsam und steigert sich mit der Zeit in der Häufigkeit und Intensität, wobei viele unspezifische Symptome auftreten können, die individuell sehr unterschiedlich sind, ebenso wie die Feldquellen. In Deutschland stellte man eine Zunahme von Arbeitsunfähigkeit durch Burnout fest, die von 2004 bis 2011 um das 7-Fache angestiegen ist. Bei 42 % der Frührentner im Jahr 2012 waren psychische Störungen der Grund. Auch allergische Reaktionen und Asthma haben weltweit stark zugenommen, 30 – 40 % der Weltbevölkerung ist betroffen. Zu den Ursachen dafür müssen auch zunehmend die stets vorhandenen elektromagnetischen Felder in Betracht gezogen werden. Um eine Diagnose erstellen zu können, müssen Messungen vorgenommen, alle übrigen Umweltbedingungen erfasst und Reduktionsmaßnahmen durchgeführt werden. In dieser EMF-Richtlinie wird der derzeitige Stand der Forschung zusammengefasst, Erfahrungen aus der Praxis beschrieben und es werden auf dieser Basis Handlungsempfehlungen für Diagnose und mögliche Therapieansätze gegeben. Es werden Empfehlungen für Diagnose, Behandlung und Maßnahmen zur Verminderung des Erkrankungsrisikos und der Verbesserung der Gesundheit gegeben, und schließlich werden Vorsorge-Strategien entwickelt. Maßnahmen zur Vorbeugung wie Feldminimierung, gesunde Ernährung, gesunder persönlicher Lebensstil u. a. sind weitere Maßnahmen, die individuell und z. T. eigenverantwortlich erfolgen müssen. Die Autoren haben über 300 wissenschaftliche Forschungsarbeiten, Methoden, Stellungnahmen, Empfehlungen, Verordnungen u. a. herangezogen, um diese Richtlinie zu erstellen. Die biophysikalischen und biochemischen Mechanismen waren lange nicht genau bekannt, aber in den letzten Jahrzehnten sind biologische Wirkungen und ihre Wirkmechanismen festgestellt worden. Die nicht-thermischen Wirkungen von nieder- und hochfrequenten Feldern können auch zu Krebs führen, das wird inzwischen auch von der IARC, einer Institution der Weltgesundheitsorganisation (WHO), als gesichert angesehen. Das drückt sich auch in den gentoxischen Wirkungen aus, die zu DNA-Schäden führen können, wie an verschiedenen Zellarten herausgefunden wurde. Wirkungen von EMF auf das Nervensystem (Verhaltens- und Zellveränderungen, ALS, Alzheimer), Veränderungen an der Blut-Hirn-Schranke, Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit sind weitere Forschungsergebnisse. Untersuchungen zu Elektrosensibilität ergaben, dass oxidativer Stress (Radikalbildung), Veränderung von Ionenkanälen und Membranen mögliche Ursachen sind, während Provokationsstudien meist keine aussagekräftigen Ergebnisse zeigten.

Quelle: ElektrosmogReport August 2016

Ergebnisse

Mögliche Mechanismen

Viele Forschungsarbeiten haben belegt, dass elektromagnetische Felder in die oxidativen und nitrosativen Regulationsprozesse (Radikalbildung) eingreifen. Die spannungsabhängigen Calcium-Kanäle in den Zellmembranen sind involviert, Veränderungen der Hormonkonzentrationen u. a.. Generell gilt: Wenn das physiologische Gleichgewicht in den Zellen, die Homöostase, dauerhaft gestört ist, kann es zu krankhaften Erscheinungen kommen. Im Fall der EMF können sich Symptome verringern oder sogar ganz verschwinden, wenn die elektromagnetischen Felder reduziert werden. Maßnahmen sollten auch zur Vorsorge getroffen werden, damit das Risiko einer Elektrohypersensitivität vermindert wird. In der Richtlinie werden Handlungs-möglichkeiten vorgeschlagen, um einem Verdacht auf EMF-bezogene Gesundheits-probleme nachgehen zu können.

Schlussfolgerungen

für die Therapie

Zur Diagnose sind nicht nur Erfassung und Reduktion der Felder in der Umgebung der Betroffenen von Bedeutung, sondern ebenso wichtig sind Ernährung, Trinkwasser, Funktionen des Darms und der Mitochondrien, das Gleichgewicht zwischen oxidativen und antioxidativen Stoffwechselprodukten. Man sollte nach versteckten Entzündungen, Belastung mit anderen Umweltverschmutzungen wie Zahnmetallen oder Chemikalien zu Hause, durch Hobby und Beruf mit Laboranalysen suchen, neben allgemeinen Untersuchungen wie Blutdruck, EKG usw. In einer langen Liste sind mögliche Labortests in Blut, Urin, Speichel aufgeführt, z. B. verschiedene Enzyme, Elektrolyte, Malondialdehyd u. a., sowie Provokationstests durch Einwirkung elektromagnetischer Felder, und es werden Vorsorge-Grenzwerte vorgeschlagen. Es gibt bis heute keine spezifischen Therapiemöglichkeiten für EMF-bedingte Erkrankungen. Es muss alles getan werden, damit die Homöostase wiederhergestellt wird. Zur Therapie gehört auch, dass zur Regeneration verschiedene Ansätze und Verfahren angewendet werden wie Entgiftung, Licht- und Sauerstoffbehandlung, Sauna, Bewegung, Schlaf und Änderungen im Lebensstil. Strategien dazu müssen individuell entwickelt werden, die alle relevanten Einflussfaktoren berücksichtigen, damit die Behandlungen Erfolg haben. Zur Vorbeugung kann eine gesunde Lebensweise dazu beitragen, dass man mit den Beschwerden durch EMF besser umgehen kann.