Autor(en):
Halgamuge MN*.
* Department of Electrical and Electronic Engineering, The University of Melbourne, Parkville, Victoria.
Australien
Veröffentlicht in:
Electromagn Biol Med 2016: 213-235
Veröffentlicht: Januar 2017
auf EMF:data seit 18.07.2018
Weitere Veröffentlichungen:
Schlagwörter zu dieser Studie:
Wirkung auf Pflanzen
Reviews/Übersichtsarbeiten
zur EMF:data Auswertung

Review: Wirkung schwacher Hochfrequenzstrahlung von Mobiltelefonen auf Pflanzen.

Review: Weak radiofrequency radiation exposure from mobile phone radiation on plants.
Exposition:

Mobilfunk-Basisstation
Mobiltelefone
Intensitäten: < 50 W/m2; < 100 V/m; SAR < 50 W/kg

EMF:data Auswertung

Einleitung

Die Zahl der Mobiltelefon-Nutzer stieg von 2,2 auf 5,9 Milliarden von 2005 bis 2011, die IARC hat 2011 die Strahlung von Mobiltelefonen als möglicherweise Krebs erregend eingestuft. In dieser Übersichtsarbeit hat die Autorin zusammengetragen, welche Wirkung schwache, nicht-thermische elektromagnetische Felder auf Pflanzen haben, darunter viele Nahrungspflanzen. Die Arbeit sollte der Hypothese nachgehen, ob schwache nicht-thermische elektromagnetische Felder Auswirkungen auf lebende Pflanzen haben. Pflanzen können sich an Umweltbedingungen anpassen, was sie aufgrund ihres festen Standorts recht gut gelernt haben. Sie können sich auf ständig ändernde Bedingungen wie Wind, Regen, elektrische Felder, ultraviolette Strahlung und weitere Einflüsse einstellen, man weiß jedoch wenig über die Art der biologischen Wirkungen der schwachen Mikrowellen auf die Pflanzen. Die Hypothese war, dass schwache nicht-thermische Mikrowellen eine Wirkung auf Lebewesen haben, hier auf Pflanzen. Es sollte auch geklärt werden, ob ein Trend von 1996 bis 2016 zu erkennen ist. Um den zugrunde liegenden Mechanismen näher zu kommen, wurden die Ergebnisse von 45 wissenschaftlichen Studien zusammengestellt und analysiert.

Quelle: ElektrosmogReport Januar 2018

Studiendesign und Durchführung

In den 45 Veröffentlichungen sind 169 experimentelle Ansätze enthalten, die physiologische und morphologische Veränderungen in 29 Pflanzenarten untersuchten. Die einbezogenen Frequenzen waren verschiedene GSM-Strahlung, kontinuierliche und gepulste Felder, PEMF, TDMA, CDMA, FDMA, IMT-2000, EDGE, UMTS u. a., die auf  29 sehr verschiedene Pflanzenarten eingewirkt hatten: kleine krautige Pflanzen, Sträucher und Bäume, darunter verschiedene Bohnenarten, Sojabohnen, Mais, Ackerschmalwand (Arabidopsis thaliana, Brassica), Roselle (Hibiscus sabdariffa), Erbsen, Linsen, Bockshornklee (Trigonella foenum-graecum), Papageienfeder (Brasilianisches Tausendblatt, Myriophyllum aquaticum), Kleine Wasserlinse (Lemna minor), Tomaten, rote Bohnen, Hyazinth-Bohnen (Lablab, Fabaceae), Petersilie, Dill, Sellerie, Zwiebeln, Reispflanzen, Mungbohnen, normaler Weizen (Triticum aestivum), Alfalfa, Harfenstrauch (Plectranthus, Lamiaceae), Chinesischer Färberwaid (Isatis indigotica), Flachs (Lein) und die Bäume Pappel, Fichte und Buche. Ausgewertet wurden die Rohdaten von den 169 Experimenten der 45 Studien, dabei wurden keine Experimenten mit 2,45 GHz berücksichtigt, es sollten hauptsächlich Frequenzen von 895 bis 3500 MHz, wenige darüber, z. B. 5500 MHz einbezogen werden. Die SAR-Werte lagen unter 50 W/kg, Intensitäten unter 50 W/m2 und elektrische Felder unter 100 V/m und mit sowohl Kurz- als auch Langzeitbestrahlung. Die Untersuchungen umfassten Pflanzenwachstum, Keimungsrate der Samen, Spross- und Wurzellänge, thermographische Aufnahmen, Kohlenhydratstoffwechsel, oxidative Schädigung bzw. oxidativer Stress, Genexpression, DNA-Schäden, Reaktive Sauerstoffmoleküle (ROS), Zellfunktionen, Enzymaktivitäten, mitotischer Index und mitotische Abnormalitäten, Chlorophyll-Gehalte, Mutationsraten, Genomstabilität, Chromosomenaberrationen und Mikrokerne.

Ergebnisse

Die Auswertung zeigte, dass bestimmte Frequenzen besonders starke, statistisch signifikante Auswirkungen auf die 29 Pflanzenarten haben. Das sind 800–1500 MHz, 1500–2400 MHz und 3500–8000 MHz. Auch gibt es besonders empfindliche Pflanzen wie Mais, Tomaten, Zwiebeln, Mungbohnen u. a. Die Analyse ergab außerdem, dass von den gesamten 169 Experimenten 152 physiologische und/oder morphologische Veränderungen durch Mobilfunkstrahlung fanden (89,9 %) und 17 Studien (10,1 %) keine Veränderungen zeigten. Es treten schon nach Kurzzeiteinwirkung von weniger als 2 Stunden signifikante physiologische oder morphologische Änderungen auf, während die wenigen Studien mit Langzeiteinwirkung (3 Monate bis 6 Jahre) keine physiologischen Veränderungen bewirkten. Pflanzen, die Frequenzen von 800–1500 MHz ausgesetzt waren, hatten in 94,1 % der Fälle Änderungen und 5,9 % blieben unverändert; bei 1500–2400 MHz waren es 94,6 zu 5,4 % und bei 3500–8000 MHz 83,3 zu 16,7 %. Mais, Roselle, Erbse, Bockshornklee, Kleine Wasserlinse, Tomaten, Zwiebeln und Mungbohnen reagieren sehr empfindlich auf die Mobilfunkstrahlung. Weiter zeigten die Ergebnisse, dass Pflanzen für bestimmte Frequenzen empfindlich sind, besonders solche zwischen 800 und 1500 MHz, 1500 und 2400 MHz und 3500 und 8000 MHz. Bezüglich der Feldstärken kam heraus, dass geringere Feldstärken stärkere physiologische oder morphologische Änderungen hervorriefen als höhere. Bei den wenigen Langzeitstudien zeigten sich keine Einflüsse der Mobilfunkstrahlung, diese Ergebnisse können als Anpassung interpretiert werden. Zukünftig sollten mehr Langzeitstudien durchgeführt werden. Betrachtet man das Jahr der Veröffentlichung, so ergibt sich, dass zunehmend Wirkungen der Mobilfunkstrahlung gefunden werden und „keine Wirkung“ seltener erscheint.

Schlussfolgerungen

Die 169 Experimente der 45 einbezogenen Veröffentlichungen zeigen bei Kurzzeitbestrahlung (bis 13 Wochen) verschiedene physiologische oder morphologische Änderungen, bei Langzeitstudien nicht. Das kann erstens daran liegen, dass es zu wenige Langzeitstudien gibt, um Aussagen treffen zu können. Zweitens sind die bisher nicht festgestellten physiologischen Wirkungen vielleicht auf Anpassung zurückzuführen. Weiter ist zu bemerken, dass Pflanzen stärker auf Strahlung geringer Intensität reagieren. Die Hypothese wurde bestätigt und man kann annehmen, dass direkt oder indirekt ein Eingriff in das menschliche Wohlbefinden und die Gesundheit erfolgen kann aufgrund der Komplexität und der unterschiedlichsten Wirkungen (Calcium-Stoffwechsel, Stressproteine usw.).