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Geschichte des Bundeswehrstandorts Kempten

Mit der Besetzung der Stadt Kempten (Allgäu) wurden im Jahr 1802 erstmals bayerische Feldjäger im Stadtgebiet stationiert und Kemptens Reichstadt sowie die Fürstabtei wurden beide dem Königreich Bayern angeschlossen.

1807 wurde Kempten dann Garnisonsstadt. Zunächst diente der Marstall und besonders der Nordflügel der Residenz (Schlosskaserne) bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs den Truppen als Unterkunft.

In den Jahren 1921 bis 1934 wurde das III. Gebirgsjäger-Bataillon, das dem 19. Bayerischen Infanterie-Regiment angehörte, in Kempten stationiert. Dieses Gebirgsjägerbataillon gilt als Grundlage aller späteren Gebirgsdivisionen, weshalb Kempten auch als "Wiege der Gebirgstruppe" gilt.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten kam es zu einer massiven Aufrüstung der Wehrmacht, in deren Folge im Jahr 1936 zunächst die Prinz-Franz-Kaserne an der Rottachstraße erbaut wurde. Im Jahr 1937 kam die Artillerie-Kaserne an der Kaufbeurer Straße mit dem im Norden anschließenden Heeres-Nebenzeugamt (Bauzeit von 1939 – 1941) hinzu.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Gründung der Bundeswehr im Jahr 1956 wurde die Kempten wieder wichtiger Standort für die Bundeswehr.

In die nach dem Krieg als Notunterkunft genutzte Prinz-Franz-Kaserne zog zunächst das Luftlandejägerbataillon 19 ein. Traurige Berühmtheit erlangt das Bataillon am 3. Juni 1957: Während der Ausbildung ertranken 15 Soldaten beim Versuch die Iller zu überqueren in den Fluten des reißenden Gebirgsflusses.

Die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten geht mit einer Neuausrichtung und damit verbundenen Strukturreformen der Bundeswehr Anfang der 1990er Jahre einher. Aus diesem Grund wurde die Kaserne an der Rottachstraße 1992 vom Freistaat Bayern zur zivilen Nutzung übernommen. Heute sind dort u. a. die Verkehrspolizei, das Wasserwirtschaftsamt und Teile des Zolls untergebracht. Auch wurden weite Flächen der Wohnbauentwicklung zugeführt.

Am 26. Oktober 2011 teilt der der Bundesverteidigungsminister mit dem Stationierungskonzept 2011 auch die Schließung der von der Bundeswehr seit 1962 genutzten Artillerie-Kaserne mit . Neben dem Gebirgssanitätsregiment 42 Allgäu (Kaufbeurer Straße 80) wird das Kreiswehrersatzamt (Hinter'm Siechenbach 1-5), das Bundeswehrdepot (Ulmer Straße 25) sowie das Fachsanitätszentrum (Haubensteigweg 19) aufgelöst. Nach Umsetzung der Reform werden von insgesamt 870 Dienstposten (Stand Oktober 2011) noch sechs in Kempten verbleiben. Damit wird der Standort Kempten - seit Anfang des 19. Jahrhunderts Garnisonsstadt und damit einer der traditionsreichsten Standorte Bayerns - faktisch geschlossen.

 

 

Zeittafel - Die Geschichte des Militärstandortes Kempten im Überblick

 

1802:
Kempten erstmals Militärstandort bayerischer Feldjäger im Zusammenhang mit der Besetzung der Stadt und ihrem Übergang an Bayern

 

1807:
Kempten wird Garnisonsstadt mit Truppenunterbringung im ehemaligen Marstall und besonders in der so genannten "Schlosskaserne" (bis Ende des Zweiten Weltkriegs), dem Nordtrakt der ehemals fürstäbtlichen Residenz.

 

1866-1897:
I. Königlich-Bayerisches Jägerbataillon (im Volksmund "Einser-Jäger"), nach ihm benannt die Jägerstraße in Kempten

 

1897-1919:
III. Bataillon des Königlich-Bayerischen 20. Infanterie-Regiments (im Volksmund "Zwanziger"), nach ihm benannt die Zwanzigerstraße in Kempten

 

1919-1920:
III. Bataillon Schützenregiment 42 (gebildet aus Verbänden des Freikorps Schwaben)

 

1921-1934:
III. Gebirgsjäger-Bataillon (19. Bayerisches Infanterie-Regiment), Grundlage aller späteren Gebirgsdivisionen, weshalb Kempten auch als "Wiege der Gebirgstruppe" gilt

 

1936:
Bau der Prinz-Franz-Kaserne an der Rottachstraße

 

1937:
Bau der Artillerie-Kaserne an der Kaufbeurer Straße am Berliner Platz, 1945 in den letzten Kriegstagen weitgehend zerstört, aber wieder aufgebaut.

 

1956:
Gründung der Kreiskameradschaft Kempten des Kameradenkreises der Gebirgstruppe im Jahr der Gründung der Bundeswehr

 

1957:
15 Rekruten des Luftlande-Jägerbataillons 19 ertrinken am 3. Juni bei dem Versuch der Illerdurchquerung bei Hirschdorf.

 

1956-1969:
Kempten wird Sitz der Standortverwaltung, des Bundeswehr-Krankenhauses, der Bundeswehr-Fachschule, des Verteidigungskreiskommandos 612 Allgäu und des Kreiswehrersatzamtes.

 

1962:
Gebirgssanitätsbataillon 8 wird in Kempten stationiert.

 

1970:
Gebirgsartilleriebataillon 81 zieht in die Artillerie-Kaserne ein.

 

1971:
Das "Haus Hochland" wird als "Soldatenheim" errichtet und etabliert sich schnell als Begegnungsstätte und beliebter Veranstaltungsort.

 

1992:
Gebirgsartilleriebataillon 81 wird nach Sonthofen verlegt; 1993 erfolgt die Auflösung.

 

1993:
Umzug Gebirgssanitätsbataillon 8 in die Artillerie-Kaserne

 

1994/95:
Die zwischen 1956 und 1969 in Kempten angesiedelten Einrichtungen gehen nach der Wiedervereinigung im Zuge der Truppenreduzierungen bei der Bundeswehr verloren. Lediglich das Bundeswehr-Krankenhaus bzw. Sanitätszentrum 608 wird ab 2007 als Sanitäts- und Facharztzentrum weitergeführt.

 

1996:
Umbenennung Gebirgssanitätsbataillon 8 in Gebirgssanitätsregiment 8

 

2003:
Umbenennung Gebirgssanitätsregiment 8 in Gebirgssanitätsregiment 42 Allgäu

 

2011:
Von den im Stationierungskonzept 2011 beschlossenen Reduzierungen ist Bayern besonders betroffen: Aus Fürstenfeldbruck, Kaufbeuren und Penzing zieht die Bundeswehr ganz ab. Auch der Standort Kempten wird faktisch aufgelöst, es bleiben nur noch sechs Dienstposten übrig. Andere Standorte werden nach dem neuen Standortkonzept massiv zusammengestrichen. Dies trifft besonders Donauwörth, Erding und Roth. In Kempten, Bamberg, Deggendorf, Regensburg, Traunstein und Würzburg wird derart gravierend Personal reduziert, dass die Bezeichnung Standort gleich ganz wegfällt.

 

2012:
Der Stadtrat der Stadt Kempten (Allgäu) hat im Januar den Beschluss zur Durchführung vorbereitender Untersuchungen im Vorfeld der geplanten städtebaulichen Entwicklungsmaßnahmen in den beiden Bereichen "Berliner Platz"  und "Lazarett"  beschlossen.
Mit der Projektsteuerung und der Durchführung der Vorbereitenden Untersuchungen wurde das Büro DRAGOMIR Stadtplanung aus München beauftragt.

 

2013:
Durchführung der Vorbereitenden Untersuchungen - Bestandsaufnahme abgeschlossen. Im Rahmen der Bürgerbeteiligung hat am 09.11.2013 am Residenzplatz eine Bürgerinformationsveranstaltung unter dem Motto "Zukunft der Bundeswehrflächen in Kempten. Ihre Meinung ist gefragt!" stattgefunden.
Zur Begleitung des Konversionsprozesses wurde ein Steuerkreis "Konversion" eingerichtet (Mitglieder: Politik, Verwaltung, BImA, Regierung von Schwaben, Gutachter).

 

2014:
Weiterführung der Vorbereitenden Untersuchungen. Auf Grundlage einer umfassenden Bestandsaufnahme und -analyse und einer Stärken-/Schwächenanalyse wurden städtebauliche Ziele für die Untersuchungsgebiete abgeleitet. Auf Basis dieser Ziele wurden unter Berücksichtigung verschiedener Fachgutachten zu den Themen Schallschutz, Verkehr, Artenschutz und Energie alternative Nachnutzungskonzepte entwickelt. Aus den verschiedenen Alternativen wurde je Standort ein Vorzugskonzept erarbeitet.
Ende März wurde die militärische Nutzung des Kreiswehrersatzamtes und der Standortverwaltung im Bereich des Berliner Platzes (Hinter´m Siechenbach) offiziell aufgegeben.
Im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung fand im Juni eine Veranstaltung mit rd. 50 Fachleuten aus Wirtschaft, Wissenschaft und sozialen und kulturellen Institutionen statt, um über die Zukunft der Militärflächen zu diskutieren.
Ende Juli wurde der aktuelle Planungsstand bei einer Bürgerinformationsveranstaltung im Kornhaus präsentiert und mit den Bürgern diskutiert.

 

2015:
Die Stadt Kempten bekundet für die Bundeswehr-Liegenschaften „Artilleriekaserne“, „Fachsanitätszentrum“, „Verpflegungslager“ und „Sportplatz Riederau“ gegenüber der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) im Rahmen des sogenannten Erstzugriffs ihr Kaufinteresse.
Im August kann die Liegenschaft des ehemaligen Kreiswehrersatzamtes am Berliner Platz einer neuen zukunftsorientierten Nutzung zugeführt werden. Die Stadt Kempten hat die Liegenschaft von der BImA erworben und an das Softwarehaus Soloplan GmbH weiterverkauft. Das Unternehmen wird dort bis 2018 ihren neuen Firmensitz (Soloplan City) realisieren.
Im November 2015 wird das Fachsanitätszentrum Kempten am Haubensteigweg aufgelöst und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) übergeben.
Das Gebirgssanitätsregiment 42, das in der Artilleriekaserne am Berliner Platz stationiert war, wird zum Ende des Jahres offiziell aufgelöst.

2016:
Im Laufe des Jahres wird die militärische Nutzung der Artilleriekaserne sukzessive eingestellt und das Gelände an die BImA übergeben.
Im Juli 2016 unterzeichnen der Freistaat Bayern und die Stadt Kempten nach intensiven Verhandlungen eine gemeinsame Erklärung, die für das südliche Areal der Artilleriekaserne (ehemaliger Unterkunftsbereich einschließlich Turnhalle, ca. 4 ha) eine Erstaufnahmeeinrichtung für bis zu 1.000 Flüchtlinge vorsieht – und das für die Dauer von bis zu 10 Jahren. Die restliche Fläche der Artilleriekaserne (ca. 12,5 ha) soll der Stadt Kempten für die weitere Stadtentwicklung zur Verfügung stehen.
Im Dezember wird das ehemalige Fachsanitätszentrum am Haubensteigweg durch die Sozialbau Kempten GmbH erworben. Hier sollen ab Herbst 2017 Familienwohnungen und Studentenappartements entstehen.
Die Stadt Kempten erwirbt außerdem die Sportanlage im Bereich der Riederau im Rahmen des sogenannten Erstzugriffs. Die Sportanlage steht zukünftig den Kemptener Sportvereinen zur Nutzung zu Verfügung.

2017:
Im Juni 2017 hat der Stadtrat in Verbindung mit den Vorbereitenden Untersuchungen Berliner Platz den Rahmenplan für die Entwicklung des Quartiers einschließlich der Konversionsliegenschaften Artilleriekaserne an der Kaufbeurer Straße und Verpflegungslager an der Ulmer Straße beschlossen. Das städtebauliche Konzept sieht im Wesentlichen einen Rückbau des Berliner Platz soweit möglich und eine Nutzung der ehemaligen Bundeswehrliegenschaften als Gewerbeflächen vor.

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