Thomas-Dachser-Gedenkpreis 2021
Für seine Werke „Diggin for Gold oder die Suche nach dem Glück“ (Holz, Getriebemotor, Acryl) und „Ein großes Ohr, Titel was?“ (Stahl, Kunststoff, Lack, Spanngurte) zeichnet die Jury den 1980 in Berlin geborenen Kemptener Künstler Guido Weggenmann mit dem Thomas-Dachser-Gedenkpreis 2021 aus.
Die Begründung der Jury
Bei den zwei Werken von Guido Weggenmann geht es für die Jury einerseits um die Selbstdarstellung eines Künstlers, andererseits ist es ein Statement zur Lage der Kunst in Notzeiten.
Mit der Goldwaschmaschine „Diggin for Gold oder die Suche nach dem Glück“ verarbeitete der Künstler die Schwierigkeiten, die der Corona-Lockdown für Kunstschaffende mit sich brachte. Er sah den letzten Ausweg darin, Gold zu schürfen – also Fördergelder einzuwerben –, um künstlerisch und wirtschaftlich nicht unterzugehen. Die Arbeit hätte als letzte Ausstellung in den von ihm gegründeten Kunstarkaden gezeigt werden sollen, aber der Lockdown verunmöglichte das Vorhaben. Die Maschine selber ist handwerklich sehr solide gearbeitet, sie ist präsent, unüberhör- und unübersehbar. Die leere Trommel dreht sich immer weiter, genauso wie Weggenmann, der als Gründer der Kunstarkaden ein Motor der hiesigen Künstlerszene ist.
Das andere Werk „Ein großes Ohr“ könnte auch ein Herz sein. Das Herz des Künstlers, das dafür schlägt, dass er ausstellen darf.
Guido Weggenmann über seine Arbeit
Als Bildhauer sauge ich mich tief in die Materie hinein. Dabei reagiere ich sehr feinfühlig auf die Ereignisse unserer Zeit. Aus einer starken formalen Präsenz entspringt ein inhaltlich poetischer, nachdenklicher, kritischer Kern. Dabei will ich mit meinen Arbeiten keine Lösungen anbieten, sondern kritisch hinterfragen, um den Betrachter zum Nachdenken anzuregen. Bei „Diggin for Gold oder auf der Suche nach Glück“ handelt es sich um eine kinetische Arbeit, die fast ausschließlich aus orange kolorierten Dachlatten besteht. Im Grunde stellt sich mir als Bildhauer die Frage, wo stehen wir als Gesellschaft, wo stehen wir als Kunstschaffende, wohin wird sich alles entwickeln. Die Arbeit dokumentiert nicht die Corona-Krise, aber natürlich haben Erlebnisse in dieser Zeit Spuren hinterlassen. Da die Zeit reif war und die Not groß ist, steht sie aber für die selbige. Die Arbeit berichtet von Träumen und Hoffnungen, sie zeugt von dem Mut, mit den eigenen Händen etwas zu erringen, um sich eine gewisse Sicherheit und Unabhängigkeit aufzubauen. In sich selbst ist die Apparatur fast schon eine Lebensform, ein Organismus, die zu Beginn über den Einfülltrichter etwas in sich aufnimmt, anschließend die Trommel, angetrieben durch einen Elektrogetriebemotor, trennt und scheidet zwischen richtig und falsch, gut und schlecht, wichtig und unnütz. Das passt dann wohl auf schmerzhafte Weise in unsere Pandemie geplagte Welt, bis hinein in das Atelier der Künstler*innen.
Vita Guido Weggenmann
(Kempten)
1980 geboren in Berlin
1995 Ausbildung zum Holz-, Steinbildhauer
2002 Studium an der Akademie der Bildenden Künste München bei Prof. Olaf Metzel
2007 Meisterschüler bei Prof. Olaf Metzel
2008 Diplom Akademie der Bildenden Künste München
2018 Gründung der Kunstarkaden Kempten
Preise (Auswahl):
2016 Erwin und Gisela von Steiner Stiftung Akademie München
2016 Skulpturen Preis Stadtbergen Augsburg
2016 Katalogförderung der LfA Förderbank Bayern
2016 Förderpreis der Dr.-Rudolf-Zorn-Stiftung Kempten
2016 Kunsthallen Stipendium Kempten
2016 Kunstpreis Kunstverein Bobingen
2015 Sonderpreis der Franz Schmid Stiftung Marktoberdorf
2013 Kunstfrühling Kunstpreis Kunstverein Bad Wörishofen
2001 Bayerisches Atelierförderprogramm für bildende Künstler
2005 Förderpreis der Dr.-Rudolf-Zorn-Stiftung Kempten
Ausstellungen (Auswahl):
2021 OSTRALE Biennale 021 Dresden
2021 Weapon Art Fair Galerie der Künstler München
2021 Letzte Ausfahrt Kunstverein Rosenheim
2020 „spielerisch" Kunstausstellung ASPEKTE Regensburg
2020 London Art Fair, Venet Haus Galerie Neu-Ulm
2019 Candyland Architekturmuseums Augsburg
2019 #EXIST Halle 6 München
2019 Studioausstellung Kleinsassen Rhön
2019 London Art Fair, Venet Haus Galerie Neu-Ulm
2018 Blickfang Kunsthaus Kaufbeuren
2018 Deutsches Hutmuseum Lindenberg Alle Räder stehen still
2017 Galerie NOAH ALEX KATZ Studio: Guido Weggenmann, Augsburg
2017 Städtischen Galerie im Espantors, „Von oben ist alles anders“, Isny
2017 Art Bodensee Venet Haus Galerie Neu-Ulm
2017 Museum Villa Rot Das geheime Leben der Dinge Burgrieden- Rot
2017 London Art Fair, Venet Haus Galerie Neu-Ulm
2014 Metropolis Kunstfabrik Berlin
2014 ION Projektraum Zürich CH
2010 Animal–Art Kunstverein Schwetzingen / Worms
2007 Hand–greiflich Künstlerhaus Marktoberdorf
Foto: Foto Sienz