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Hat Monster-Wels von Lüdelsen einen Hund auf dem Gewissen?

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Angler finden skelettierte Hand in einem Wels
Ein Ungetüm von Wels wie dieser fühlt sich im Lüdelsener See wohl. Das altmärkische Exemplar zeigte sich bisher kamerascheu. Angler vermuten, dass der Raubfisch gut zwei Meter groß ist. (Symbolfoto) © dpa

Lüdelsen. Im Lüdelsener See lebt ein gut zwei Meter großer Wels. „Einer der lautlosesten Räuber überhaupt“, weiß der Vorsitzende des örtlichen Angelvereins, Klaus-Peter Schweigel.

Enten- und Gänsekinder verschwinden spurlos, die Anzahl an Friedfischen wie Plötze und Karpfen habe sich in den vergangenen Jahren dramatisch verringert. In der Vergangenheit wurde sogar ein kleiner Hund als vermisst gemeldet.

„Die Familie hat mich angesprochen, was wir für ein Ungeheuer im See haben“, erinnert sich der 68-jährige Angler. Angehörige seien mit dem Hund im See geschwommen – ein lautes Platschen und der kleine Vierbeiner war verschwunden. „Natürlich kann das aber auch ein Hecht gewesen sein“, will Schweigel nicht ganz ausschließen. Schadensersatz gab es damals nicht, denn das Schwimmen ist im Lüdelsener See eigentlich nicht erlaubt. Dennoch soll der Raubfisch aus dem Gewässer verbannt werden. Doch diese Unterfangen gestaltet sich schwierig.

Jagd nach dem Räuber

Eigentlich zeichnet sich am Lüdelsener See ein friedliches Bild. Die Sonne scheint, das Schilf raschelt leise und am Ufer des Sees flitzen Wasserläufer hin und her. Sonst ist es bis auf das Zwitschern einiger Vögel ruhig. Kaum einer ahnt, was sich in dem See unter der Wasseroberfläche abspielt. Denn in dem Gewässer herrscht ein riesiger Wels.Nur hin und wieder bekommen die Mitglieder des Angelvereins Lüdelsen den Raubfisch, der eigentlich in fließenden Gewässern heimisch ist, zu Gesicht. „Der fühlt sich wie der Pascha persönlich, wenn er dort in der Uferregion liegt“, so der Vorsitzende, Klaus-Peter Schweigel im Gespräch mit der AZ. Natürliche Feinde hat der Riese nicht. Doch die meiste Zeit gründelt er auf dem Boden des Sees, der an der tiefsten Stelle um die drei Meter misst. Welse verfügen nur über sehr kleine Augen. „Aber sie hören das Platschen auf der Oberfläche“, kennt Schweigel die Jagdmethode des Raubfischs genau. Dann lässt er sich langsam nach oben treiben und braucht nur noch sein Maul aufzureißen. Bei einer Körperlänge von 1,80 bis zwei Meter ist sein Maul um die 30 Zentimeter breit.

Und der Lüdelsener Wels wächst weiter. Auf ein Alter von 30 Jahren schätzen die Angler den Raubfisch, bis zu 30 weitere Jahre hat er noch gut und gerne vor sich.Dabei hat er einen gesunden Appetit. „Viele Enten haben nur noch ein Küken“, beschreibt der 68-Jährige seine Beobachtungen. Denn auch diese Tiere verschlingt das Monster. Auch die Friedfischpopulation sei merklich zurückgegangen. Für Menschen ist der Wels aber nicht als Gefahr einzustufen, meint der Fachmann. Dennoch soll der Wels raus aus dem See. Aber das ist bei einem geschätzten 70-Kilo-Koloss gar nicht so einfach, denn in den vergangenen Jahren konnte der Wels reichlich Erfahrung um die Ködermethoden der Fischer sammeln. „Er ist ein schlauer Bursche“, schätzt Schweigel. Viele Angler haben bereits probiert den Wels an Land zu ziehen, viele Berater haben sich auf der Suche nach einer Lösung schon die Zähne an dem Lüdelsener Monster ausgebissen. Beim Versuch den Wels aus dem Wasser zu bekommen, sei einem Angler schon das komplette Angelzeug von dem starken Raubfisch kaputt gerissen worden.

Auch Klaus-Peter Schweigel selbst war schon erfolgreicher Wels-Angler. „Ich nehme als Köder gerne ein rohes, halbes Hühnchen“, verrät er. Doch auch dieser Lockversuch bringt den Lüdelsener Wels nicht aus der Fassung. Ursprünglich hatte dieser noch eine Partnerin. Doch sie hat sich in ihrem angestammten Jagdrevier schon seit vier Jahren nicht mehr blicken lassen. „Sie wird wohl gestorben sein“, vermutet Schweigel. Welse treiben nach ihrem Tod nicht an die Wasseroberfläche. Dafür ist ihre Schwimmblase zu klein.Für Klaus-Peter Schweigel gibt es nur eine Möglichkeit: „Wir müssen einen Großteil des Wassers aus dem See lassen.“ Nicht nur wegen des Welses, auch wegen der starken Verschmutzung würde dem See eine Grundreinigung gut tun. Doch da macht ihnen das Umweltamt einen Strich durch die Rechnung: Das Seewasser, das in die Hartau abgeleitet werden müsste, kann von dem Bach nicht aufgenommen werden. Zu groß sei die Gefahr, dass angrenzende Grundstücke überflutet würden, nennt Klaus-Peter Schweigel die Begründung des Amtes.Das Wasser muss also drin bleiben und mit ihm auch der Wels. Dem Angelverein bleibt nichts anderes übrig als zu hoffen, dass die Genehmigung irgendwann doch kommt. Und dass am Seegrund nicht noch weitere kleine Welse ihr Unwesen treiben und immer weiter wachsen ...

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