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Deutschland Skandal bei Grünen

CDU verlangt Opferfonds für missbrauchte Kinder

Für CDU-Generalsekretär Herrmann Gröhe gibt es keine Tabus: Jetzt müsse auch über einen Opferfonds zugunsten von Grünen missbrauchten Kindern nachgedacht werden Für CDU-Generalsekretär Herrmann Gröhe gibt es keine Tabus: Jetzt müsse auch über einen Opferfonds zugunsten von Grünen missbrauchten Kindern nachgedacht werden
Für CDU-Generalsekretär Herrmann Gröhe gibt es keine Tabus: Jetzt müsse auch über einen Opferfonds zugunsten von Grünen missbrauchten Kindern nachgedacht werden
Quelle: dpa
Die Missbrauchsvorwürfe gegen einen nordrhein-westfälischen Grünen-Politiker haben die CDU auf den Plan gerufen: Auch ein Opferfonds müsse angedacht werden, sagte Generalsekretär Hermann Gröhe.

Nach neuen Missbrauchsvorwürfen gegen einen nordrhein-westfälischen Grünen-Politiker aus den 80er-Jahren verlangt die CDU Entschädigung für die Betroffenen. „Auch Fragen der Entschädigung durch einen Opferfonds gehören auf den Tisch“, sagte CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe am Montag in Berlin.

Die durch die „Welt am Sonntag“ aufgedeckten Missbrauchsfälle aus Nordrhein-Westfalen bezeichnete Gröhe als „empörend“. Worte der Betroffenheit von Seiten der Grünen reichten da nicht mehr aus. „Die Grünen müssen schnellstmöglich und nicht erst bis Ende 2014 aufklären“, sagte Gröhe. Es sei geboten, die Transparenz zu schaffen, die die Grünen sonst von anderen immer einforderten. Nötig sei außerdem das Gespräch mit den Opfern.

Zwei Betroffene hatten in der „Welt am Sonntag“ erstmals ihr Schweigen gebrochen und von sexuellem Missbrauch in einer Wohngemeinschaft im nordrhein-westfälischen Kamp-Lintfort in den 80er-Jahren berichtet. In einer Lebensgemeinschaft des Emmaus-Vereins wurde demnach regelmäßig Sex mit Kindern praktiziert.

Missbrauchsopfer gehören in Partei-Geschichte

Das Gebäude auf dem Dachsberg in Kamp-Lintfort diente als Tagungsort, auch die Grünen veranstalteten dort 1983 einen Kinder- und Jugendkongress. Vorsitzender der Emmaus-Wohngemeinschaft war der inzwischen verstorbene Hermann Meer, der von 1980 an dem nordrhein-westfälischen Landesvorstand der Grünen angehörte. Nach den Schilderungen der beiden ehemaligen Mitbewohner haben Meer und andere Bewohner mehrere Kinder und Jugendliche über Jahre sexuell missbraucht.

Die neuen Vorwürfe haben auch den Bundesbeauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs alarmiert: Johannes-Wilhelm Rörig fordert, die Missbrauchsopfer bei der Aufarbeitung pädophiler Strömungen in der Grünen-Parteigeschichte zu berücksichtigen.

„Vor allem aber müssen Betroffene angehört und deren Aussagen in das Forschungsvorhaben einbezogen werden“, sagte Rörig der „Welt“. „Hier wäre es interessant zu erfahren, ob die aktive Einbeziehung von Betroffenen im Forschungsvorhaben bisher vorgesehen ist.“

Die Grünen-Parteispitze hatte bereits vor einigen Wochen den Göttinger Politologen Franz Walter damit beauftragt, die Rolle der Pädophilie-Befürworter in der Anfangszeit der Partei in den 80er-Jahren aufzuarbeiten. Damit wollte die Parteiführung die Debatte um pädophile Gruppierungen innerhalb der Partei eindämmen. Walters Abschlussbericht wird allerdings erst Ende 2014 erwartet.

Warnung vor Instrumentalisierung

„Die Aufarbeitung muss umfassend, systematisch und nach wissenschaftlichen Standards erfolgen“, forderte der Bundesbeauftragte Rörig. „Alle Akten und Archive müssen hierfür geöffnet und die Ergebnisse lückenlos und transparent der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.“

Er warnt davor, das Thema im Bundestagswahlkampf zu instrumentalisieren: „Die Diskussion bei den Grünen zeigt, wie breit wir Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs denken müssen. Es wird immer wieder Bereiche geben, die heute noch nicht im Blickfeld sind. Es gilt, gesellschaftliche Strukturen aufzudecken, die Missbrauch bis heute zulassen.“

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Grünen-Chef Cem Özdemir und auch der heutige nordrhein-westfälische Landesvorsitzende Sven Lehmann hatten sich bestürzt gezeigt über die neuen Enthüllungen aus Nordrhein-Westfalen. Der Wunschkoalitionspartner SPD verwies auf die Untersuchung der Pädophilie-Vergangenheit durch den Politikwissenschaftler Walter. „Die Grünen streben selber die Aufklärung an, das ist wohl offensichtlich auch nötig“, sagte SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles in Berlin.

Die Betroffenen aus der Wohngemeinschaft in Kamp-Lintfort schilderten in der „Welt am Sonntag“, dass sexueller Missbrauch auf dem Gelände an der Tagesordnung war. Eines der Opfer, damals ein Junge von zwölf Jahren, wirft dem inzwischen verstorbenen Grünen-Politiker Meer vor, ihn regelmäßig zu sexuellen Handlungen gedrängt zu haben.

Offen zur Schau getragene Pädophilie

Zunächst habe er über Monate versucht, die Übergriffe abzuwehren, sagte er. „Insgesamt bin ich von ein paar Männern angegrapscht worden…, vielleicht zehn.“ Der andere betroffene WG-Mitbewohner erzählte, Meer habe seine Pädophilie offen zur Schau getragen. „Da wurde keine Geheimnis, sondern vielmehr Werbung für gemacht.“

Aus Kreisen des damaligen nordrhein-westfälischen Grünen-Landesverbandes hieß es am Montag, die Partei war in ihrer chaotischen Anfangszeit derart fixiert auf Konfrontationskurs zu bestehenden gesellschaftlichen Normen, dass viele Mitglieder sich grundsätzlich auf die Seite von Minderheiten schlugen – daraus hätten auch pädophile Gruppierungen Nutzen ziehen wollen.

Auf einem Landesparteitag der Grünen 1985 gelang es diesen Gruppierungen, einen Beschluss mit der Forderung nach Straffreiheit für sexuelle Beziehungen zwischen Erwachsenen und Kindern zu bewerkstelligen. Später wurde er aber wieder vom Landesverband einkassiert.

Auch auf dem Dachsberg in Kamp-Lintfort fand 1983 ein vom Grünen-Landesvorstand finanzierter Kinder- und Jugendkongress statt. Nach Schilderungen eines WG-Bewohners sei Sex mit Kindern das zentrale Thema gewesen.

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