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Meinung Karl Lauterbach

Klimawandel stoppen? Nach den Corona-Erfahrungen bin ich pessimistisch

SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach
SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach
Quelle: pa/SvenSimon/Frank Hoermann/SVEN SIMON
Die deutsche Bevölkerung unterschätzt Corona nach wie vor, warnt SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach in einem Gastbeitrag. Zur Bewältigung des Klimawandels seien Schritte nötig, die „analog“ zu Einschränkungen der persönlichen Freiheit wegen der Pandemie sind.

Das Jahr 2021 wird sehr stark bestimmt werden durch das, was in den nächsten Monaten passiert. Die Zeit bis mindestens Anfang April wird die mit Abstand schwerste in der Bekämpfung der Corona-Pandemie sein.

Ich glaube, dass die Bevölkerung diese Herausforderung nach wie vor unterschätzt. Wenn wir diese zweite Welle in den nächsten Wochen erfolgreich bekämpfen, können die Monate danach mit einer guten Lebensqualität für alle einhergehen.

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Dafür ist es aber notwendig, dass wir in dem jetzt begonnenen Lockdown so lange bleiben, bis wir die Neuinzidenz in ganz Deutschland deutlich unter 50 pro 100.000 Einwohner pro Woche senken können. Besser sollte die neue Inzidenz sogar unter 25 liegen. Nur wenn wir die Disziplin, den Altruismus und auch die Geduld aufbringen, das zu erreichen, werden die Monate danach entspannter und glücklicher sein.

Die Gefahr, die ich sehe, liegt darin, dass wir bei einer nicht wirklich erfolgreichen Bekämpfung der zweiten Welle zu früh aus dem Lockdown herausgehen und dann quälende Wochen mit hohen Zahlen von Neuinfizierten, Sterblichkeit und Überlastung des Klinikpersonals befürchten müssen.

Denkbar wäre, dass in der Bevölkerung mit Beginn der Impfungen für ältere und pflegebedürftige Menschen eine Stimmung entsteht, in der die mittleren Altersgruppen und die noch nicht geimpften Bevölkerungsgruppen nicht mehr bereit sind, die Pandemie-Einschränkungen mitzutragen.

Wäre das der Fall, stünde zu befürchten, dass die Fallzahlen gerade in der mittleren Altersgruppe wieder deutlich steigen. Dann wären insbesondere die bis dahin noch nicht geimpfte Gruppe mit Risikofaktoren und die mittlere Altersgruppe besonders gefährdet. Sehr viel wird davon abhängen, ob es uns gelingt, zusätzliche Impfstoffe zuzulassen. Bei gutem Verlauf hätten wir einen schönen Sommer, den wir uns alle verdient hätten.

Impfung gegen CO2 wird es niemals geben

Im Herbst kommen wir in den Bundestagswahlkampf. Ich hoffe, dass der Klimawandel in allen Wahlprogrammen der demokratischen Parteien eine dominierende Rolle spielen wird. Mich persönlich haben die Erfahrungen mit der Bekämpfung der Corona-Pandemie bisher leider extrem pessimistisch gestimmt, ob es uns gelingen wird, den Klimawandel rechtzeitig erfolgreich zu bewältigen.

Für mich bleibt der Eindruck, dass es uns in Deutschland und auch in Europa, geschweige denn in den Vereinigten Staaten, ohne die Entwicklung eines Impfstoffes nicht gelungen wäre, diese Pandemie zu besiegen. Eine Impfung gegen CO2 wird es allerdings niemals geben.

Somit benötigen wir Maßnahmen zur Bewältigung des Klimawandels, die analog zu den Einschränkungen der persönlichen Freiheit in der Pandemie-Bekämpfung sind. Ob das erreichbar ist, wage ich zunehmend zu bezweifeln.

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