"Vom Fußball ist es im WM-Land Katar nicht weit zur Terrorfinanzierung"

Sascha Adamek. Foto: Econ-Verlag

Sascha Adamek über die Geschäfte mit Scharia-Staaten, die den radikalen Islamismus finanzieren - Teil 1

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Offiziell bekämpft die deutsche Politik den gewaltbereiten Islamismus - sie ist aber nicht einmal in der Lage, den Handel mit Staaten zu unterbinden, die auch in Deutschland die Wurzeln dafür gelegt haben. Schlimmer noch: Die Regierung schafft es aufgrund des Steuergeheimnisses nicht einmal, deren Finanzierungswege offenzulegen. Ein Gespräch mit Sascha Adamek, dem Autor des Buches Scharia-Kapitalismus - Den Kampf gegen unsere Freiheit finanzieren wir selbst.

Herr Adamek, was ist der "Scharia-Kapitalismus" und wie äußert sich dieser?
Sascha Adamek: Diese Wortschöpfung beschreibt eine in meinen Augen äußerst gefährliche und unehrliche Geschäftsbeziehung mit Ländern, in denen die Scharia herrscht. Mit diesen Milliardengeschäften refinanzieren wir die Ausbreitung des politischen Islams, der aus diesen Ländern finanziert wird. Wir versetzen Einzelpersonen, Organisationen und ganze Staaten finanziell in die Lage, als Gönner und Sponsoren fundamentalistischer Verbände und Moscheevereine im Westen und im schlimmsten Fall auch terroristischer Gruppen zu agieren.

"Aus dem Nahen Osten finanzierte Missionierungsstrategie"

Können Sie das konkretisieren?
Sascha Adamek: Es sind unsere Konzerne und Banken, die den Profit beim Handeln mit diesen Staaten machen, die Gefahren werden dagegen wie immer sozialisiert: Damit meine ich nicht nur die latente Terrorgefahr. Tausende Kinder und Jugendliche werden in Koranschulen indoktriniert, ein rückwärtsgewandter Islam greift auf immer neue Bevölkerungsschichten über, die Jahrzehntelang friedlich mit uns zusammengelebt haben. Dieses islamistische Rollback gefährdet die Integration, das soziale Wohl ganzer Generationen und am Ende die Demokratie. Keine extremistische Gruppe wächst schneller als der Salafismus mit mehr als 10 000 Mitgliedern in Deutschland.
Diese vor allem aus dem Nahen Osten finanzierte Missionierungsstrategie trifft hierzulande und generell im Westen vor allem auf arme Schichten. Das Geld milliardenschwerer Gönner und Oligarchen aus Nah-Ost trifft auf Menschen, die hierzulande nicht auf der Sonnenseite sitzen. Das ist eine auch sozialpolitisch gefährliche Konstellation. Denn wem werden diese Menschen vertrauen? Dem säkularen deutschen Staat oder den tiefgläubigen großherzigen Spendern und ihren radikalen Ideen?

"Riesige Beteiligungen der Scharia-Staaten an westlichen Konzernen und Banken"

In welche finanziellen Dimensionen bewegt sich der "Scharia-Kapitalismus"?
Sascha Adamek: Das Außenhandelsvolumen mit Scharia-Staaten machte allein Jahr 2016 nur für Deutschland 58 Milliarden Euro aus und damit mehr als ein Drittel des Handels, den wir mit unserem wichtigsten Verbündeten USA unterhalten. Darin nicht eingerechnet sind die riesigen Beteiligungen, die Scharia-Staaten, ihre Staatsfonds oder Oligarchen an westlichen Konzernen und Banken halten: Katar ist mit 14,6 Prozent an Volkswagen beteiligt, mit 6,1 Prozent an der Deutschen Bank. Kuwait mit 6,8 Prozent an Daimler. Das sind nur einige Beispiele, die zeigen, dass sich diese Staaten unabhängiger von Gas und Öl machen.
Sie diversifizieren ihre Volkswirtschaften und gehen auf Einkaufstour: die Abu Dhabi Investment Authority soll 773 Milliarden Dollar schwer, die saudische SAMA Foreign Holding mit 632 Milliarden Dollar, und die Kuwait Investment Authority mit 592 Milliarden Dollar. Die Quatar Investment Authority wird auf 256 Milliarden Dollar taxiert. Hinzu kommt der saudische Staatskonzern Aramco, der nach Darstellung des saudischen Königshauses zwei Billionen Dollar wert sein soll. Damit könnten die Saudis Google, Facebook und Microsoft gleichzeitig kaufen, wenn sie das Geld flüssig hätten. Der Haken an dieser Sache ist allerdings, dass sie damit auch Macht und politischen Einfluss einkaufen.
Als in den USA der Kongress beschloss, die bislang geheimen 28 Seiten aus dem 09/11-Untersuchungsbericht zu veröffentlichen, die auch die Beteiligung hochrangiger saudischer Staatsbürger betraf, drohte der saudische Außenminister Adel al-Jubeir, dass in diesem Fall Saudi-Arabien sämtliche US-Staatsanleihen im Wert von angeblich 750 Milliarden Dollar verkaufen könnte. Insider wussten zwar, dass das eine unrealistische und irrwitzige Idee war, aber die Drohung ging trotzdem um die Welt.

"Katar exportiert den radikalen Islam"

Sie zitieren in ihrem Buch einen Geheimbericht des Verfassungsschutzes, wonach Saudi-Arabien, Katar und Kuwait "eine langfristige Strategie der Einflussnahme" auf die westliche Hemissphäre verfolgen. Worauf stützt sich diese These?
Sascha Adamek: Der Bericht stützt sich natürlich auf geheimdienstliche Quellen, auf die Residenturen vor Ort. Als ich in diesem Frühjahr in Katar war, wurde mir in europäischen Diplomatenkreisen diese These bestätigt. Jeder weiß dort, dass es stimmt. Und natürlich ist auch die Bundesregierung im Bilde, schweigt aber leider öffentlich dazu. Anfragen von Bundestagsabgeordneten werden als "Geheimsache" deklariert, weil eine offene Beantwortung das "Staatswohl" gefährde.
In Wahrheit werden nach meiner Meinung milliardenschwere Geschäftsinteressen geschützt mit fatalen Folgen für unsere Sicherheit: In dem vertraulichen Bericht von Bundesnachrichtendienst und Bundesamt für Verfassungsschutz heißt es, "Missionierungsorganisationen" aus Katar, Saudi-Arabien und Kuwait verfolgten "eine langfristige Strategie der Einflussnahme". Die salafistisch ausgerichtete Missionierung gehöre für diese Staaten "zum religiösen und politischen Selbstverständnis".
Der Geheimdienstbericht nennt sogar einige islamistische Wohlfahrtsorganisationen namentlich: die Sheikh Eid bin Mohammed al-Thani Charity aus Katar, die einflussreiche Muslim World League aus Saudi-Arabien und die Revival of Islamic Heritage Society aus Kuwait. Sogenannte "fehlgeleitete" Muslime, also säkular lebende Muslime in Deutschland, ob Einheimische oder Flüchtlinge, sollen auf den rechten Weg zurückgeführt werden.
Und die Kataris zum Beispiel machen gar keinen Hehl daraus, Missionierung zu betreiben: Die Sheikh Eid bin Mohammad al-Thani Charitable Foundation, die im BND-Bericht namentlich erwähnt wird, hat 2016 öffentlich angekündigt, weltweit rund 335 neue Moscheebauten zu finanzieren. Die Organisation Qatar Charity, will sogar 600 neue Moscheebauten weltweit auf den Weg bringen. Wir sehen, Katar beteiligt sich nicht nur an Volkswagen und der Deutschen Bank, um nur zwei Große zu nennen, sondern exportiert auch den radikalen Islam.

"Kindercomic, in dem der Märtyrertod mehrfach verherrlicht wurde"

Welche Rollen spielen islamische Verbände wie die DITIB bei diesem Prozess?
Sascha Adamek: Während die Finanzierung von Moscheen in Deutschland generell im Verborgenen abläuft, wissen wir bei DITIB sehr genau, wie es läuft. Die Imame werden aus der Türkei geschickt und sie sind Angestellte der türkischen Religionsbehörde Diyanet. Auch die Grundstücke werden von der Türkei aus bezahlt. Viele Jahre galt DITIB als liberal-konservativer Partner für die Politik, für die Behörden und für uns Medienmacher. Das ändert sich seit Erdogan seine islamistische Agenda über die Türkei stülpt. Neuerdings wird sogar die Evolutionstheorie nicht mehr gelehrt.
Wie darauf zu reagieren ist, hat das Land NRW vorgemacht: Als der Stern und andere Medien über einen ernst gemeinten Kindercomic der Diyanet in türkischer Sprache berichteten, in dem der Märtyrertod mehrfach verherrlicht wurde regierte Nordrhein-Westfalen offiziell. Das Innenministerium bat den Landesverband DITIB NRW um eine Stellungnahme zu dem Comic. Denn der Verband ist federführend in dem Präventionsprogramm "Wegweiser" tätig, einem Programm, das junge Menschen genau von diesem Märtyrertod abhalten soll. Die DITIB war in ihrer Stellungnahme aber nicht zu einer Distanzierung bereit.
NRW beklagte daraufhin die "notwendige klare Neutralität bzw. ausreichende Distanz" und löste den Vertrag mit DITIB auf. Und die damalige SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft zweifelte öffentlich daran, dass die DITIB den Kriterien zur Einstufung als Religionsgemeinschaft entspricht. Das Streichen öffentlicher Mittel ist die erste Wahl, die zweite ist der Entzug der Gemeinnützigkeit für solche Moscheevereine und Verbände. Insofern war die jetzt bekannt gewordene Streichung von Mitteln des Bundesfamilienministeriums überfällig. Diese sollten für Integrationsmaßnahmen für Flüchtlinge ausgegeben werden. Ich finde ohnehin, die Integration ist eine Angelegenheit für den säkularen Staat, denn nicht wenige Menschen, sind auch vor dem radikalen Islam geflüchtet.

"Holocaust als gerechte Strafe für die Verderbtheit der Juden"

Sie schreiben, dass die Scharia-Staaten den islamischen Terror unterstützen. In welchen Formen äußert sich dies?
Sascha Adamek: Dafür müssen Sie nur in die internationalen Terrorsanktionslisten schauen, der UN oder der USA. Wenn Sie Katar oder die Hauptstadt Doha in die Suchmaske eingeben, erscheinen die Namen von Terrorunterstützern. Es sind Staatsbürger, die in Katar wohnen - darunter hochangesehene Bürger, denen nichts passiert. Sogar vom Fußball ist es im WM-Land 2022 Katar nicht weit zur Terrorfinanzierung. Abdulrahman bin Omeir al-Nuaymi ist seit 2013 auf der US-Terrorliste, seit 2014 auf der UN-Terrorliste, weil er al-Qaida unterstütz haben soll, was er bestreitet.
Die USA haben ihn 2013 und die Vereinten Nationen 2014 auf die Sanktionsliste für Terroristen gesetzt, weil er über ein Jahrzehnt al-Qaida-Ableger in Irak, Syrien, Somalia und Jemen mitfinanziert haben soll. Auch soll er zwischen al-Qaida und Katar ansässigen Spendern vermittelt haben. Für eine Weile zwei Millionen Dollar im Monat an al-Qaida in Irak überwiesen. Mitte 2012 habe er schließlich geschätzte 250 000 US-Dollar an zwei Mitglieder der islamistischen Terrorgruppe al-Shabaab überwiesen. Früher war er Präsident des katarischen Fußballverbandes. Die Listung wurde Anfang dieses Jahres übrigens verlängert.
Das WM-Gastgeberland Katar beherbergt auch ein Exilbüro der Terrororganisation Hamas und es hat dem aus Ägypten stammenden Chefideologen der internationalen Muslimbruderschaft, Yusuf al-Qaradawi sogar die katarische Staatsbürgerschaft überlassen. Qaradawi hat eine eigene Fernsehsendung im arabischsprachigen Kanal von Al-Jazeera. Dieser Mann bezeichnet den Holocaust aus gerechte Strafe für die Verderbtheit der Juden und einmal hat er eine Fatwa erlassen, wonach es eine Ausnahme vom Kopftuchgebot für Muslima gebe: wenn diese sich zu Tarnungszwecken unter israelische Zivilisten mische, um sich in die Luft zu sprengen. Dieser Mann ist in Katar hochangesehen und wird leider von vielen sunnitischen Muslimorganisationen verehrt.
Auch die organisierte Kriminalität unterstützt ihren Ausführungen zufolge den Terrorismus. Wie läuft das ab?
Sascha Adamek: Terrorfinanzierung lässt sich ohne Organisierte Kriminalität nicht denken, das geht oft Hand in Hand. Die Terror-Organisation Hizbullah zum Beispiel greift Deutschland nicht an, sondern Israel. Dabei kooperiert die Hizbullah eng mit der Organisierten Kriminalität, mit bestimmten Clans in Deutschlands, um sich zu refinanzieren, fast ungehindert. Die Geldwäschegesetzgebung hinkt in Deutschland Jahrzehnte hinterher.
Können Sie ein Beispiel geben?
Sascha Adamek: Kürzlich fanden Fahnder in Nordrhein-Westfalen in einer islamistischen Moschee ein paar zehntausend Euro. Jetzt müssen die Behörden nachweisen, dass dieses Geld illegal erworben wurde, um Unregelmäßigkeiten aufzudecken. Das ist quasi unmöglich. Solche Ermittlungen laufen meist ins Leere.
In Italien müsste die Moschee nachweisen, dass das Bargeld legal - also kein Schwarzgeld - ist. Diese Beweislastumkehr brauchen wir dringend auch in Deutschland, zur Bekämpfung der Terrorfinanzierung, aber auch der Geldwäschebekämpfung. Leider hat Deutschland auch nach Jahrzehnten die EU-Richtlinie zur Geldwäschebekämpfung nicht umgesetzt.

"Die Grundbuchämter in Deutschland überprüfen ihre Datenbanken nicht"

Laut Ihren Recherchen gab beziehungsweise gibt es große Versäumnisse bei den Berliner Behörden, was den Immobilienbesitz von Personen angeht, die auf Terrorlisten stehen. An welchen Fällen machen Sie das fest?
Sascha Adamek: Zum Beispiel hatte in Berlin Neukölln ein saudischer Staatsbürger, der jahrelang auf der Liste der Terrorhelfer für den Anschlag vom 11. September 2001 stand, ein Grundstück erworben. Als Vermieter fungiert für ihn obendrein der hochproblematische Moscheeverein Al Nur, in dem seit Jahren immer wieder Hassprediger auftreten und der zum Beispiel auch vom heutigen IS-Terroristen Denis Cuspert besucht wurde. Übrigens eine Moschee, die es ohne offizielle saudische Hilfe nicht gäbe.
Extremismus und Terrorismus benötigen eine finanzielle Struktur - und die sollten wir zuerst zerstören. Die Grundbuchämter in Deutschland aber überprüfen ihre Datenbanken nicht, sie suchen nicht nach Leuten, die auf Terrorlisten stehen, dabei sind Grundstückskäufe eine sehr probate Methode, um Geld zu parken. Das ließe sich schnell ändern, nur tut es in Deutschland niemand.
Die Bundesländer haben sogar auf meine Anfragen geantwortet, sie seien dazu nicht verpflichtet. Sie müssten nur verhindern, dass Grundstücke von oder an Personen verkauft würden, die auf Sanktionslisten stünden. Die EU-Kommission hat dem auf meine Anfrage widersprochen.

In Teil 2: "Der politische Islam richtet sich gegen die Multikultur"

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