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Vor 25 Jahren in Nordfriesland Interfriesischer Kongress 2024 auf Sylt: Alles zu den Wurzeln der Friesen-Kooperation

Von Prof. Dr. Thomas Steensen | 28.12.2023, 10:44 Uhr

Friesen in Nord-, Ost- und Westfriesland tagen im Frühjahr auf Sylt. Bewegend sind die Ursprünge der Kooperation über Grenzen hinweg.

Friesen aus Nord-, Ost- und West treffen sich alle drei Jahre zu einer Tagung. 2024 findet der Kongress auf Sylt statt - vom 31. Mai bis zum 2. Juni in Klappholttal. Anlass für shz.de, auf die Ursprünge der Verbindungen der Friesen untereinander hinzuweisen.

Kernstück der Zusammenarbeit ist nach wie vor der Friesenkongress oder, wie er seit der Reform 1999 heißt, der Interfriesische Kongress. Er wird jeweils abwechselnd in einem der Frieslande abgehalten. Man diskutierte zum Beispiel ökonomische Perspektiven, die Bedeutung des Fremdenverkehrs, den Schutz des Wattenmeers, die Entwicklung der friesischen Dörfer, die Migration oder die Folgen des Klimawandels.

llse Johanna Christiansen aus Bredstedt ist Präsidentin des Interfriesischen Rates. Ihr Credo lautet:

„Warum sollten wir uns reduzieren auf Deutsch und Niederländisch? Wir sind doch gemeinsam eine Volksgruppe: Friesen!“
Ilse Johanna Christiansen
Präsidentin des Interfriesischen Rates

Das Gremium umfasst die Nordfriesen in Schleswig-Holstein, die Ostfriesen in Niedersachsen und die Westfriesen in den Niederlanden. Dessen Gründung liegt genau ein Vierteljahrhundert zurück.

Von einem „historischen Moment“ war die Rede und davon, dass „ein Traum vergangener Jahrzehnte“ in Erfüllung gehe. Die Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg war nicht neu. Aber nun wurde ihr erstmals eine verbindliche Form gegeben.

Die nord-ost-westfriesischen Beziehungen reichen bis weit in das 19. Jahrhundert zurück. Man besann sich auf die gemeinsame Geschichte und gemeinsame Traditionen, obwohl die drei Frieslande seit Jahrhunderten getrennte Wege gegangen waren. Natur, Landschaft und Kultur gleichen sich jedoch in vielfacher Weise. Den Ortsnamen „Midlum“ zum Beispiel gibt es in allen drei Gebieten.

Als die westfriesische Schriftstellerin Jantsje Terpstra 1906 nach Nordfriesland reiste, erklärte sie:

„Ich fühle mich dort nicht im fremden Land, sondern zu Hause, zu Hause bei Abkömmlingen des eigenen Volkes, zu Hause im zweiten Friesland, hoch im Norden, aber doch in Friesland.“
Jantsje Terpstra
Westfriesische Schriftstellerin

Im Jahr 1925 wurde in Jever ein erster Friesenkongress gehalten, erstmals überhaupt kamen damals Friesen aus allen drei Landen zusammen. Beim Kongress fünf Jahre später in Husum gründete man einen ersten grenzüberschreitenden „Friesenrat“.

Deutsche Besatzung der Niederlande belastete Verbindungen

Als 1940 deutsche Truppen die Niederlande besetzten, wurden die Verbindungen schwer belastet. Trotzdem zeigten sich mehrere Westfriesen schon kurz nach dem Zweiten Weltkrieg zur erneuten Zusammenarbeit bereit. Pionierarbeit leistete der Föhrer Friese Frederik Paulsen, der bereits im Herbst 1945 nach Westfriesland reiste. Als Gegner des NS-Regimes genoss er Vertrauen.

Der europäische Gedanke festigt die Zusammenarbeit

Die interfriesischen Kontakte wurden nun im Zeichen des zusammenwachsenden Europas gesehen. Beim Friesenkongress im ostfriesischen Aurich 1955 beschlossen Vertreter aus Nord, Ost und West das „Friesische Manifest“. Ein Kernsatz lautete: „Die drei Frieslande bejahen alle Bestrebungen, die zu einem geeinten Europa führen.“ Im Jahr darauf wurde ein neuer Friesenrat gegründet. Er entfaltete viele Initiativen, die zum Teil bis in die Gegenwart wirken.

Jeweils im Jahr nach einem Friesenkongress trifft man sich auf der Insel Helgoland zu einem Kulturfest. Vor allem die jährlichen Bauerntreffen, initiiert von dem Nordfriesen Carsten Boysen aus Risum, begründeten lebenslange Freundschaften.

Interfriesischer Rat seit 1999 ein Verein

Als „Europäer der ersten Stunde“ wurden die Friesen bezeichnet. Doch der Friesenrat bildete nur eine freiwillige Arbeitsgemeinschaft, was sich manchmal als hinderlich erwies. 1999 nun gab er sich eine neue Grundlage als eingetragener Verein. Seither firmiert er als Interfriesischer Rat.

In Westfriesland heißt er „Fryske Rie“, in Ostfriesland auf Saterfriesisch „Fräiske Räid“ und auf Plattdeutsch „Freeske Raad“, in Nordfriesland „Frasche Rädj“. Die nordfriesische Sektion hat ihren Sitz im „Friisk Hüs“ am Marktplatz in Bredstedt in der ehemaligen Tabakfabrik Preisler. Alle drei Jahre wechselt der Vorsitz.

Der europäische Gedanke spielt nach wie vor eine wichtige Rolle. Dies zeigte sich, als 2009 eine gemeinsame interfriesische Fahne geschaffen wurde. Die ringförmige Anordnung der drei Frieslande lehnt sich bewusst an die Gestaltung der Europaflagge an. Als Hintergrundfarbe entschied man sich für das „Europablau“.

Dämme und Deiche für die friesische Kultur notwendig

Perspektiven der interfriesischen Zusammenarbeit leitet Ilse Johanna Christiansen aus der Geschichte ab: Im Deichbau etwa bestand in Jahrhunderten eine Verbindung entlang der Nordseeküste. Auch heute gehe es darum, sagt sie, voneinander zu lernen und nun Deiche und Dämme für die friesische Kultur zu bauen.