Düngemittelknappheit Welternährungsorganisation befürchtet weltweit großflächige Ernteausfälle
Die Welternährungsorganisation (FAO) rechnet wegen der Düngerkrise mit einer sinkenden Nahrungsmittelproduktion.
Wegen des knappen Angebots und der hohen Kosten für Kunstdünger werde 2022 womöglich deutlich weniger gedüngt als bislang, sagte Josef Schmidhuber, stellvertretender Direktor der FAO-Division Märkte und Handel, dem SPIEGEL. »Wenn dann auch noch das Wetter ungünstig wird, müssen wir mit einer spürbar verringerten Lebensmittelproduktion rechnen.«
Infolge des stark gestiegenen Erdgaspreises haben sich diverse Kunstdünger sprunghaft verteuert. Urea (Harnstoff) etwa kostete laut FAO im November gut dreieinhalbmal so viel wie Ende 2020.
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Der Grundstoff Ammoniak, dessen Gewinnung enorme Mengen an Erdgas verschlingt, ist so kostspielig geworden, dass große Düngemittelhersteller Fabriken zeitweise stilllegen mussten.
»Bei diesen hohen Gaspreisen lohnt es sich oft nicht mehr, Dünger zu erzeugen«, sagte Schmidhuber dem SPIEGEL. Und so wird die Pflanzennahrung weltweit zunehmend knapp.
Im Supermarkt wird es teurer
Die beiden größten Stickstoffdünger-Exporteure Russland und China haben ihre Ausfuhren laut FAO-Zahlen binnen eines Monats um 37 Prozent sowie 40 Prozent heruntergefahren. Auch der führende Phosphatdünger-Exporteur Marokko verkauft neuerdings spürbar weniger ins Ausland.
Für Deutschland erwartet der gebürtige Deutsche Schmidhuber »nur« höhere Preise für Lebensmittel. In ärmeren Staaten seien spürbare Ernterückgänge zu befürchten, da sich dort viele Farmer den Dünger nicht mehr leisten können.
Zudem könne auch die Qualität leiden. »Wenn etwa beim Weizenanbau weniger Dünger eingesetzt wird, dann sinkt der Eiweißgehalt des Weizens«, sagte der FAO-Experte.
Schon 2021 hatten sich Nahrungsmittel rund um den Globus massiv verteuert: laut dem Food Price Index der Welternährungsorganisation um durchschnittlich 23 Prozent. Nun ist ein neuerlicher Preisschub programmiert.