WDR-Programmchef lehnt von Corona-Kritikern geforderte Talkshow ab

WDR-Programmdirektor Jörn Schönenborn.

WDR-Programmdirektor Jörn Schönenborn.

München. WDR-Programmdirektor Jörn Schönenborn hat eine von Kritikern der Corona-Berichterstattung geforderte Talkshow im Fernsehen ausgeschlossen. „Es wird nicht dazu kommen, dass wir eine Sendung machen, wie sie gefordert ist“, sagte er am Mittwoch in München. Er persönlich sei der Meinung, dass eine Talkshow nicht der richtige Ort sei, um über wissenschaftliche Fakten zu diskutieren: „Unsere Botschaft ist klar: Wir sind eng in Fakten, aber breit in Meinungen und Perspektiven.“

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Vorausgegangen war eine Online-Petition, die eine Sondersendung mit Wissenschaftlern gefordert hatte, die abweichende Meinungen vertreten. Der Petition hatten sich mehr als 63.000 Menschen angeschlossen. Sie wurde der ARD Ende September übergeben. Der Initiator Bastian Barucker teilte dem epd mit, er wolle, dass diese Kritiker mit dem Virologen Christian Drosten öffentlich diskutieren, damit die Menschen in diesem Land verstünden, dass die Einschätzung Drostens oder des Chef des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, „keineswegs wissenschaftlicher Konsens ist, sondern es eine breite Debatte gibt“. Kritiker kämen nicht adäquat zu Wort.

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Austausch mit ranghohen ARD-Vertretern

In einer Videokonferenz vergangene Woche tauschten sich Barucker, andere Kritiker der Maßnahmen sowie mehrere ranghohe ARD-Vertreter aus. Eine ARD-Sprecherin sagte: „Wir haben das Hintergrundgespräch angeboten, damit wir zu Kritik, Sorgen und Vorschlägen der Petenten in einen Dialog kommen und miteinander reden statt übereinander - das ist für uns als öffentlich-rechtliche Sender, die dem Gemeinwohl dienen, wichtig.“ Der Austausch sei sachlich und ernsthaft gewesen. Zu den Vorschlägen werde sich der Senderverbund im Nachgang eine Meinung bilden. Im Hinblick auf die Forderung nach einer Sondersendung verwies sie auf die Programmautonomie der Sender. Die Redakteure handelten in Programmfragen unabhängig.

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Schönenborn hatte vor einigen Wochen beim WDR intern eine Diskussion darüber angestoßen, ob bestimmte Standpunkte renommierter Wissenschaftler in der Corona-Berichterstattung totgeschwiegen würden. Solche Vorwürfe hätten Bekannte von ihm geäußert, bei denen es sich nicht um Menschen handele, „die Corona leugnen oder andere Fakten ignorieren“, sondern solche, die Maßnahmen und Einschränkungen für unangemessen und übertrieben hielten. Viele Redakteurinnen und Redakteure hätten ihm von ähnlichen Begegnungen berichtet.

RND/epd

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