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In der Gesellschaft der Singularitäten: Wandlungen des Parteiensystems

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Die repräsentative Demokratie in Anfechtung und Bewährung

Zusammenfassung

Längst vor der aktuellen populistischen Zuspitzung waren entinstitutionalisierender und emotionalisierender Wandel der Gesellschaft unterwegs. Erosion des Parteiensystems zeichnete sich ab. Individualisierung und Pluralisierung prägen eine „Gesellschaft der Singularitäten“, welche sich ihre eigenen Kommunikationszirkel schaffen und zunehmend nach spezifischer politischer Repräsentation streben. Pluralisierung und Fragmentierung des Parteiensystems sind die Folgen – einerseits. Anderseits gewinnt die Idee der Bewegung Attraktivität, auf Kosten der Partei als Institution. Infolgedessen deuten sich Tendenzen zur Entmächtigung ihrer Thematisierungs-, Führungs- und Legitimationsfunktionen an. Die differenzierte Gesellschaft verselbstständigt sich in ihren Segmenten und setzt die Institutionen unter Entscheidungsdruck.

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Notes

  1. 1.

    Demnach haben 82 % der Bevölkerung wenig oder gar kein Vertrauen zu politischen Parteien.

  2. 2.

    So präsentierte die CSU bei der Europawahl 2014 an der Spitze mit Manfred Weber einen ausgewiesenen Pro- und mit Peter Gauweiler einen ausgewiesenen Antieuropäer. Das Ergebnis: blamabel.

  3. 3.

    Sinus unterscheidet stets aktualisiert jeweils etwa 10 solcher „Milieus“ – z. B. prekäres, hedonistisches, traditionelles, pragmatisches, leistungsorientiertes („Performer“).

  4. 4.

    Das sollte etwa gelten für das sozioökologische „Milieu“ und Grüne oder das liberal-intellektuelle „Milieu“ und die FDP, das ostdeutsche „Milieu“ für die Linke oder ein national-identitäres für die AfD. Für die Piraten als Ausdruck des Internetmilieus galt es beispielhaft – sogar auch negativ, weil das virtuelle Lebensgefühl des Netzes an der Realität scheiterte.

  5. 5.

    Erstere Studie stützt sich schon auf die inzwischen klassischen sogenannten Sinus-Milieus (siehe Anm. 3), die dem gesellschaftlichen Wandel folgen: zuletzt 9, darunter z. B. „Leistungsindividualisten“, „zufriedene Aufsteiger“ und „abgehängtes Prekariat“. Für Politik, Öffentlichkeit und große Teile der Wissenschaft ist es offenbar intellektuell weniger anstrengend, an den traditionellen cleavages festzuhalten.

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Oberreuter, H. (2019). In der Gesellschaft der Singularitäten: Wandlungen des Parteiensystems. In: Kronenberg, V., Horneber, J. (eds) Die repräsentative Demokratie in Anfechtung und Bewährung. Studien der Bonner Akademie für Forschung und Lehre praktischer Politik. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-26364-5_2

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