Zusammenfassung
Mit Intersektionalität wird ein Bündel theoretischer Ansätze bezeichnet, die das Wechselverhältnis von Geschlecht und weiteren sozialen Ungleichheiten erfassen wollen. Sie greifen in eine Auseinandersetzung mit einer langen Geschichte ein, die seit den 1970er Jahren als „sex, race, class“-Debatte geführt wird. Die zugrunde liegenden gesellschaftstheoretischen Ansätze bezogen sich vor allem auf die Systemansätze des Kapitalismus in Verbindung mit dem Patriarchat. Zwar bilden diese Debatten eine wichtige Grundlage für den heutigen Intersektionalitätsansatz, sind jedoch nicht darunter zu subsumieren. Denn inzwischen haben sich sowohl der theoretische Kontext der Debatte als auch die gesellschaftliche Lage verändert. Die konstruktivistischen und poststrukturalistischen Ansätze haben das Verständnis von Geschlecht pluralisiert und verflüssigt, so dass sich die Frage stellt: Was kommt nach der Genderforschung (vgl. Casale/Rendtorff 2008)? Zugleich haben sich empirische Unterschiede entlang von Klasse, Ethnizität und Geschlecht vervielfältigt und vertieft. So erweitert sich das Klassenspektrum innerhalb der Genusgruppen. Auch in der Migration spannt sich der Bogen von den wenigen BildungsaufsteigerInnen zu den irregulären MigrantInnen, die in ungeschützten Lagen ein prekäres Einkommen suchen (vgl. auch Lenz 2009).
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Literatur
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Lenz, I. (2010). Intersektionalität. In: Becker, R., Kortendiek, B. (eds) Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92041-2_19
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