Zusammenfassung
Die Parteien sind zum Teil der gehobenen Gesellschaft geworden. In ihren Reihen organisieren sich die gebildeten und bessergestellten Kreise der Mittelschicht, während Angehörige der sozioökonomisch bedrängten und abgehängten Schichten ausgegrenzt werden. Aus den Mittelschichtparteien gehen Berufspolitiker hervor, die die älteren milieuverbundenen Repräsentationspolitiker verdrängt und sich als akademische Professionals des selbstbezogenen Politikbetriebs etabliert haben. Die im Staatsbereich verankerte politische Managerklasse schuf sich auf ihre Wahl- und Wiederwahlbedürfnisse hin instrumentalisierte elektorale Berufspolitikerparteien, die ihr Beziehungsverhältnis zur Wählerschaft der Marktlogik unterwerfen. Interessenrepräsentation von ressourcenarmen Gruppen aus dem Unten des gesellschaftlichen Ungleichheitsgefüges passt nicht mehr zum Parteienwettbewerb um den Medianwähler. Repräsentativ-demokratische Parteienherrschaft stemmt sich nicht mehr gegen wachsende soziale Ungleichheit, sondern bringt sie als halbierte Demokratie politisch zum Ausdruck.
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Wiesendahl, E. (2017). Parteien in gehobener Gesellschaft oder die halbierte Demokratie. In: Wiesendahl, E. (eds) Parteien und soziale Ungleichheit. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10390-3_17
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