Die Union bleibt zwar stärkste Kraft, grosse Gewinnerin ist aber die AfD. Die SPD fährt das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte ein und will in die Opposition.
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Rechnerisch sind nach der Wahl zwei Koalitionen möglich: Eine Fortsetzung der grossen Koalition zwischen SPD und Union, sowie die sogenannte Jamaica-Koalition (CDU/CSU, Grüne und FDP). Die SPD schliesst eine Weiterführung der Grossen Koalition allerdings aus. Sowohl der Fraktionsvorsitzende der SDP, Thomas Oppermann, wie auch Martin Schulz, Kanzlerkandidat der SPD, sagten, die SPD sei von nun an die Partei der Opposition.
Alle Parteien haben im Wahlkampf eine Koalition mit der AfD, die zur drittstärksten Kraft geworden ist, ausgeschlossen.
Die meisten Wahlkreise werden wieder einen Abgeordneten der Union in den Bundestag schicken, in 59 Wahlkreisen schicken die Wähler einen sozialdemokratischen Abgeordneten in den Bundestag. Zum ersten Mal schicken drei Wahlkreise einen AfD-Kandidaten per Direktmandat in den Bundestag: Bautzen I, Görtliz und der Wahlkreis Sächsische Schweiz – Ostgebirge.
Die SPD wird deutschlandweit abgestraft, am schlechtesten schneidet sie im Wahlkreis Sächsische Schweiz – Osterzgebirge ab – dort, wo die AfD am erfolgreichsten ist. Die AfD holt in fünf Wahlkreisen im Bundesland Sachsen mehr als 30 Prozent der Stimmen. Die Linke ist nach wie vor im Osten am stärksten, Union, FDP und Grüne dagegen holen im Westen mehr Stimmen.
Die SPD holt nur in einem einzigen Wahlkreis mehr Stimmen im Vergleich zu 2013: in Aachen II. Und die Union kann in keinem einzigen Wahlkreis Stimmen dazugewinnen, insbesondere verliert die CSU in Bayern viele Stimmen. Die AfD dagegen schneidet in allen 299 Wahlkreisen besser ab als vor vier Jahren.
Die Netto-Wählerwanderung zeigt, an wen die Regierungsparteien Wähler verloren und wo die AfD und die FDP ihre Stimmen geholt haben. Die Union hat an die AfD wie an die FDP je mehr als eine Million Wähler verloren. Die SPD ihrerseits hat über 1,8 Millionen an die Konkurrenz verloren, sie gingen in etwa gleichen Teilen an die vier «kleinen» Parteien. Bemerkenswert ist auch, dass fast eine Million Wähler von links (SPD, Linke, Grüne) zur AfD gewechselt sind.
Durch die höhere Wahlbeteiligung konnten alle Parteien Nichtwähler von 2013 für sich gewinnen, mit Abstand die meisten die AfD, gefolgt von der FDP.
Die Korrelation mit den sozio-demografischen Merkmalen der Wahlkreise kann das Wahlresultat in Teilen erklären. Ein Beispiel: Wo nur wenige Menschen arbeitslos sind, konnte die Union viele Stimmen gewinnen, Die Linke erzielte jedoch in Wahlkreisen mit hoher Arbeitslosigkeit gute Ergebnisse.
Die grossen Sieger dieser Wahl sind die FDP und die AfD. Bei einer Analyse der Wählersegmente zeigt sich, dass beide Parteien bei Männern besser ankommen als bei Frauen. Damit enden aber die Gemeinsamkeiten bei den Wählergruppen. Während die Liberalen den höchsten Zuspruch bei Wählern mit einen Hochschulabschluss erzielen, punktet die AfD stärker bei Wählern mit geringerem Bildungsniveau. In Bezug auf das Alter kommt die FDP bei Bürgern unter 30 Jahren im Vergleich am besten an, die AfD erreicht ihre Zielgruppe am besten bei Personen zwischen 30 und 59 Jahren.
Mit 76,2 Prozent ist die Wahlbeteiligung gegenüber 2013 (72.4%) angestiegen.
Im Osten Deutschlands war die Wahlbeteiligung tendenziell tiefer als im Westen, proportional am wenigsten Wähler hat der Wahlkreis Duisburg II mit 64,8 Prozent. Am meisten Wahlberechtigten gingen in München-Land an die Urnen: 84,4 Prozent.
Einige Wahlkreise senden einen Abgeordneten aus einer anderen Partei in den Bundestag als noch vor vier Jahren. Drei dieser gekippten Wahlkreise gingen an die AfD, einer – Leipzig II – ging neu an einen Kandidaten der Linken, und je acht an Kandidaten der Union und der SPD.
Recherche, Datenanalyse und Grafiken: David Bauer, Lucien Baumgartner, Alexandra Kohler, Marie-José Kolly, Balz Rittmeyer.
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