Zur Person von Dr. Margarete Rehm
Vorwort
Vom Anfang - 1. Jh. n. Chr.
............ 2. Jh. - 14. Jh.
............15. Jh.
............16. Jh.
............17. Jh.
............18. Jh.
..........1800 - 1834
..........1835 - 1869
..........1870 - 1899
..........1900 - 1934
..........1935 - 1969
..........1970 - 1993

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Information und Kommunikation in Geschichte und Gegenwart

von

Margarete Rehm

Das 17. Jh.

Der Bänkelsang war der seit dem 17. Jh. meist auf Jahrmärkten geübte Vortrag aktueller Lieder über sensationelle und denkwürdige Ereignisse von einer kleinen Bank ("Bänkel") herab, die die Bänkelsänger als Podium benutzten. Neben Katastrophen, wundersamen Errettungen und herzbewegenden Schicksalen lieferten Diebstähle, Greueltaten und Morde den Vortragenden die dankbarsten Themen. Deshalb nannte man den von Drehorgel, Geige oder anderen volkstümlichen Instrumenten begleiteten Gesang der Bänkelsänger "Moritat", wobei diese Bezeichnung wohl durch zerdehnendes Singen des Wortes "Mordtat" (etwa: Mo-red-tat) entstanden ist.
Die Moritat bestand aus dem Lied und einer Prosagegeschichte über dasselbe Ereignis. Der Vortrag auf den Jahrmärkten wurde durch eine Bildtafel illustriert, auf deren einzelne Szenen der Bänkelsänger mit dem Stock deutete. Der von anonymen Literaten, Lehrern oder Bänkelsängern verfaßte Text wurde gleichzeitig als kleines, manchmal bebildertes Heftchen verkauft. Dem Käufer wurde Aktualität versprochen, indem der Druck das Ereignis lokalisierte und datierte.
Der Moritatensang starb nach seiner Blütezeit im 19. Jh. erst in den zwanziger Jahren des 20. Jh. aus, als sich schon das Fernsehen im Erprobungsstadium befand. Andere Medien (Tageszeitung, Film, Fernsehen) haben seine Funktion übernommen.

Philipp von Zesen (* Priorau [bei Dessau ] 1619, † Hamburg 1689) gilt als der erste deutsche Berufsschriftsteller, der zeit seines Lebens nie ein Amt ausgeübt hat.

Der schottische Mathematiker John Napier (Neper) (* Merchiston Castle [bei Edinburgh] 1550, † ebd. 1617) erfand um 1600 Rechenstäbchen ("Napier's bones" ["Napiers Knochen"]) als Multiplikationshilfe. Durch richtiges Aneinanderlegen der Stäbe, auf deren vier Seiten das kleine Einmaleins für die Zahlen von 1 bis 9 geschrieben war, ließen sich mit ihnen mehrstellige Zahlen multiplizieren. Napiers Rechenstäbe mit logarithmischer Teilung führten zu weiteren Rechenhilfen zum Multiplizieren, Dividieren und Wurzelziehen (logarithmisches Rechenbrett [1617] u.a.).

Der Engländer John Willis († um 1628) entwickelte die erste Buchstabenkurzschrift (bestehend aus Teilen der gewöhnlichen Buchstaben), die er "art of stenography" (engl.- Kunst der Stenographie [griech.] ) nannte. Damit tauchte zum erstenmal der Name "Stenographie" auf. Willis beschrieb seine Kurzschrift in der Schrift "The art of stenography", London 1602.

Die erste Buchauktion (öffentlicher Verkauf von Büchern [antiquarischen Werken] an den Meistbietenden) wurde 1604 in Leiden durch Ludwig Elzevier (* um 1542, † 1617), den Gründer der im 17. Jh. im westeuropäischen Buchgewerbe führenden niederländischen Verleger- und Druckerfamilie, veranstaltet. Gegenstand der Versteigerung war die Bibliothek der holländischen Gelehrten George (* 1574) und Janus Dousa (* 1545, † 1604).

Der kroatische Schriftsteller, Grammatiker und Jesuit Bartol Kasic (* Pag 1575, † Rom 1650) verfaßte die erste kroatische Grammatik (1604).

Angelo Rocca, Augustiner und Leiter der vatikanischen Druckerei (seit 1585), (* Rocca Contrado [Arcevita i.d. Mark Ancona ] 1545, † Rom 1620) gründete als erste öffentliche Bibliothek des abendländischen Roms 1605 die "Biblioteca Angelica (Angelica)" (geöffnet 1614). 1873 wurde sie verstaatlicht und besteht noch heute.

Der erste gedruckte Bibliothekskatalog in England wurde von der Bibliotheca Bodleiana (Bodleiana, Bodleian Library), Oxford, (gegr. 1598) 1605 herausgegeben.

Die von dem reformierten Theologen Johann Heinrich Alsted (* Ballersbach [Nassau] 1588, † Weißenburg [Siebenbugen] 1638) verfaßte "Encyclopaedia Cursus Philosophici", Herborn 1608, war das erste Werk, welches den im griechischen Altertum entstandenen Begriff der Enzyklopädie im Buchtitel enthielt.

Im ersten Jahrzehnt des 17. Jh. bildete sich in Europa eine neue Gattung periodischer Publizistik heraus: die Zeitung. Ihre Merkmale sind: Publizität (Öffentlichkeit, allgemeine Zugänglichkeit), Aktualität (Gegenwartsbezogenheit, Bedeutsamkeit für die unmittelbare Gegenwart), Universalität (Allseitigkeit; kein Thema wird ausgeschlossen) und Periodizität (regelmäßige Wiederkehr). Ihre Erscheinungsweise war zunächst wöchentlich, da sie vom Verkehrsplan der Reit- und Fahrposten abhängig war, die das Nachrichtenmaterial beförderten.
Die ältesten bekannten Wochenzeitungen in deutscher Sprache erschienen ab 1609: der "Aviso, Relation oder Zeitung" in Wolfenbüttel von dem Drucker Julius Adolph von Söhne († 1616), fortgesetzt bis 1627(?) von Elias Holwein († 1659), und die "Relation: Aller Fürnemmen vnd gedenckwürdigen Historien ..." in Straßburg von dem Drucker Johannes Carolus (* 1575, † 1634) (nachweisbar bis 1659, bei ihrer Entdeckung in der Universitätsbibliothek Heidelberg 1876 als "Straßburger Relation" bezeichnet). (Der Unterschied dieser beiden ersten regelmäßig [wöchentlich] in Deutschland erschienenen Zeitungen liegt darin, daß die vermutlich schon vor 1609 gegründete "Straßburger Relation" in den ersten beiden Nummern von 1609 noch restliches Nachrichtenmaterial vom Dezember 1608 aufarbeitet, der "Aviso" seine früheste Nachricht vom 1. Januar 1609 bringt und deshalb erst in der Mitte des Januars mit seinem Erscheinen beginnt.)

Das älteste bisher bekannt gewordene (in Flämisch und Französisch abgefaßte) Lehrbuch des Buchbindens (Manuskript) schrieb Anselme Faust u.d.T. "Cunst der boeckbinders Handwerck /Artifice des relieurs de livres", Antwerpen/Anvers 1612 (aufbewahrt im Musée Plantin Moretus, Antwerpen).

Der französische Mathematiker und Humanist Claude Gaspar Bachet de Méziriac (* Bourg-en-Bresse 1581, † ebd. 1638) verfaßte mit seinem Buch "Problèmes plaisants et délectables, qui se font par les nombres", Lyon 1612, das erste bedeutende Werk der Unterhaltungsmathematik.

Die 1582 zur Pflege und zum Studium der italienischen Sprache und Grammatik in Florenz gegründete Accademia della Crusca (ital.: crusca - Kleie [in der Sprache soll das Mehl von der Kleie getrennt werden]) gab das erste normative Wörterbuch der italienischen Literatursprache heraus: Vocabolario degli Accademici della Crusca, Venedig 1612. Es wurde Vorbild für andere Sprachakademien und Sprachwörterbücher.

Zu den Rechenhilfen gehören die Logarithmen. (Logarithmus ist die Bezeichnung für die Zahl, mit der man eine bestimmte Zahl [Basis] potenzieren muß, um eine vorgegebene Zahl [Numerus] zu erhalten.) Der große Vorteil der Logarithmen liegt darin, daß sich mit ihnen Multiplikationen auf Additionen und Divisionen auf Subtraktionen zurückführen und damit Rechenvorgänge (Multiplikation und Division) wesentlich verkürzen lassen.
Die Logarithmen sind fast gleichzeitig und völlig unabhängig voneinander von dem schottischen Mathematiker John Napier (Neper) (* Merchiston Castle [bei Edinburgh] 1550, † ebd. 1617) (seit 1594) und dem schweizerischen Uhrmacher und Mathematiker Jobst Bürgi (latinisiert Justus Byrgius) (* Lichtensteig 1552, † Kassel 1632)(seit 1605) erfunden worden.
Die erste Logarithmentafel (tabellenartige Zusammenstellung der Logarithmen) veröffentlichte John Napier in seinem Werk "Mirifici logarithmorum canonis descriptio" (lat.= Beschreibung des wunderbaren Kanons der Logarithmen), Edinburgh 1614.
Jobst Bürgi hatte während seiner Zeit als Mitarbeiter von Johannes Kepler eine Logarithmentafel berechnet und sie auch bei umfangreichen astronomischen Berechnungen benutzt, aber sie erst in seiner Schrift "Arithmetische und geometrische Prozeß-Tabulen", Prag 1620, veröffentlicht. 1615 regte der englische Mathematiker Henry Briggs (* Warleywood [ehem. Cty. Yorkshire] 1561, † Oxford 1630) in Verbesserung der Napierschen Logarithmen (mit nicht fester Basis) die Logarithmen zur Basis 10 an, wie sie heute noch üblich sind; später wurden sie dekadische oder Briggsche Logarithmen genannt. Briggs veröffentlichte die ersten dekadischen Logarithmen in "Logarithmorum chilias prima", London 1617, und in "Arithmetica logarithmica", London 1624.
Das Fehlende ergänzte der belgische Mathematiker Adriaen Vlacq (* 1600 [?], † 1667) in "Arithmetica logarithmica", 2. ed., Gouda 1628. Damit waren erstmals vollständig die dekadischen Logarithmen der Zahlen von 1 bis 100.000 auf 10 Stellen genau berechnet worden.

Herzog August der Jüngere von Braunschweig-Wolfenbüttel (1635 - 1666) (* Dannenberg 1579, † Wolfenbüttel 1666) schrieb unter dem Pseudonym Gustavus Selenus das erste deutsche Schachlehrbuch. das u.d.T. "Das Schach- und Königsspiel" (als eine Übersetzung des "Libro del axedrez" von Ruy Lopez [1561]) in Leipzig 1616 erschien.

Die älteste niederländische Wochenzeitung war die "Courante uyt Italien, Dytsland & c.", die in Amsterdam 1618 von dem Drucker C. Van Hilten herausgegeben wurde.

Der Rechenschieber, Rechenstab, ein stabförmiges Rechenhilfsmittel mit gegeneinander verschiebbaren, logarithmisch eingeteilten Skalen, beruht auf den Regeln des logarithmischen Rechnens, so daß eine Multiplikation der Addition, eine Division der Subtraktion von logarithmischen Streckenabschnitten entspricht. Auch Potenzieren und Wurzelziehen sind mit dem Rechenschieber möglich. Der Rechenschieber kann als erster (einfachster) Analogrechner"(analogisches Rechengerät) angesehen werden, da analoges Rechnen bedeutet, daß eine stetig veränderliche Größe durch eine andere, sich ebenfalls stetig ändernde Größe dargestellt wird. Bis zur Erfindung des Taschenrechners war der Rechenschieber das nützlichste Rechengerät.
Der englische Mathematiker und Astronom Edmund Gunter (* 1581, † London 1626), der als erster die Vorteile der Logarithmen mit John Napiers Rechenstäbchen (1600) in Verbindung brachte, entwickelte zwischen 1620 und 1624 (die Jahresangaben für seine Erfindung schwanken) mit seinem "Logarithmenlineal" eine Vorform des Rechenschiebers. Multiplikations- und Divisionsaufgaben konnten durch Abgreifen mit einem Stechzirkel gelöst werden.

Die erste regelmäßig (mit Holzschnitten) illustrierte Zeitung gab der belgische Drucker Abraham Verhoeven mit seinen in Antwerpen ab 1620 erschienenen Nachrichtenblättern "Nieuwe Tijdingen" heraus.

Die Postmeister, die in der Entstehungszeit der Zeitungen vielfach den besten Zugang zum aktuellen Nachrichtenstoff hatten, waren oft Herausgeber von Zeitungen, den sogenannten Postzeitungen. Diese Bezeichnung trat erstmalig 1621 in dem von dem kaiserlichen Postmeister Johann von der Birghden (* 1582, † 1645) in Frankfurt/M. herausgegebenen Blatt "Unvergreiffliche Postzeitungen" auf. (Diese Postzeitung, später u.d.T. "Frankfurter Ober-Postamts-Zeitung", erschien bis 1866.)

Der italienische Arzt Paolo Zacchia (* 1584, † 1659) schrieb das erste Lehrbuch der Rechtsmedizin: Quaestiones medico-legales, 7 Bde., Rom 1621 - 1635.

Der englische Pfarrer William Oughtred (* Eton [Buckinghamshire] 1574, † Albury [Surrey ] 1660) erfand 1621 einen Rechenschieber mit zwei gegeneinander verschiebbaren logarithmischen Skalen.

Schon sehr früh in der gesellschaftlichen Entwicklung gab es Ansätze für die Automatisierung informationeller Prozesse. Sie zeigten sich in mathematischen Hilfsmitteln wie Abakus, Logarithmen, Rechenstäbchen und Rechenschieber, schließlich in der Erfindung der Rechenmaschinen als eine der Wurzeln der Computertechnik.
Rechenmaschinen sind Rechengeräte, die die vier Grundrechenarten (Vierspeziesmaschinen) oder nur Addition und Subtraktion (Additions-, Addiermaschinen) ausführen. Die mit Ziffern und diskreten Operationen arbeitenden Rechenmaschinen gehören zu der Gruppe der Digitalrechner.
Der Welt erste mechanische, zahnradgetriebene Rechenmaschine für die vier Grundrechenarten erfand 1623 der vielseitig gelehrte Tübinger Professor Wilhelm Schickard (* Herrenberg 1592, † Tübingen 1635) für seinen Freund, den Astronomen und Mathematiker Johannes Kepler, um ihm seine Berechnungen zu erleichtern. Diese von Schickard als "Rechenuhr" bezeichnete Maschine besaß ein sechsstelliges Zählwerk für Addition und Subtraktion; das Multiplizier- und Dividierwerk bestand im Prinzip aus den Napierschen Rechenstäbchen. Schickards mechanischer Digitalrechner wurde, halbfertig gebaut, 1624 durch Feuer zerstört, 1960 aufgrund einer im Nachlaß Keplers gefundenen Bauanleitung Schickards rekonstruiert und ihre Funktionstüchtigkeit bewiesen.

Farbbücher (Buntbücher) sind Bücher mit amtlichen Dokumentationen der einzelnen Staaten zur Regierungspolitik, besonders der auswärtigen Politik, deren Einbände eine bestimmte, je nach Staat verschiedene Farbe haben. Den Anfang der Farbbücher machte 1624 Großbritannien mit seinen Blaubüchern. (In Deutschland gibt es Weißbücher seit 1876.)

Der jüdische Schriftsteller, Rabbiner und Drucker Manasse ben Israel (* auf Madeira 1604, † Middelburg 1657) gründete in Amsterdam, wo er die meiste Zeit lebte, 1626 die erste hebräische Buchdruckerei.

Die erste griechische Buchdruckerei in Konstantinopel wurde 1627 von Nikodemos II. Metaxas (* auf der Ionischen Insel Kephallenia 1585, † ebd. 1646) eingerichtet. Als Mönch und später Erzbischof seiner Heimatinsel führte ihn sein Lebensweg u.a. nach London (1623 - 1627), wo er sich die Kenntnisse des Druckerhandwerks aneignete, und nach Konstantinopel (1627 - 1628).
Das erste von Metaxas in Konstantinopel 1627 gedruckte (griechische) Buch waren die "Homiliai" (griech.= Homilien) von Maximos Margunios (* 1549, † 1602).

Der deutsche Dichter Martin Opitz (* Bunzlau 1597, † Danzig 1639) schrieb das erste deutsche Opernlibretto "Dafne" (1627) nach dem Text Ottavio Rinuccinis (1594), vertont von Heinrich Schütz (* Köstritz [bei Gera] 1585, † Dresden 1672). (Die Opernpartitur ist nicht erhalten.)

Der französische Arzt, Publizist und Historiograph von Ludwig XIII. (1610 - 1643) Théophraste Renaudot (* Loudun [Dép. Vienne] 1586, † Paris 1653) richtete 1630 in Paris ein Anzeigenbüro ("bureau d'adresses et de rencontres") ein, in dem Kaufangebote und -gesuche an den Wänden angeschlagen wurden; Stellensuchende und Stellungen Anbietende konnten sich in Listen eintragen, die Renaudot ab 1633 als "Feuilles du bureau d`adresses et de rencontres" im Druck herausgab. Sie waren die Vorläufer der Intelligenzblätter (Anzeigenblätter).

Die ersten Zeitungen Frankreichs waren die Wochenzeitung "Nouvelles ordinaires de divers endroits", Paris Januar 1631 - Dezember 1631, herausgegeben von den Buchhändlern L. Vendosme und J. Martin, und die von dem Arzt und Historiographen Ludwigs XIII. (16101643) Théophraste Renaudot (* Loudun[Dép. Vienne] 1586, † Paris 1653) herausgegebene Nachrichtenzeitung "La Gazette", die in Paris wöchentlich ab 30. 5. 1631 (seit 1762 als "Gazette de France" [bis 1914]) erschien.
Das Wochenblatt von Renaudot, der als "Vater des französischen Journalismus" gilt, war die erste Zeitung, in der es eine Rubrik "Kleinanzeigen" ("petites affiches") gab.

Flüsse und Ströme dienten der Postbeförderung schon früh. Bis zur Entwicklung des Dampfschiffes galten als seetüchtige Wasserfahrzeuge die Segelschiffe. Der moderne organisierte Postdienst auf Schiffen (Schiffspost) ist begrenzt auf die Übernahme, gesicherte Verwahrung und Weitergabe von Postsendungen an die Landespost in den Anlaufhäfen.
Der erste Schiffspostdienst in Europa wurde 1633 in England für die Postbeförderung zwischen Dover und Calais und nach Dublin eingerichtet.

Die erste Buchdruckerei in Neuengland wurde in Cambridge, Massachusetts, von dem aus Cambridge, England, gebürtigen Drucker Stephen Daye (* 1594, † 1668) und seinen Söhnen Stephen und Matthew 1638/1639 eingerichtet. Ihr erster Druck war das Formular eines Treueeides für den König ("The path of a freeman", 1639); ihm folgte ihr erstes gedrucktes Buch ("The Whole Booke of Psalms", 1640).
Weitere Ausbreitung des Buchdruckes in der Kolonialzeit der Vereinigten Staaten von Amerika: 1682:Virginia (Jamestown; nur zeitweilig); 1685: Maryland (St. Mary's City); 1685: Pennsylvania (Philadelphia); 1693: New York (New York); 1709: Connecticut (New London); 1723: New Jersey (Perth Amboy; nur zeitweilig); 1727: Rhode Island (Newport); 1730: Virginia (Williamsburg); 1731: South Carolina (Charleston); 1749: North Carolina (Newbern); 1754: New Jersey (Woodbridge); 1756: New Hampshire (Portsmouth); 1761: Delaware (Wilmington); 1763: Georgia (Savannah); 1764: Louisiana (New Orleans); 1778: Vermont (Dresden [Hanover]; nur zeitweilig); 1780: Vermont (Westminster); 1783: Florida (St. Augustine; nur zeitweilig); 1785: Maine (Portland).

Georg Manzel (Georgius Mancelius) (* 1593, † 1654), Professor der evangelischen Theologie in Dorpat, veröffentlichte 1638 in Riga das erste lettisch-deutsche Wörterbuch ("Lettus").

Die vermutlich früheste Statistikveröffentlichung in einer deutschen Zeitung ist eine statistische Übersicht über "Aufgebotene, Getraute, Getaufte, Begrabene" in der Stadt Leipzig im Jahre 1637, abgedruckt in "Einkommende Wochentliche Zeitungen", Leipzig 1638.

Das Wort "Inkunabel(n)" (lat.: incunabula= Windeln, Wiege) ist als Bezeichnung für Druckerzeugnisse aus der Frühzeit des Buchdrucks bis zum Jahr 1500 einschließlich (Wiegendrucke) erstmals von dem Humanisten und Domdechanten in Münster Bernhard von Mallinckrodt (* Ahlen 1591, † Ottenstein [Ahaus] 1664) in seinem Traktat "De ortu et progressu artis typographicae" (lat.= Über die Entstehung und den Fortschritt der Buchdruckerkunst), Köln 1639, benutzt worden.

Die Imprimerie Nationale in Paris ist (wenn man von der Vatikanischen Druckerei absieht) die älteste noch bestehende Staatsdruckerei. Sie ist aus der von König Ludwig XIII. (1610 - 1643) 1620 im Louvre eingerichteten Privatdruckerei hervorgegangen, die Kardinal Armand-Jean du Plessis, Herzog von Richelieu(* Paris 1585, † ebd. 1642) 1640 unter der Bezeichnung "Imprimerie royale" (Königliche Buchdruckerei) in einen staatlich kontrollierten Betrieb umwandelte. Mit schönen Drucken und eigenem Typenmaterial sollte die Imprimerie royale dem Repräsentationsbedürfnis der Könige dienen. Das erste von ihr gedruckte Buch war "De imitatione Christi" von Thomas a Kempis (1640).
Gemäß den Wechselfällen der französischen Geschichte hatte die Druckerei verschiedene Namen ("Imprimerie de la République" während der Französischen Revolution, "Imprimerie impériale" unter Napoleon u.a.) und entwickelte sich seit Beginn der Revolution (während der sie u.a. die Assignaten herstellte) zu einer Staatsdruckerei (Imprimerie Nationale), die sie bis heute geblieben ist.

Die erste (über 3.000 selbständige Druckwerke verzeichnende) Inkunabelbibliographie ist das handschriftlich überlieferte Verzeichnis "Antiquarum impressionum a primaeva artis typographicae origine et inventione ad usque annum secularem MD deductio" des Münsterschen Domdechanten Bernhard von Mallinckrodt (* Ahlen 1591, † Ottenstein [Ahaus] 1664), entstanden zwischen 1640 und 1657. (Das Verzeichnis blieb unvollendet wegen der Gefangenschaft Mallinckrodts in der Burg Ottenstein, 1657 - 1664.)

Die erste Zeitung Portugals war die "Gazeta", Lissabon 1641 - 1642.

Die erste vollständige Bibel in finnischer Sprache erschien 1642 in Stockholm bei dem deutschen Buchdrucker Heinrich Keyser.

Nachdem Finnland zunächst von Schweden aus mit Drucken versorgt worden war, wurde die erste Buchdruckerei im Gebiet des heutigen Finnland 1642 als (Universitäts-) Druckerei der 1640 in Turku (schwed. Abo) gegründeten (schwedischen) Universität eingerichtet. 1750 ging sie in den Besitz der Buchdruckerfamilie Merckell über, deren Gründer, der aus Rothenberg (Hessen) gebürtige Drucker Heinrich Christopher Merckell, sich 1706 in Turku niedergelassen hatte. Später übernahm die Familie des 1750 als Teilhaber in das Merckellsche Unternehmen eingetretenen, aus der Gegend von Erfurt stammenden Johann Christopher Frenckell den Druckereibetrieb und verlegte ihn 1827 nach Helsinki, wo er noch heute als die älteste Buchdruckerei Finnlands besteht.

Die Schabkunst (Mezzotintotechnik [ital. mezzotinto=halb gefärbt]), ein besonderes Kupfer- und Stahlstichverfahren, das auch Grautöne im Druckergebnis ermöglicht, wurde 1642 von dem deutschen Kupferstecher Ludwig von Siegen (getauft Köln 1609, † Wolfenbüttel 1680) in Holland erfunden.

Im Jahr 1642 führte der französische Philosoph, Mathematiker und Physiker Blaise Pascal (* Clermont-Ferrand 1623, † Paris 1662) in Paris öffentlich eine Rechenmaschine vor, mit der achtstellige Additionen und Subtraktionen ausgeführt werden konnten. Diese "Pascaline" genannte Rechenmaschine ist das älteste erhalten gebliebene Original einer Rechenmaschine (heute im Louvre, Paris). Dem ersten Versuchsmodell ließ Pascal bis 1652 rund 50 weitere Entwürfe und Modelle folgen, bis die Maschine zu seiner Zufriedenheit arbeitete.

Die von dem französischen Staatsmann und Kardinal Jules Mazarin (* Pescina [Prov. L'Aquilla] 1602, † Vincennes 1661) und seinem Bibliothekar Gabriel Naudé (* Paris 1600, † Abbeville 1653) 1643 in Paris gegründete und noch heute bestehende "Bibliothèque Mazarine" ("Mazarine") wurde die erste öffentliche Bibliothek Frankreichs.

Den ersten überlieferten gedruckten Katalog einer Inkunabelsammlung (der Nürnberger Stadtbibliothek [gegr. 1429]) fügte Johannes Saubert (* 1592, † 1646) als "Catalogus librorum proximis ab inventione annis usque ad a. Chr. 1500 editorum" seiner "Historia bibliothecae Noribergensis", Nürnberg 1643, an.

Die älteste erhaltene Oper mit deutschem Text "Seelewig" schrieb 1644 der Musiker Sigmund Theophil Staden (getauft Kulmbach 1607, † Nürnberg 1655). Das Libretto dieser ältesten erhaltenen deutschen Oper stammt von dem Dichter Georg Philipp Harsdörffer (* Nürnberg 1607, † ebd. 1658) aus dem 4. Band (1644) seiner achtbändigen "Frauenzimmer-Gesprechsspiele", Nürnberg 1641 - 1649, mit dem Titel "Das geistliche Waldgedicht oder Freudenspiel, genannt Seelewig".

Der englische Dichter John Milton (* London 1608, † ebd. 1674) hielt 1644 vor dem britischen Parlament eine scharfe Rede, in der er u.a. für das grundsätzliche Recht auf Meinungs- und Pressefreiheit plädierte. Die Rede wurde als erstes Zeugnis publizistischer Freiheitsforderung der Neuzeit ohne Erlaubnis der Obrigkeit 1644 in London u.d.T. "Areopagitica; a speech for the liberty of unlicensed printing to the Parlament of England" (engl.- Areopagitica; eine Rede an das englische Parlament über eine freie, unlizenzierte Presse) gedruckt.

Die erste Zeitung in schwedischer Sprache ("Ordinari Post Tijdender") wurde 1645 gegründet, von dem Postmeister Johan von Beijer herausgegeben und von dem Deutschen Ignatius Meurer in Stockholm gedruckt. Nach mehrfachen Titeländerungen erscheint sie noch heute in Stockholm u.d.T. "Post-och Inrikes Tidningar" als Mitteilungsblatt der Schwedischen Akademie ("Svenska Akademien"), Stockholm, und ist zugleich die älteste noch heute gedruckte Zeitung der Welt.

Der erste Buchhändler aus der Kolonialzeit der Vereinigten Staaten von Amerika war Hezekiah Usher in Boston (Mass.), der um 1647 den Verkauf von Büchern in den Bereich seines allgemeinen Warenhandels einbezog und den sein Sohn John Usher ab etwa 1669 als eigenen Geschäftsbereich betrieb.

Die erste gedruckte bildliche Darstellung einer Buchhändlerin (mit einem Bücherstand in dem Dorf Hornhausen) findet sich auf einem Kupferstich in dem zeitgeschichtlichen Sammelwerk "Theatrum Europaeum", Bd. 5, Frankfurt/M.: Matthäus Merian 1647. (In der Legende heißt es, bezogen auf den Bücherstand, "Hie uerkaufft man Bücher".)

Mit der Einrichtung des Kaffeehauses im 17. Jh. in Europa, das in seinen verschiedenen Erscheinungsformen dem Gast neben dem obligatorischen Kaffeeausschank Bildung (Zeitungen, Zeitschriften), Spiel (Karten-, Schach-, Billardspiel) und Unterhaltung (Musik, Gesang, später Kabarett) bot, wurde dem sozialen Bedürfnis nach Information und Zerstreuung Rechnung getragen. Zudem wurde das Kaffeehaus als Treffpunkt von Gelehrten, Dichtern, Künstlern, Journalisten, Politikern, Geschäftsleuten u.a., besonders im 18./19. Jh., zu einem wichtigen Kommunikationszentrum.
Das erste europäische Kaffeehaus entstand 1647 in Venedig. (Es folgten Kaffeehäuser in Oxford [1650], London [1652], Paris [1674], Hamburg [1677?], Wien [1685] u.a.)

Der deutsche Schriftsteller Adam Olearius (eigtl. Adam Ölschläger) (* Aschersleben 1599, † Gottorf [Schleswig] 1671) begründete mit der Beschreibung seiner Reisen nach Rußland (1633 - 1635) und Persien (1635 - 1639) "Offt begehrte Beschreibung der newen orientalischen Reise ...", Schleswig 1647, einer Kombination von Reisebericht und gelehrter Abhandlung, die wissenschaftliche Reisebeschreibung.

Die ersten öffentlichen und regelmäßigen Beförderungsmittel waren die Postkutschen. Sie wurden seit Mitte des 17. Jh. zur Beförderung von Personen, Gütern und Geld eingesetzt (Fahrpost, Fahrende Post, Ordinari-Post). Pläne für regelmäßige Beförderungsmittel gab es aber nicht erst mit dem einsetzenden Postkutschenverkehr, sondern schon für die Boten und reitenden Posten, die seit der Antike eine organisierte Nachrichtenübermittlung bewerkstelligten: In Form von Aushängen, Übersichten in Botenordnungen oder sonstigen Verzeichnissen wurde das Publikum über die Abreise- und Ankunftstage der Boten sowie die verschiedenen Botenlinien informiert und auf die Möglichkeit der Briefbeförderung hingewiesen.
Das älteste erhaltene Beispiel für einen Postkutschenfahrplan ist ein Aushang über eine Verbindung mit einer vierzehntäglichen je einmal in beiden Richtungen verkehrenden "PostCalesch" zwischen Frankfurt/M. und Kassel. Diese Fahrpost wurde von einem Kasseler Bürger, dem Postmeister Bernhard Parwein, betrieben. In dem Aushang ist die Abgangszeit in Kassel nur mit "mittwochs", die in Frankfurt etwas genauer mit "montags morgens" vermerkt. Zwischenstationen sind nicht, die Ankunftszeit in Frankfurt nur ungefähr ("freitags abends oder sonnabends") angegeben. Ferner wird darauf hingewiesen, daß die Kutsche "Commercien" (Waren) und Reisende befördert. Die "PostCalesch" des Bernhard Parwein zählte zu den ersten fahrenden Posten.

Das erste gedruckte Buch, das in dem Gebiet der heutigen USA, nämlich in Boston (Mass.), 1650 öffentlich auf dem Marktplatz durch den Henker verbrannt wurde war die in mehreren Punkten von der orthodoxen Theologie abweichende Abhandlung "The Meritorious price of our redemption" (engl.= Der verdienstvolle Preis unserer Erlösung) (1650) von William Pynchon (* 1590, † 1622), einem angesehenen Buger und Mitbegründer der Kolonie Massachusetts.

Ein Choralbuch ist eine für den Organisten bestimmte Sammlung von Chorälen zur Begleitung des Gemeindegesangs im lutherisch-evangelischen Gottesdienst. Der Organist und Komponist Samuel Scheidt (getauft 1587, † Halle/Saale 1654) verfaßte mit seinem "Tabulaturbuch hundert geistlicher Lieder und Psalmen Herrn Doctoris Martini Lutheri und anderer gottseliger Männer ...", Görlitz 1650, das erste deutsche Choralbuch.

Von allen Druckerzeugnissen erreichen heute die Postwertzeichen (im allgemeinen Sprachgebrauch Briefmarken genannt) die höchste Auflage.
Wurde ursprünglich die Postgebühr beim Empfang und nicht bei der Aufgabe der Sendungen entrichtet, so führte der Pächter der Pariser Stadtpost Jean Jacques Renouard de Villayer - er besaß die Postlizenz seit 18.7.1653 - 1653 den Papierstreifen mit dem gedruckten Vermerk des vorausbezahlten Portos ("billet de port payé) ein, der an dem Brief befestigt wurde und als das älteste Postwertzeichen angesehen werden kann.

Die nachweislich ersten Briefkästen wurden 1653 im Stadtbereich von Paris als Wandbriefkästen angebracht.
In sie konnte jeder seine Briefe werfen, sofern an ihnen ein Papierstreifen mit der Bestätigung des vorausbezahlten Portos (billet de port payé) befestigt war.
In Deutschland wurde der erste Briefkasten 1766 in Berlin aufgestellt. Am 1. Januar 1824 wurden Briefkästen in Preußen offiziell eingeführt. Größere Bedeutung bekamen die Briefkästen erst mit der Einführung der Briefmarke.

Die älteste noch bestehende niederländische Zeitung ist das "Haarlems Dagblad", das in Haarlem erstmals am 8. Januar 1656 (als "Weeckelycke Courante van Europa") erschien.

Die moderne (heutige) Form des Rechenschiebers, bei dem sich eine Zunge zwischen zwei feststehenden Teilen verschieben läßt, wurde 1657 von dem englischen Landvermesser Seth Partridge (* 1603, † 1686) entwickelt.

Das erste europäische Schulbuch nach den Prinzipien des heutigen Anschauungsunterrichtes (Verbindung von Text und Bild) schuf der tschechische Theologe und Pädagoge Johann Amos Comenius (eigtl. Jan Amos Komenský) (* Nivnice [bei Gottwaldov] 1592, † Amsterdam 1670) mit seinem mit Holzschnitten illustrierten "Orbis sensualium pictus" (lat.= Die sichtbare Welt), Nürnberg 1658.

Das Neue Testament in englischer Sprache und in Kurzschrift wurde erstmals als Miniaturbuch (mit den Maßen 68 mm x 44 mm) in London um 1660 gedruckt.

Timotheus Ritzsch (* 1614, † 1678), der 1636 die 1624 in Leipzig von seinem Vater Gregorius Ritzsch (* 1584, † 1643)errichtete Druckerei mit Verlag übernommen hatte, gab am 1. Januar 1660 die (von ihm auch gedruckte) erste deutschsprachige Tageszeitung und zugleich die erste Tageszeitung der Welt u.d.T. "Neu-einlauffende Nachricht von Kriegs- und Welt-Händeln" heraus (als Fortsetzung seiner 1650 gegründeten mehrmals wöchentlich erschienenen "Einkommenden Zeitungen"); ab 1734 u.d.T. "Leipziger Zeitung", 1921 Erscheinen eingestellt.

"Merkuriusz Polski" (Polnischer Merkur), gegründet von J. A. Gorczyn, war die erste polnische Zeitung, die als Wochenblatt vom 3. 1. 1661 bis 22. 7. 1661 zunächst in Krakau, ab 14. 5. 1661 in Warschau erschien.

In Deutschland setzte die Produktion von Graphitstiften in der Mitte des 17. Jh. ein. So stellte Friedrich Staedtler, "Bleyweißstefftmacher" in Nürnberg und Begründer einer der ältesten deutschen Bleistiftfabriken, ab 1662 Graphitstifte, eingehüllt in Holz, her, die er in seinem Kramladen verkaufte. (Da er dies ohne Lizenz tat - in Nürnberg war damals die Stiftmacherei schon streng geregelt -, bekam er Schwierigkeiten mit der Schreinerzunft.)

Als Omnibus (lat.-frz.= [Wagen] für alle), Kraftomnibus, Autobus, Kurz-Bez.: Bus, gilt heute ein Kraftwagen für die Beförderung von mehr als neun Personen (einschließlich Fahrer).
Die ersten pferdebespannten (achtsitzigen) Omnibusse verkehrten ab 18. März 1662 in Paris fahrplanmäßig auf fünf Strecken für nahezu zwanzig Jahre. Die Fahrzeuge wurden von einer im Januar 1662 mit königlichem Privileg gegründeten Gesellschaft betrieben, der auch Blaise Pascal angehörte. Danach wurden in Paris keine Pferdebusse mehr verwendet, bis 1819 Jacques Lafitte den Betrieb mit mehreren, zur Beförderung von 16 bis 18 Personen eingerichteten Fahrzeugen wieder aufnahm.

Die erste gedruckte Bibel in einer indianischen Sprache (in einem Dialekt der Algonkin-Sprachenfamilie), übersetzt von dem Engländer John Eliot (* 1604, † 1690), erschien von 1661 (Neues Testament) bis 1663 (Altes Testament) in Cambridge (Mass.) bei Samuel Green und Marmaduke Johnson.
Sie war nicht nur die erste in der Neuen Welt gedruckte, sondern auch die erste vollständige Missionszwecken dienende Bibel (Missionsbibel).

Im Mittelalter und auch in der Neuzeit kam es trotz der raschen Verbreitung des Buchdrucks (abgesehen von einigen Tendenzen) zu keiner Vereinheitlichung der deutschen Rechtschreibung (Orthographie). Die ersten Impulse gingen erst von dem deutschen Sprachwissenschaftler und Schriftsteller Justus Georg Schottel, latinisiert Schottelius, (* Einbeck 1612, † Wolfenbüttel 1676) aus, der die Schreibung der deutschen Sprache nach der Aussprache regelte ("Ausführliche Arbeit von der Teutschen Haubt Sprache", Braunschweig 1663).

Das früheste Beispiel für eine Bibliographie der Bibliographien (ein nur Schrifttumsverzeichnisse aufführendes Werk) ist die "Bibliotheca bibliothecarum", Paris 1664, des französischen Historikers und Jesuitenpaters Philippe Labbé (* Bourges 1607, † Paris 1667).

In Deutschland wurde das Fechten vor allem an den Universitäten gepflegt. Das erste Fechtbuch eines an einer deutschen Universität tätigen Universitätsfechtmeisters stammt von dem aus Frankreich vertriebenen Fechtmeister der Heidelberger Universität Jean Daniel L'Ange:
"Deutliche und gründiche Erklärung der adelichen und ritterlichen freyen Fecht-Kunst, Lectionen auff den stoß, und deren gebrauchs eigentlicher Nachricht ...", Heidelberg 1664.

Noch im 17. Jh. entwickelte sich neben der Zeitung mit der Zeitschrift eine neue Gattung periodischer Publizistik. Die Zeitschrift hat mit der Zeitung die Merkmale Publizität (Öffentlichkeit, allgemeine Zugänglichkeit) und Periodizität (regelmäßige Wiederkehr) gemeinsam; dagegen ist eins der Merkmale Aktualität (Gegenwartsbezogenheit, Bedeutsamkeit für die unmittelbare Gegenwart) und Universalität (Allseitigkeit) (oder beide) nur abgeschwächt oder gar nicht vorhanden.
Die Zusammenfassung aller Ausgaben eines Jahres zum Jahrgang gibt der Zeitschrift einen "Buch"-Charakter. Das Wort "Zeitschrift" ist zum erstenmal 1751 nachgewiesen. Zuvor sprach man von Journal, Magazin, Monatsschrift, Sammlungen u.ä.
Als erster Zeitschriftentyp entwickelte sich die Gelehrtenzeitschrift oder das wissenschaftliche Universalorgan mit der Aufgabe, den schwerfälligen Gelehrtenbriefwechsel zu ersetzen.
Die älteste wissenschaftliche Zeitschrift (zugleich die erste französische wissenschaftliche Zeitschrift) ist das "Journal des Sçavans (Savants)", das der französische Edelmann Denys de Sallo (* 1629, † 1669) am 5. Januar 1665 zum ersten Mal in Paris herausgab. Nach 13 Heften stellte er sein Unternehmen wegen Eingreifens der kirchlichen Zensur ein. Ab Januar 1666 führte der Abbé Jean Gallois (* 1632, † 1707), Sekretär der Académie des Sciences, die Zeitschrift weiter. Nach Unterbrechung 1792 - 1816 erscheint das Journal des Savants noch heute.

Die erste rein naturwissenschaftliche und noch heute bestehende Zeitschrift sind die "Philosophical Transactions", deren erste Nummer am 6. März 1665 in London erschien. Herausgeber war der Sekretär der Londoner Royal Society, Henry Oldenburg (* um 1615, † 1677), der die Zeitschrift auf eigene Kosten, aber mit Zustimmung und Aufsicht der Royal Society betrieb, die erst ab 1753 die Herausgeberschaft übernahm. (Ab 1887 erscheint die Zeitschrift in zwei Serien: Serie A aus dem physikalischen und mathematischen, Serie B aus dem biologischen Bereich.)
Die "Philosophical Transactions" sind die erste englische wissenschaftliche Zeitschrift sowie die älteste naturwissenschaftliche Zeitschrift der Welt.

Die dänische Presse begann mit der Monatszeitung "Den Danske Mercurius", Kopenhagen 1666 - 1677.

Die erste (allerdings noch unzureichende) Sibirienkarte verfertigte 1667 der Tobolsker Woiwode Peter Ivanowitsch Godunow († um 1669).

Der schweizerische Mathematiker, Ingenieur, Kartograph und Glasmaler Hans Conrad Gyger (* Zürich 1599, † ebd. 1674) vollendete 1667 eine der ersten Reliefkarten, die in Tempera gemalte "Zürcher Kantonskarte". Auf ihr ist das Gelände grundrißgetreu und plastisch in naturgetreuen Farben wiedergegeben.

Die erste Buchauktion in Deutschland wurde 1670 in Leipzig von Christian Kirchner veranstaltet.

Von 1670 an veröffentlichte die am 1. Januar 1652 auf Initiative des Arztes Johann Lorenz Bausch (* 1605, † 1665) von ihm und drei weiteren Ärzten in Schweinfurt gegründete Academia naturae curiosorum, die heutige Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina, Sitz: Halle/Saale (seit 1879), (zunächst in Leipzig) die als Jahresschrift konzipierten "Miscellanea curiosa medico-physica academiae naturae curiosorum...". Dieses nach zeitweiliger Unterbrechung, mehrfachen Titeländerungen und Wechsel des Erscheinungsortes (letzter Titel: "Nova Acta Leopoldina ...", Halle/Saale 1932/1934 ff.) heute noch erscheinende Publikationsorgan der ältesten naturforschenden Gesellschaft ist die älteste deutsche medizinisch-naturwissenschaftliche Zeitschrift und zugleich die älteste deutsche Akademieschrift.

Um 1670 wurde in Holland eine die Papierfabrikation rationalisierende Maschine zum endgültigen Zerkleinern (Mahlen) der Hauptrohstoffe erfunden und nach ihrem Ursprungsland bald allgemein als "Holländer" bezeichnet. (Der Name des Erfinders ist nicht bekannt.)
Es handelt sich um ein Mahl- und Mischwerk in einem großen Trog, in dem der Papierbrei vor der Entwässerung bearbeitet wird.
(Der erstmalig von dem Mediziner, Chemiker und Volkswirtschaftler Johann Joachim Becher[* Speyer 1635, † London 1682 oder 1685] in seinem Buch "Närrische Weisheit und weise Narrheit", Frankfurt/M. 1682, erwähnte, seit 1710 in Deutschland und bis ins 20. Jh. verwendete Holländer wird heute meist durch wirtschaftlicher arbeitende Maschinen ersetzt.)

Der französische Dichter Pierre Perrin, genannt Abbé Perrin, (* Lyon um 1620, † Paris 1675), Mitbegründer der französischen Oper nach italienischem Vorbild und Mitarbeiter des französischen Komponisten und Organisten Robert Cambert (* Paris um 1627, † London 1677), schrieb das Textbuch zur ersten Oper in französischer Sprache "Pomone" (1671, Musik: Robert Cambert).

Blaise Pascals Rechenmaschine (1642) inspirierte den Mathematiker und Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz (* Leipzig 1646, † Hannover 1716) ab 1671 zu eigenen Entwürfen. 1673 stellte er in London ein erstes, noch unvollkommenes Modell einer Rechenmaschine für die vier Grundrechenarten aus. In diesem Gerät wurden als Neuerung Multiplikationen und Divisionen durch fortgesetzte und gezählte Additionen und Subtraktionen ausgeführt. Wichtigstes und neues Bauelement war die "Staffelwalze", eine Art Zahnrad in Walzenform, dessen achsenparallele Zähne eine "gestaffelte" Länge aufwiesen. Die Staffelwalze griff in ein feststehendes Zählzahnrad ein und drehte es je nach dem eingestellten Ziffer um entsprechend viele Zähne weiter.
Leibniz hat an der Perfektionierung seiner Maschine, die nie richtig funktioniert hat, bis an sein Lebensende gearbeitet. Erst 1894, als die feinmechanische Fertigungstechnik weiter entwickelt war, gelang es Rechenmaschinenbauern, eines der Originale zum einwandfreien Rechnen zu bringen. Die Grundform der Leibniz-Rechenmaschine hat sich bis in die jüngste Vergangenheit erhalten.

Das erste (vorwiegend Geschichte und Biographie berücksichtigende) große Lexikon (Enzyklopädie) Europas in einer lebenden Sprache (Französisch statt Lateinisch) und die zugleich erste französische Enzyklopädie verfaßte der katholische Geistliche Louis Moréri (* Bargemont 1643, † Paris 1680). Diese Enzyklopädie erschien 1674 in Lyon u.d.T. "Le grand dictionnaire historique" in zwei Bänden und wurde wegen ihres Erfolges mehrfach überarbeitet und aufgelegt (letzte [=20.] Aufl., 10 Bde., Paris 1759 ).
(In Auseinandersetzung mit Moréris historischem Lexikon verfaßte der französische Philosoph Pierre Bayle [* Carla-Bayle, Dép. Ariège, 1647, † Rotterdam 1706] sein "Dictionnaire historique et critique", 2 Bde., Rotterdam 1695 und 1697 [letzte = 11. Aufl., 16 Bde., Paris 1820 - 1824], das Vorbild für die französischen Enzyklopädisten wurde.)

Der Maler und Kunstschriftsteller Joachim von Sandrart (* Frankfurt/M. 1606, † Nürnberg 1688) verfaßte die erste deutsche Kunstgeschichte ("Teutsche Academie der edlen Bau-, Bild- und Mahlerey-Künste", 2 Bde., Nürnberg 1675 - 1679) und begründete mit ihr die deutsche Kunstwissenschaft.

Die erste Buchauktion in England fand 1676 im Buchladen des Antiquars William Cooper zu London statt.

Die Presse (Zeitung und Zeitschrift) ist das älteste publizistische Massenmedium und war - wie beim Aufkommen jedes neuen Massenmediums charakteristisch Gegenstand kulturkritischer Auseinandersetzung.
Die erste Buchveröffentlichung mit Kritik am Zeitungswesen ist die Schrift "Discursus de novellarum, quas vocant Newe Zeitungen, hodierno usu et abusu" (lat.Diskurs über den Gebrauch und Mißbrauch von Nachrichten, die man Newe Zeitungen nennt), Jena 1676, des Dichters, Rechtsgelehrten und Hofkanzlers Ashaver Fritsch (* Mücheln 1629, † Rudolstadt 1701), der sich als einer der ersten deutschen Gelehrten mit der Presse beschäftigte. In diesem Pamphlet wetterte Fritsch gegen die "Zeitungssucht", "eitles, unnötiges, unzeitiges und daher arbeitsstörendes, mit unersättlicher Begierde getriebenes Zeitungslesen".

Der erste leidenschaftliche Anwalt der Presse trat mit dem Schulmann und Dichter Christian Weise (* Zittau 1642, † ebd. 1708) auf den Plan. Von ihm stammt die erste Rechtfertigung des Zeitungswesens (und Zeitungslesens) als Buchveröffentlichung u.d.T. "Schediasma curiosum de lectione novellarum" (lat.= Interessanter Abriß über das Lesen von Zeitungen), Frankfurt/M., Leipzig 1676.

Während die ersten Landkarten in den englischen Kolonien an Ort und Stelle zumeist von ortsansässigen Landvermessern mit der Hand gezeichnet wurden, erstellte der Drucker John Foster (* 1648, † 1681) in Boston (Mass.) 1677 mit einer einfachen Holzschnittkarte von Neuengland ("A Map of New-England") die erste in Amerika gedruckte Landkarte.

Die wohl erste spanische Zeitung war die 1677 in Madrid gegründete "Gaceta de Madrid" (eingestellt 1680, neugegründet 1697, seit 1808 Amtsblatt, 1936 erloschen).

Der Mathematiker und Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz (* Leipzig 1646, † Hannover 1716) propagierte 1679 das Dualsystem, ein Zahlensystem mit der Basis 2 (statt z.B. 10 im Dezimalsystem), in dem sich jede Zahl durch eine Folge von nur zwei Symbolen (meist 0und 1) als Dualzahl ausdrücken läßt.
Wenn auch Leibniz die "Rechnung mit Nullen und Einsen" im Sinne seiner Metaphysik interpretierte (die Symbole Eins und Null standen für Gott und das Nichts), erkannte er als erster, daß sich das duale Zahlensystem zur mechanisierten Rechnung sehr gut eignen würde. Er hat damit spätere Entwicklungen vorweggenommen, da das Dualsystem große praktische Bedeutung in der elektronischen Datenverarbeitung erlangte. Leibniz entwarf sogar Pläne für einen Automaten, der alle Rechnungen mit den Ziffern 0und 1 bewältigen sollte; aber gebaut hat er den Rechner nicht.

Die ersten deutschen medizinischen Zeitschriften dürften gewesen sein: "Monatliche neu eröffnete Anmerckungen über alle Theile der Artzney-Kunst", Hamburg 1679(1680) und "Collectanea medico-physica oder Holländisch Jahr-Register, sonderbahrer Anmerckungen, die sowol in der Artzney-Kunst als Wissenschaft der Natur in gantz Europa vorgefallen ...", T.1 -3 (1680 - 1682), Leipzig 1690 (erschienen in holländischer und deutscher Sprache).

Die Paläographie (Lehre von den Buchstabenschriften des Altertums und Mittelalters sowie von der Entzifferung alter Schriftwerke) wurde begründet von dem Benediktiner (seit 1654) und Historiker Jean Mabillon (* Pierremont [Dép. Ardennes ] 1632, † Paris 1707) mit seinem Werk "De re diplomatica", 6 Bde., Paris 1681; Suppl. 1704 und 1709. Der Begriff "Paläographie" wurde von dem klassischen Philologen Bernard de Montfaucon (* Schloß Soulage [Dép. Aude] 1655, † ebd. 1741) in seiner Schrift * Palaeographia graeca sive de ortu et progressu literarum", Paris 1708, eingeführt.

Die erste wissenschaftliche Zeitschrift Deutschlands waren die von dem Leipziger Professor Otto Mencke (* 1644, † 1707) gegründeten, in lateinischer Sprache abgefaßten "Acta Eruditorum" (lat.- Berichte, Taten der Gelehrten) (ab 1732 u.d.T. "Nova Acta Eruditorum"), Leipzig 1682 - 1782. Der Schwerpunkt der Zeitschrift lag auf den Naturwissenschaften und der Mathematik.

Der englische Drucker, Verleger und Schriftschneider Joseph Moxon (* Wakefield [Yorkshire] 1627, † London 1700) behandelte in seinem Werk "Mechanick exercises on the whole art of printing", 2 Bde., London: Selbstverl. 1683 - 1684, erstmals ausführlich das ganze Gebiet der Buchdruckerkunst (Buchdrucktechnik).

Die erste vollständige gedruckte Bibel in rumänischer Sprache erschien in Bukarest 1688.

Die ersten Vorlesungen zum Bibliothekswesen an einer deutschen Universität hielt Daniel Georg Morhof (* Wismar 1639, † Lübeck 1691), der seit 1661 in Rostock und seit 1665 in Kiel als Professor für Poesie und Beredsamkeit wirkte und 1680 die Leitung der Universitätsbibliothek Kiel übernahm. Seine durch zwanzig Jahre gehaltenen Vorlesungen fanden ihren Niederschlag in seiner allgemeinen Literatur- und Wissenschaftsgeschichte "Polyhistor literarius, philosophicus et practicus", 2 Bde., Lübeck 1688 - 1692, deren erster Band u.a. vom Buch- und Bibliothekswesen handelt.

Die erste gedruckte Inkunabelbibliographie (mit nahezu 3.000 Titeln) ist die "Incunabula typographiae", Amsterdam 1688, des Emmericher Buchhändlers Cornelius van Beughem.

Die älteste, noch bestehende Pergamentfabrik Deutschlands, deren Ursprung vor 1688 in Augsburg liegt, ist die Firma Carl Wildbrett in Bobingen bei Augsburg, die seit 1868 in Familienbesitz ist (jetziger Inhaber: Manfred Wildbrett). Der Firmengründer, der gelernte Buchbinder Carl Wildbrett, übernahm 1868 den letzten Betrieb einer Augsburger Pergamenterzunft, den des Friedrich Bartholme, und sein bereits 1688 urkundlich in Augsburg erwähntes Haus.

Die erste deutsche literarisch-kritische Zeitschrift erschien unter dem (zeitweilig variierenden) Titel "Schertz- und ernsthaffter, vernünfftiger und einfältiger Gedancken über allerhand lustige und nützliche Bücher und Fragen erster Monath oder Januarius, in einem Gespräch von der Gesellschaft der Müßigen" (Kurztitel: "Monatsgespräche"), Frankfurt/M., Leipzig (ab April 1688: Halle/Saale) 1688 - 1690. Herausgeber (bis Ende 1689) war der Staatswissenschaftler und Philosoph Christian Thomasius (* Leipzig 1655, † Halle/ Saale 1728), der als einer der ersten, entgegen dem akademischen Brauch, 1687 an der Universität Leipzig Vorlesungen in deutscher Sprache hielt. Herausgeber von vier Monatsstücken des Jahrgangs 1690 war Johann Jakob von Ryssel (* 1627, † 1699).
(Die "Monatsgespräche" galten lange als erste deutschsprachige Zeitschrift. 1964 wurde aber in Braunschweig eine in Hamburg erschienene Zeitschrift entdeckt, die sich "Johann Frischen Erbauliche Ruh-Stunden. Das ist: Merkwürdige und nachdenkliche Unterredungen, darin allerhand nützliche und erbauliche Materien abgehandelt, zugleich auch jedesmal die vornehmste Begebenheiten gegenwertiger Zeiten kurtzlich eingeführet werden ..." nannte und für das Jahr 1676 nachgewiesen ist.)

Die erste lettische Übersetzung der gesamten Bibel, besorgt von dem Pastor Ernst Glück (* 1652, † 1705), erschien in Riga von 1685 (Neues Testament) bis 1689.

Das früheste amerikanische Miniaturbuch mit den Maßen 73 mm x 48 mm ist "A Wedding ring for the finger" von William Secker, das Samuel Green 1690 in Boston (Mass.) verlegte.

Der Londoner Quäker William Bradford (* 1663, † 1732) gründete (zusammen mit anderen) 1690 in der Nähe von Germantown (Pa.) die erste Papiermühle Amerikas.

Das amerikanische Zeitungswesen nahm seinen Anfang in Boston (Mass.). Dort brachte am 25. September 1690 die Presse von Richard Pierce und Benjamin Harris die erste Zeitung mit dem Titel "Publick Occurrences, Both Foreign and Domestick" (engl.= öffentliche Begebenheiten aus dem Aus- und Inland) heraus, die jedoch von dem britischen Gouverneur von Massachusetts sogleich verboten wurde; der Nachrichtenhunger sollte nämlich mit offiziellen Informationen aus London gestillt werden.
Erst am 24. April 1704 erfolgte die zweite Zeitungsgründung mit dem von Bartholomew Green in Boston gedruckten "Boston News Letter" (erschienen bis 1776).
Erste Zeitungsgründungen, im allgemeinen Wochenzeitungen, in den anderen englischen Kolonien: New York (New York) 1725, Maryland (Annapolis) 1727, South Carolina (Charleston) 1732, Rhode Island (Newport) 1732, Virginia (Williamsburg) 1736, North Carolina (Newbern) 1751, Connecticut (New Haven) 1755, New Hampshire (Portsmouth) 1756, Georgia (Savannah) 1763, New Jersey (Burlington) 1777, Maine (Portland) 1785, Delaware (Wilmington) 1785, Louisiana (New Orleans) 1794 u.a.

Die erste deutsche zeitungswissenschaftliche Dissertation wurde an der Universität Leipzig von Tobias Peucer aus Görlitz (Lausitz) angefertigt und 1690 u.d.T. "De relationibus novellis" (lat.- Über Zeitungsberichte) veröffentlicht. (Untersucht wurde in ihr vor allem der wissenschaftliche Nutzen der Zeitungslektüre für den Historiker.)

Das erste europäische Adreßbuch (alphabetisches Verzeichnis der Einwohner, Firmen, Behörden u.ä. einer Stadt oder eines größeren Gebietes mit ihren Anschriften) veröffentlichte (nach einem ersten Versuch 1595 in London) 1691 in Paris der Apotheker Nicolas de Blegny (* 1642, † 1722) u.d.T. "Le livre commode contenant les adresses de la ville de Paris ...". (2. Aufl.: Paris 1692; Neuaufl.: Paris 1878.)

"Wettervorhersagen" sind erstmals am 14. Mai 1692 in dem von John Houghton (* 1640, † 1705) herausgegebenen Wochenblatt "A collection for improvement of husbandry and trade" (engl.- Sammlung für den Fortschritt von Landwirtschaft und Handel), London 23. März 1692 - 24. September 1703, zu finden. In dieser Ausgabe, und hinfort jede Woche, ist eine Wochentabelle mit Angaben über Luftdruck und Windstärken der gleichen Zeit des Vorjahres abgedruckt, anhand derer sich der Leser die Wettervorhersage selbst erstellen sollte. Houghtons völlig unwissenschaftliche Methode wurde mehrfach nachgeahmt. (Wettervorhersagen in Zeitungen auf wissenschaftlicher Grundlage waren erst nach Einführung der Telegrafie möglich.)

Die Frauenpresse ist entsprechend dem jeweiligen Verständnis von der Rolle der Frau in der Gesellschaft, dem Lebensbereich der Frau gewidmet.
Die erste Frauenzeitschrift war "The Ladies`s Mercury", die von dem Buchhändler John Dunton erstmals am 27. Juni 1693 in London herausgegeben wurde. Mit diesem wöchentlich erscheinenden Blatt (das wahrscheinlich im Gründungsjahr wieder erloschen ist) schuf Dunton die in der heutigen (unterhaltenden) Frauenpresse bekannte Einrichtung der Kummerspalte.

Die erste Heiratsannonce erschien am 19. Juli 1695 in dem von John Houghton (* 1640, † 1705) herausgegebenen Wochenblatt "A collection for improvement of husbandry and trade" (engl.= Sammlung für den Fortschritt von Landwirtschaft und Handel), London 23. März 1692 24. September 1703. In diesem Inserat suchte "ein Herr von etwa 30 Jahren mit ansehnlichem Besitz für die Ehe eine junge Dame mit einem Vermögen von ca. 3.000 Pfund".

Die erste umfassende Gesamtdarstellung des Zeitungswesens verfaßte der Schriftsteller und Sprachforscher Caspar (Kaspar) Stieler (* Erfurt 1632, † ebd. 1707;1705 geadelt) mit "Zeitungs Lust und Nutz, Oder: derer so genannten Novellen oder Zeitungen, wirckende Ergetzlichkeit, Anmut, Notwendigkeit und Frommen ...", Hamburg 1695.

Die wohl älteste in Deutschland erschienene chemische Zeitschrift war die von dem Arzt und Chemiker Georg Ernst Stahl (* Ansbach 1660, † Berlin 1734) herausgegebene Monatsschrift "Observationes chymico-physicomedicae curiosae mensibus singulis continuandae ...", Frankfurt/M. u.a. Juli 1697 - Mai 1698.

Dem Kaffeehaus verdankten verschiedene Presseunternehmen ihre Gründung. (So benutzten z.B. die Herausgeber der englischen moralischen Wochenschriften die Londoner Kaffeehäuser als Redaktionslokal und Nachrichtenbörse.)
Die erste deutsche Zeitschrift, die möglicherweise im Kaffeehaus entstanden ist, zumindest ihm ihre Existenz verdankte ("Kaffeehauszeitschrift"), erschien in Leipzig 1698 u.d.T. "Das curieuse Caffe-Hauß zu Venedig". Zum Inhalt hatte sie fiktive Kaffeehausdiskurse zu Themen wie Mode, Barttrachten, politische Kannegießerei.
(Es folgte, aber nicht als Fortsetzung, "Das neue und curiöse Caffe-Hauß, vormals in Italien, nunmehro aber in Teutschland eröffnet", Leipzig 1707 - 1708.)


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Last update: 25. April 2000 © by Walther Umstaetter