Politik

Ausnahme Piraten und Grüne Parteien laufen Mitglieder weg

CDU und FDP erwischt es besonders schwer.

CDU und FDP erwischt es besonders schwer.

(Foto: dpa)

Ob die Entwicklung schon Exodus zu nennen ist, ist strittig. Eine Studie zur Entwicklung der Mitgliedschaften in Parteien aber macht klar: Die Politikverdrossenheit scheint groß wie nie. Und sie zeigt sich zunehmend auch in Austritten aus den etablierten Parteien. Allerdings mit Ausreißern.

Die Regierungsparteien CDU/CSU und FDP haben im letzten Jahr erneut überdurchschnittlich viele Mitglieder verloren. Im zweiten Jahr in Folge waren die Abgänge bei der CDU deutlich höher als bei den Sozialdemokraten. Dies geht aus einer Untersuchung des Parteienforschers Oskar Niedermayer von der FU Berlin über die Entwicklung der im Bundestag vertretenen Parteien hervor.

Danach sank die Zahl der CDU-Mitglieder im Jahr 2011 um 3,1 Prozent (2010: 3,0). Bei der SPD lagen die Netto-Verluste bei 2,5 Prozent (Vorjahr: 2,0). Experten erwarten, dass die CDU wegen des vergleichsweise stärkeren Rückgangs noch in diesem Monat von der SPD bei den Mitgliedern überholt wird. Ende April dieses Jahres kam die CDU auf 484.397 Mitglieder, ganze 15 mehr als die SPD (484.382). Die CDU war 2008 an den Sozialdemokraten vorbeigezogen.

Zudem zeichnet sich ab, dass die Grünen in Kürze erstmals die FDP bei der Mitgliederzahl überrunden werden. Mit einem stattlichen Zuwachs von 11,5 Prozent (59.074) kamen die Grünen Ende 2011 den Freien Demokraten (Minus 7,9 Prozent auf 63.123 Mitglieder) bereits nahe. Inzwischen hat sich dieser Abstand weiter verringert. Die Grünen liegen derzeit bei 59.210 Mitgliedern. Die FDP wollte dagegen auf Anfrage keine aktuellen Zahlen nennen.

Bei den Linken betrug der Rückgang im Vorjahr 5,7 Prozent (69.458), während sich die CSU mit einem Minus von 2,1 Prozent (150.585) relativ stabil hielt. Die Aufsteigerpartei Die Piraten zählt inzwischen aktuell etwa 30.000 Mitglieder.

Die CDU musste 2011 laut der Studie, die sich auf Selbstauskünfte der Parteizentralen stützt, in allen Bundesländern Verluste hinnehmen. Die SPD verbuchte dagegen in den drei Stadtstaaten sowie in Mecklenburg-Vorpommern Zugewinne. In den Flächenländern waren die CDU-Abgänge besonders hoch in Schleswig-Holstein (-4,4 Prozent), NRW (-3,6) und Hessen (-3,4). Auch die FDP verlor Mitglieder in allen Ländern - zum Teil sogar zweistellig.

Linke besonders alt

Auch in absoluten Zahlen musste die CDU die meisten förmlichen Austritte verkraften. 17.068 oder 3,4 Prozent der Mitglieder gaben 2011 ihr Parteibuch zurück. Mit 10,5 Prozent (7217) lag die Zahl der Austritte bei der FDP im Verhältnis noch um einiges höher. Bei der SPD verließen 13.677 eingeschriebene Mitglieder (2,7 Prozent) die Partei, bei der Linken waren es 5,9 Prozent (4325). Dazu kommen noch Todesfälle (zwischen 0,2 und 1,9 Prozent je nach Partei).

Auch bei der Altersstruktur der Mitglieder schneidet die CDU schlecht ab. Mit 60 Jahren weist die Linke das höchste Durchschnittsalter auf, gefolgt von CDU und SPD mit 59 Jahren. Bei den jüngeren Mitgliedern (unter 30) stagniert die CDU bei sechs Prozent, während die SPD ihren Anteil in dieser Gruppe von 6,8 auf 7,5 Prozent steigern konnte.

Auch bei den Eintritten liegen die Sozialdemokraten, was den Altersaufbau angeht, vorn. 30 Prozent ihrer Neumitglieder waren im letzten Jahr jünger als 25, während dieser Anteil bei der CDU bei knapp 23 Prozent und bei den anderen noch niedriger lag. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, könne die SPD allmählich sogar auf eine leichte Verjüngung hoffen, erklärte Niedermayer.

Schlusslichter bleiben die drei Regierungsparteien im Bund auch bei den Frauen. 2011 waren bei der CDU 25,6 Prozent der Mitglieder weiblich, bei der FDP 23 Prozent und bei der CSU sogar nur 19,3 Prozent. Bei der SPD betrug dieser Anteil 31,3 und bei Grünen und Linken je 37,3 Prozent.

Quelle: ntv.de, dpa

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