Leipzig. Sachsenweit sind nach Angaben der Landesarbeitsagentur 18 479 zusätzliche sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse geschaffen worden. Allein in Leipzig kamen im vergangenen Jahr 7997 neue Jobs und innerhalb von fünf Jahren 36 578 hinzu. Damit hat die Pleißestadt jetzt mehr Beschäftigte (248 950) als die Landeshauptstadt (246 310).
Aber auch Dresden (3149 neue Jobs) und Zwickau (1544) konnten im vergangenen Jahr mehr als der sächsische Durchschnitt zulegen. In Görlitz, im Vogtlandkreis und in Mittelsachsen gab es hingegen die geringsten Zu-wächse. „Leipzig hat sich in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt und ist aktuell einer der Leuchttürme in Ostdeutschland“, sagt Klaus Schuberth, Chef der Landesarbeitsagentur. Der Trend werde sich fortsetzen. Denn allein in der Region in und um Leipzig gebe es rund 8300 freie Stellen, die meisten davon in der Messestadt selbst. „Erfreulich ist, dass über 80 Prozent der freien Stellen in Vollzeit oder unbefristet zu besetzen sind“, so Schuberth weiter. Branchen, in denen es aufwärts geht, sind insbesondere das Gesundheits- und Sozialwesen, das Verarbeitende Gewerbe, Handel, Verkehr, Lagerwirtschaft sowie Dienstleistungen.
In den anderen beiden mitteldeutschen Ländern stechen Eisenach, Erfurt und Halle hervor. Allerdings fällt der Stellenaufbau in Thüringen (plus 3907) und Sachsen-Anhalt (plus 2672) gegenüber Sachsen bescheidener aus. Das liegt laut Arbeitsagentur vor allem daran, dass in einigen Regionen Firmen mehr Stellen streichen, als dass sie neue schaffen. Das trifft beispielsweise auf Anhalt-Bitterfeld, Mansfeld-Südharz, Sonneberg, Gera oder das Altenburger Land zu.
Leipzig, das lange als wirtschaftlich schwach gegolten habe, sei heute der dynamischste Ballungsraum in Sachsen, sagt Professor Joachim Ragnitz vom Dresdner Ifo-Institut. Mit der Ansiedlung der Autofirmen im Norden der Stadt habe sich das Blatt gewendet. „Besonders erfreulich ist, dass nicht nur einfache Jobs entstehen, sondern gut bezahlte Stellen in der Industrie und in unternehmensnahen Dienstleistungsfirmen.“
Die positive Entwicklung in Leipzig ist auch aus Sicht von Sachsens DGB-Vize Markus Schlimbach den Großansiedlungen zu verdanken. Diese hätten weitere Firmenniederlassungen nach sich gezogen und für einen deut-lichen Beschäftigungsaufbau und wachsende Kaufkraft gesorgt. Allerdings habe die Konzentration auf die Städte auch eine Schattenseite. „Gerade in den ländlichen Regionen wird es immer schwieriger, neue Arbeitsplätze anzusiedeln. Langsames Internet, der Rückzug von Schulen, Kultur, Sparkassen, Ämtern und dem öffentlichen Nahverkehr machen die ländlichen Regionen immer unattraktiver“, sagt der Gewerkschafter. Wenn die Politik nicht gegensteuere, werde das Stadt-Land-Gefälle immer größer. „Der Rückzug von öffentlichen Dienstleistungen muss gestoppt werden, damit nicht eines Tages verlassene Regionen entstehen.“