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Ein anderer Blick auf Südafrika

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Gespräche über die Zukunft: Mo Asumang hat den zwölfjährigen Inganathi, der aus einem Township kommt und mit HIV infiziert ist, für ihre Dokumentation interviewt. Fotos:  zdf/Felix Leiberg (nh)
Gespräche über die Zukunft: Mo Asumang hat den zwölfjährigen Inganathi, der aus einem Township kommt und mit HIV infiziert ist, für ihre Dokumentation interviewt. Fotos:  zdf/Felix Leiberg (nh) © -

Kassel. Der zwölfjährige Inganathi hat einen großen Wunsch: Er möchte Fußballer werden. Über seine Träume sprach der Junge aus Südafrika mit Mo Asumang. Die aus Kassel stammende Schauspielerin, Moderatorin und Regisseurin hat anlässlich der ersten Fußballweltmeisterschaft auf dem afrikanischen Kontinent eine Dokumentation mit fiktionalen Elementen gedreht.

Die 47-Jährige hat sich auf die Suche nach der verloren gegangenen Vision der Regenbogennation in Südafrika 16 Jahre nach Ende der Apartheid gemacht. „Road to Rainbow - Willkommen in Südafrika“ wird am Mittwoch, 30. Juni, 23.15 Uhr, im ZDF gezeigt. Sechs Wochen lang war Mo Asumang unterwegs. In einem klapprigen Bus besuchte sie Kapstadt und Johannesburg sowie den Norden des Landes. Begleitet wurde sie von dem afrikanischen Comedian Kagiso Lediga. „Wir waren jeden zweiten Tag in den Townships“, sagt Asumang. Das sind jene Wohnviertel, die für die schwarze Bevölkerung während der Apartheid angelegt worden sind. Die Menschen, die in den Bretterhütten der Slums leben müssen, lässt sie zu Wort kommen und von ihren Hoffnungen erzählen. Sie hat aber auch Frederik de Klerk, den ehemaligen Präsidenten Südafrikas, Erzbischof Tutu und Senioren eines deutschen Altersheims in Johannesburg vor die Kamera geholt.

Träumt von einer Karriere als Fußballer: Inganathi (12).
Träumt von einer Karriere als Fußballer: Inganathi (12). © -

Mo Asumang hofft, dass die Besucher der WM nicht nur die reichen Viertel Südafrikas besuchen. In den ersten Reihen stünden schöne Häuser, dahinter seien die Slums versteckt. Die reichen Menschen lebten hinter Mauern wie in einem Hochsicherheitstrakt. „Die haben zum Teil einen Panic Button neben ihrem Bett und benötigen 1000 Codes, um in ihr eigenes Haus zu kommen“, sagt Asumang. „Die Strände und die schönen Häuser, das ist nicht Afrika, das ist nicht Südafrika.“

Zur Person

Mo Asumang (47) wurde am 13. Juni 1963 in Kassel geboren, ihr Abitur machte sie am Goethegymnasium. Nachdem sie ihr Studium an der GhK (Visuelle Kommunikation) abgeschlossen hatte, zog sie nach Berlin. Asumang arbeitet als Schauspielerin, Sängerin, Fernsehmoderatorin, Regisseurin und Synchronsprecherin. Für ihr Regiedebüt, den Dokumentarfilm „Roots Germania“, wurde Asumang im Jahr 2008 für den Grimme-Preis nominiert.

Die Filmemacherin wünscht sich, dass die Leute sich öffnen und auch auf solche Sachen blicken, die nicht so angenehm sind. In Südafrika seien die Prioritäten falsch gesetzt worden. „Es ist viel Geld in die Stadien und die Sicherheit investiert worden. Aber was ist mit der Bildung und HIV-Projekten?“

Der zwölfjährige Inganathi ist mit HIV infiziert. Mo Asumang hat den Jungen kennen gelernt, als er mit einer verrosteten Blechbüchse Fußball spielte. Er träumt nicht nur davon, Fußballer zu werden, sondern würde sich natürlich auch gern ein WM-Spiel im Stadion anschauen.

Mo Asumang ist jetzt zur WM nach Südafrika zurückgekehrt. Wenn sie Eintrittskarten bekommt, will sie gemeinsam mit Inganathi ein Spiel anschauen.

„Road to Rainbow - Willkommen in Südafrika“, Mittwoch, 30. Juni, 23.15 Uhr, im ZDF.

Von Ulrike Pflüger-Scherb

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