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Siemens Energy Joe Kaeser will keine Kohle mehr

Die Aktionäre haben die Abspaltung von Siemens' Energie-Sparte abgenickt. Deren designierter Aufsichtsratschef, Siemens-Chef Joe Kaeser, gibt schon einmal die Richtung der neuen Firma vor.
Foto: REUTERS/Andreas Gebert

Siemens kann wie geplant sein Energiegeschäft abspalten: Die außerordentliche Hauptversammlung hat die Abspaltung von Siemens Energy vom Konzern mit deutlicher Mehrheit abgenickt. 99,36 Prozent stimmten am Donnerstag für den einzigen Antrag der online abgehaltenen Veranstaltung. Kommt nichts mehr dazwischen, werden nun am 25. September 55 Prozent von Siemens Energy an die Siemens-Aktionäre verteilt. Ab dem 28. September sollen die Papiere an der Börse gehandelt werden.

Dass Siemens   das Energiegeschäft mit rund 91.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von zuletzt 29 Milliarden Euro abspalten will, begründet der Konzern vor allem damit, dass sich das Energiegeschäft alleine besser entwickeln und leichter an Geld für Investitionen kommen könne. Im großen Konzernverbund sei das für das vergleichsweise margenschwache Geschäft schwieriger. Dahinter steht eine Skepsis von Konzernchef Joe Kaeser (63) gegenüber Konglomeraten: Diese könnten "vieles gut, aber nur weniges, was künftig wichtig ist, wirklich sehr gut", sagte er. Die Anfang 2018 erfolgte Abspaltung von Siemens Healthineers sei ein "hervorragendes Beispiel für Wertsteigerung durch Fokussierung".

Zu Siemens Energy gehört neben der alten Siemens-Sparte "Power and Gas" auch die 67-Prozent-Beteiligung am spanischen Windkraft-Unternehmen Siemens Gamesa. Derzeit ist der Sitz der Sparte in München. Ob dies so bleibt, wird im Laufe des zweiten Halbjahres entschieden, allerdings hieß es, der Sitz solle in Deutschland bleiben. Angesichts seiner Größe gilt Siemens Energy als relativ sicherer Kandidat für eine Aufnahme in den MDax, möglicherweise könnte das Unternehmen mittelfristig sogar in den Dax aufsteigen.

Siemens hatte im Mai 2019 bereits angekündigt, das Energiegeschäft in ein neues Unternehmen, Siemens Energy, einzubringen und im Rahmen einer Abspaltung an die Börse zu bringen. Der Börsengang sollte ursprünglichen Planungen zufolge noch vor Ende des Geschäftsjahrs 2020 erfolgen. Ist Siemens Energy erstmal abgespalten, soll sich der verbleibende Siemens-Konzern auf die profitableren Geschäftsfelder wie "Digital Industries" oder "Smart Infrastructure" konzentrieren.

Siemens Energy soll künftig keine Kohlekraftwerke mehr bauen

Noch vor der Abspaltung zeigen sich indes erste strategische Weichenstellungen: Siemens Energy soll nach dem Willen seines künftigen Aufsichtsratschefs aus dem Bau von Kohlekraftwerken aussteigen. "Der Kampf gegen den Klimawandel erfordert eine entschlossene Umstellung der Stromerzeugung, denn sie ist für etwa 40 Prozent der globalen energiebezogenen CO2-Emissionen verantwortlich", sagte Siemens-Chef Joe Kaeser (63) am Donnerstag auf der Online-Hauptversammlung laut Redetext. "Deshalb habe ich den Vorstand der Siemens Energy AG gebeten, zügig einen stakeholdergerechten Plan zum Ausstieg aus der Stromerzeugung durch Kohle vorzulegen." Bisher fußt ein Großteil des Geschäfts von Siemens Energy auf Kohle- und Gas-Kraftwerken. Kaeser war für die Übernahme seines Postens als Aufsichtsratschef bei Siemens Energy von Belegschaftsaktionären und der Deka kritisiert worden.

Auf einen Zeitplan legte sich Kaeser nicht fest, der zum Aufsichtsratschef von Siemens Energy gewählt werden soll. Der Plan werde "verantwortungsvoller sein, als manche Aktivisten das einseitig fordern, aber sicher konsequenter, als Zögerlinge dies für notwendig halten", sagte Kaeser. Man müsse den steigenden Strombedarf der Welt decken und gleichzeitig dem Klimawandel "in wirtschaftlicher sinnvoller Weise begegnen".

akn/dpa/Reuters