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Krawalle überschatten Vancouvers Finalpleite

Boston feierte den Finalsieg, in Vancouver herrschte Chaos. Krawallmacher zündeten Autos an, die Polizei musste Schlagstöcke und Tränengas einsetzen.

Im Anschluss an die verpasste Meisterschaft der Vancouver Canucks in der nordamerikanischen Eishockey-Liga NHL ist es in der Olympiastadt am Mittwochabend (Ortszeit) zu schweren Straßenkrawallen und Plünderungen gekommen. Wie die Polizei mitteilte, wurden im Stadtzentrum mindestens zehn Autos umgekippt, zerstört oder angezündet. Mehrere hundert Leute hätten die Krawallmacher bei ihren Aktionen lautstark unterstützt, hieß es.

Die Auseinandersetzungen begannen unmittelbar in den Straßen nahe der Rogers-Arena, wo die Canucks mit Nationalspieler Christian Ehrhoff das siebte und entscheidende Finalspiel um den Stanley Cup mit 0:4 gegen Dennis Seidenbergs Boston Bruins verloren hatten. Die Polizei ging mit Tränengas und Pfefferspray gegen die Krawallmacher vor.

„Eine kleine Gruppe von Hooligans hat uns ein paar Probleme bereitet“, sagte Vancouvers Bürgermeister Gregor Robertson und fügte an: „Es ist eine absolute Schande und repräsentiert unsere Stadt in keiner Weise.“ In einem Einkaufszentrum war es zu Plünderungen gekommen. T-Shirts und Kosmetika wurden entwendet. „Es ist fürchterlich“, sagte Canucks-Kapitän Hernik Sedin und fügte kopfschüttelnd hinzu: „Dabei kann diese Stadt und diese Region auf die Mannschaft wirklich stolz sein.“ Insgesamt gab es rund ein Dutzend Festnahmen.

Bei den Boston Bruins um den deutschen Nationalspieler Dennis Seidenberg hingegen herrschte Jubel pur. „Jaaaaa“, brüllte Seidenberg und stemmte die begehrteste Eishockey-Trophäe der Welt in die Höhe. Ein einziges deutsches Wort inmitten der Feierlichkeiten auf dem Eis in Vancouver drückte alles aus: Der 29-Jährige war am Ziel seiner Träume, zweiter deutscher Stanley-Cup-Sieger nach Uwe Krupp - und beinahe sprachlos.

„Ich kann es noch gar nicht richtig fassen“, gab der Verteidiger der Boston Bruins zu, als der riesige Pokal nach dem entscheidenden 4:0 (1:0, 2:0, 1:0) im siebten NHL-Finale gegen die Vancouver Canucks die Runde gemacht hatte: „Es ist unglaublich, ein Traum ist wahr geworden. Ich bin überglücklich.“ Mit dem Erfolg in der Olympiastadt von 2010, zu dem er zwei Torvorlagen beisteuerte, trat Seidenberg in die Fußstapfen eines anderen Wahl-Amerikaners. Uwe Krupp, der vor 15 Jahren die Colorado Avalanche mit seinem Tor in der dritten Verlängerung des vierten Finales zum Titel schoss, hatte sich auch aus Deutschland verabschiedet - bis er als Bundestrainer zurückkehrte.

Bei Krupps goldenem Schuss 1996 hatte Seidenberg noch nicht im Traum daran gedacht, einmal dessen Nachfolger zu werden. „Damals habe ich noch Tennis gespielt“, sagte er, „deshalb war es für mich nichts Besonderes.“ Das hat sich in 15 Jahren deutlich geändert: Der ehemalige Mannheimer biss sich in der NHL nach einigen Lehrjahren durch, kam über Philadelphia, Phoenix und Carolina vor anderthalb Jahren nach Boston und schrieb jetzt deutsche Eishockey-Geschichte.

Beim Showdown in Vancouver zählte Seidenberg zu den Stärksten. Mit seinem körperbetonten Spiel entzauberte er einmal mehr die Stürmerstars der Canucks, allen voran die enttäuschenden Zwillinge Henrik und Daniel Sedin. Doch auch zur Offensive trug der Verteidiger bei, der mit 28:51 Minuten erneut die meiste Eiszeit aller Spieler verbuchte. Sowohl das 2:0 durch Brad Marchand (33.) als auch den dritten Treffer durch Patrice Bergeron (38.) bereitete er vor. Bergeron hatte die Gäste im ersten Drittel in Führung gebracht (15.). Marchand traf zudem zwei Minuten vor Schluss ins leere Tor.

Held des Abends war aber Torhüter Tim Thomas. Der 37-Jährige, dessen NHL-Karriere vor Saisonbeginn eigentlich schon beendet schien, wehrte mit teilweise spektakulären Paraden 37 Schüsse ab, blieb zum vierten Mal in den Play-offs ohne Gegentor und wurde folgerichtig mit der Conn Smythe Trophy als wertvollster Spieler der Meisterrunde ausgezeichnet.

dpa/sip

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