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Veränderung im Stoffwechsel: Ritalin kann zu Langzeitfolgen im Gehirn führen
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ADHS-Mittel Ritalin - Kardiologen für mehr Blutdruck-Kontrollen
dpa Ein Langzeitstudie hat die Wirkung von Ritalin auf erwachsene ADHS-Patienten untersucht

In einer Langzeitstudie haben Forscher eine deutliche Veränderung im Hirnstoffwechsel durch Ritalin-Einnahme festgestellt. Bei erwachsenen ADHS-Patienten zeigte sich eine Zunahme des Eiweißes, das durch das Medikament eigentlich gehemmt werden soll.

Die dauerhafte Einnahme des ADHS-Medikaments Ritalin kann den Hirnstoffwechsel deutlich verändern: Wie US-Forscher in einer Studie an Erwachsenen nachwiesen, bewirkt das Stimulans Ritalin im Belohnungszentrum eine Zunahme jenes Eiweißes, dessen Wirkung es eigentlich hemmen soll. Dies deute darauf hin, dass mit der Zeit eine Toleranz gegen das Mittel entstehe, mahnten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift “PLoS One”. Das Absetzen der Arznei würde demnach die Symptomatik verstärken.

Das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) wird bei vielen Kindern und zunehmend auch bei Erwachsenen festgestellt. Viele Experten glauben, dass die Störung, die sich durch Hyperaktivität, Impulsivität und mangelnde Konzentration äußert, mit einer veränderten Übertragung des Botenstoffs Dopamin zusammenhängt, der etwa an Bewegungen und Denkvorgängen beteiligt ist.

Medikamente wie vor allem das Stimulans Methylphenidat (Ritalin) verstärken die Dopamin-Wirkung, indem sie ein bestimmtes Eiweiß in der Membran der Nervenzellen blockieren. Dieses Protein namens Dopamin-Transporter (DAT) fördert die Aufnahme von Dopamin aus der Synapse – also der Kontaktstelle zwischen zwei Nervenzellen – in die Zelle und beendet so die Wirkung des Botenstoffs.

Langzeittest mit erwachsenen Patienten


Die Forscher um Gene-Jack Wang von der Universität Stony Brook in New York untersuchten nun, wie sich die dauerhafte Einnahme von Ritalin auf das Gehirn auswirkt. Dazu verglichen sie 18 erwachsene ADHS-Patienten, die das Stimulans erstmals bekamen und das Mittel ein Jahr lang einnahmen, mit elf gleichaltrigen Kontrollteilnehmern. Dabei untersuchten sie alle Probanden vorher und nachher per Positronen-Emissions-Tomographie (PET).

Das Mittel besserte die ADHS-Symptomatik der Patienten deutlich. Vor Beginn der Studie fanden die Forscher keine Unterschiede in der DAT-Dichte der Teilnehmer. Doch am Ende des Jahres hatte bei den Patienten die DAT-Verfügbarkeit in manchen Hirnarealen des Belohnungszentrums – Putamen, Caudate und ventrales Striatum – um 24 Prozent zugenommen.

Dies zeige erstmals beim Menschen Veränderungen des Nervensystems nach der Langzeiteinnahme von Ritalin, betonen die Wissenschaftler. Die Zunahme bewerten sie als Reaktion der Zelle auf die gestiegene Konzentration des Botenstoffs im synaptischen Spalt.

„Mittel sehr vorsichtig einsetzen“


Möglicherweise deute die erhöhte DAT-Dichte auf die Entstehung einer Toleranz hin, schreiben sie. Beim Weglassen des Medikaments – etwa an Wochenenden – könne dies Symptome verstärken und damit den Bedarf für die Arznei steigern. “Das könne zu stärkerer Unaufmerksamkeit und dem Bedarf höherer Arzneidosierungen führen”, mahnen sie. Nun müsse man klären, wie und auch wie schnell das DAT-System auf die Absetzung von Ritalin reagiere.

Elmira Anderzhanova vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München spricht von einem großen Schritt nach vorne: Die Studie erkläre einen möglichen Mechanismus, warum die Wirkung von Ritalin oft mit der Zeit nachlasse. “Das ist ein Grund, weshalb wir das Mittel sehr vorsichtig einsetzen sollten”, sagt die Neuropharmakologin.

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