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Wissenschaft Corona-Pandemie

Lebensbedrohliche Kinderkrankheit stellt Ärzte vor Rätsel

Wie gehen Kinder mit einer Corona-Infektion um?

Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf will Tausende Kinder auf das Coronavirus testen. Damit solle unter anderem herausgefunden werden, inwieweit Kinder die Krankheit an Erwachsene weitergeben.

Quelle: WELT/ Achim Unser

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Eine neue, lebensbedrohliche Kinderkrankheit wurde in Europa bereits bei 230 Kindern festgestellt, zwei von ihnen sind daran gestorben. Nun untersucht auch die Weltgesundheitsorganisation einen Zusammenhang mit Corona.

In Europa gibt es laut einer EU-Behörde eine neue, lebensbedrohliche Kinderkrankheit, von der unklar ist, ob sie mit dem Coronavirus im Zusammenhang steht. Bislang seien 230 Kinder in Europa daran erkrankt und zwei gestorben, hieß es am Freitag in einem Bericht der EU-Behörde für Krankheitsvorsorge (ECDC).

Die kleinen Patienten litten dabei unter Fieber und Entzündungen, die dem bekannten Kawasaki-Syndrom oder dem toxischen Schocksyndrom ähnelten.

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) untersucht einen möglichen Zusammenhang zwischen dem neuartigen Coronavirus und einer seltenen entzündlichen Erkrankung bei Kindern. Es gebe erste Berichte darüber, dass jüngste Fälle der Kinderkrankheit mit dem Coronavirus in Verbindung stünden, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Freitag.

Er forderte Mediziner in aller Welt dazu auf, mit der WHO und den nationalen Gesundheitsbehörden zusammenzuarbeiten, um das Syndrom „besser zu verstehen“.

Erstmals hatten Ärzte in Großbritannien im April auf das Multientzündliche Syndrom bei Kindern (MIS-C) hingewiesen, das Ähnlichkeiten mit dem seltenen Kawasaki-Syndrom aufweist. Inzwischen wurde es auch bei mehr als 100 Kindern in New York nachgewiesen, drei von ihnen starben.

Am Freitag meldete ein Krankenhaus im französischen Marseille den ersten Todesfall durch das Syndrom in Frankreich. Ein Neunjähriger sei infolge „neurologischer Schäden im Zusammenhang mit einem Herzstillstand“ gestorben, sagte der zuständige Arzt Fabrice Michel.

Insgesamt wurden aus Frankreich seit Anfang März 135 Fälle des Syndroms gemeldet. Die Patienten waren zwischen einem und 14 Jahre alt.

Noch viele Unklarheiten

WHO-Chef Ghebreyesus betonte, es sei von höchster Wichtigkeit, das Syndrom genau zu beschreiben, die Auslöser der Krankheit zu ergründen und Behandlungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Die US-Gesundheitsbehörde CDC forderte Krankenhäuser, in denen Minderjährige mit Symptomen von MIS-C behandelt werden, auf, die Fälle zu melden. Die CDC-Experten forderten Ärzte dazu auf, bei Todesfällen von Kindern, die nachweislich mit dem neuartigen Coronavirus infiziert waren, eine MIS-C-Erkrankung zu erwägen. Es sei bislang aber nicht gesichert, dass das Syndrom nur bei Kindern auftreten könne.

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Zu den bekannten Symptomen von MIS-C zählen Fieber, Entzündungen an mehreren Organen sowie eine bestätigte Coronavirus-Infektion. Einige Ärzte verglichen das Krankheitsbild mit dem Kawasaki-Syndrom, das Entzündungen der Blutgefäße hervorruft und zu extrem schmerzhaften Schwellungen am ganzen Körper führt.

Der Kinderarzt Sunil Sood an der Cohen-Kinderklinik in New York sagte, rund die Hälfte der jungen Patienten mit MIS-C in seiner Klinik hätten wegen Herzmuskelentzündungen auf die Intensivstation verlegt werden müssen. Bei anderen Kindern habe die Krankheit dagegen einen milden Verlauf genommen.

Syndrom vier Wochen nach Corona

In den meisten Fällen sei das Syndrom vier bis sechs Wochen nach einer Coronavirus-Infektion aufgetreten. In der Regel hatten die Kinder demnach bereits Antikörper gegen den Erreger Sars-CoV-2 entwickelt. Sood sprach von einer „verspäteten und übersteigerten Immunabwehrreaktion“ des Körpers.

Bislang wurden Fälle des mysteriösen Syndroms nur aus Europa und Nordamerika gemeldet. In Asien wurden dagegen bislang keine MIS-C-Fälle registriert.

Einige Mediziner verträten die These, dass manche Bevölkerungsgruppen genetisch anfälliger für das Syndrom seien als andere, sagte Sood. Wissenschaftlich belegt sei diese Theorie jedoch nicht.

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AFP/Reuters/heu

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