Österreich liegt bei Sozialausgaben im Spitzenfeld

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Die Industriestaatenorganisation OECD hat eine Statistik über die Höhe der Sozialausgaben in verschiedenen Ländern veröffentlicht. Österreich liegt auf Platz sechs und damit vor Deutschland. Spitzenreiter ist Frankreich.

Wien. Die Industriestaatenorganisation OECD hat sich für die jüngste „Statistik des Tages“ die Sozialausgaben in mehreren Ländern angesehen. Verglichen wurde der Anteil der öffentlichen Sozialausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP). Spitzenreiter ist Frankreich mit 31,9 Prozent, gefolgt von Finnland und Belgien. Österreich liegt unter den 33 untersuchten Ländern auf Platz sechs. Interessant ist, dass Deutschland, Luxemburg und die Schweiz weniger Geld für Soziales ausgeben als Österreich.

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In Griechenland lagen 2014 die Sozialausgaben trotz der Sparpakete über dem OECD-Durchschnitt. Am niedrigsten sind die Ausgaben in Israel, in der Türkei, in Südkorea, Chile und Mexiko.

Die OECD-Angaben sind nicht ganz mit den Daten der Statistik Austria vergleichbar. Laut Statistik Austria lag in Österreich 2014 der Anteil der Sozialausgaben am BIP bei 30,1 Prozent. Die OECD kommt hier auf einen Wert von 28,4 Prozent. Dies hängt mit unterschiedlichen Berechnungsmethoden zusammen.

Trotzdem sind die Daten aus mehreren Gründen bemerkenswert: Denn es gibt Länder wie Deutschland, die auch über ein gutes Sozialsystem verfügen, aber trotzdem mit weniger Geld auskommen als Österreich. Weiters sind in Österreich die Sozialausgaben in den vergangenen Jahren wesentlich stärker gestiegen als das Wirtschaftswachstum. 2014 etwa kletterten die Sozialausgaben um 3,3 Prozent.

Dringender Reformbedarf

Seit Jahren wird in Österreich diskutiert, ob und wie hier Änderungen möglich sind. Derzeit gibt es etwa eine Debatte über die Höhe der Mindestsicherung.

Doch die Statistik zeigt, dass man in anderen Bereichen wesentlich mehr Geld einsparen könnte. Denn der größte Brocken entfällt in Österreich auf Altersleistungen – wie Pensionen. 1980 wurden 32 Prozent aller Sozialleistungen für ältere Menschen ausgegeben. Mittlerweile ist der Anteil auf 44 Prozent beziehungsweise 42,9 Milliarden Euro gestiegen. Mehrere Studien wie von Agenda Austria und von Eco Austria zeigen, dass bei den Pensionen Änderungen notwendig sind.

Der zweite große Brocken sind in Österreich die Gesundheitsausgaben. Rund ein Viertel aller Sozialausgaben beziehungsweise 24,4 Milliarden Euro fließen in das Gesundheitssystem. Auch hier besteht Reformbedarf.

Denn Österreich gehört zu jenen OECD-Ländern mit den meisten Spitalsbetten. Laut Rechnungshof können im Spitalswesen 4,75 Milliarden Euro eingespart werden. Das Geld könnte für alternative, insbesondere ambulante Behandlungsformen verwendet werden. Doch für die Spitäler sind die Bundesländer zuständig. Und diese haben bislang eine weitreichende Reform verhindert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.01.2016)

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