Beck´s, Jacobs, Hachez, Kellogg: Bremen bezeichnete sich einst stolz als Markenhauptstadt. Zwar sind die Marken mit Produktionsstandorten noch immer in Bremen vertreten, doch die unternehmerischen Geschicke der Firmen werden meist von großen Konzernen im Ausland gelenkt.
Beck's, Jacobs, Hachez und Kellogg
Nun also auch Kellogg. Über 50 Jahre leitete der US-Konzern sein Deutschland-Geschäft von Bremen aus. Ab dem kommenden Jahr ist damit Schluss: Hamburg wird der neue Deutschland-Sitz von Kellogg. Marketing und Vertrieb ziehen an die Elbe. Begründung: Die Nähe zu den Standorten in Skandinavien und die "ideale Infrastruktur" Hamburgs. Und weiter heißt es: "Darüber hinaus bietet Hamburg hervorragende Lebensqualität, die das Unternehmen noch attraktiver für Mitarbeiter macht". Die Produktion der Cornflakes soll aber weiterhin in der Bremer Überseestadt verbleiben.
Wieder mal verliert Bremen Kompetenz. Zwar prangen die Schriftzüge bekannter Marken noch immer von Fabrikgebäuden – aber letztlich sind es nur noch einzelne Standorte von vielen, die die großen Konzerne weltweit betreiben. Die wegweisenden unternehmerischen Entscheidungen werden woanders getroffen.
Beispiel Hachez: Das traditionsreiche Schokoladen-Unternehmen wurde bereits im Jahr 1890 in Bremen gegründet. 2012 kam der tiefe Einschnitt. Nach mehr als 120 Jahren übernahm der dänische Süßwarenhersteller Toms das Traditionsunternehmen. Seitdem fallen in Kopenhagen die wichtigen Entscheidungen. Zuletzt Ende Juli, als die Dänen den Abbau von 71 Stellen bei Hachez ankündigten.
Video: Schokoladen-Hersteller Hachez will Stellen abbauen
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Auch der Kaffeeröster Jacobs ist nur ein Mosaiksteinchen im Produktportfolio eines Weltkonzerns. Vor fast 25 Jahren wurde das Unternehmen an den US-Konzern Kraft Foods verkauft, der sich inzwischen den Fantasienamen Mondelez gegeben hat. Zwar werden die Deutschland-Geschäfte des Konzerns noch immer am Hauptsitz an der Langemarkstraße in Bremen geregelt, die übergeordnete Kontrolle geht aber von der Konzernzentrale in Deerfield in den USA aus.
Als wirtschaftliches Sinnbild für Bremen steht die Beck´s-Brauerei wohl an vorderster Stelle. Das Bier wird in Bremen zwar noch gebraut und das Unternehmen verwaltet, aber entschieden wird nicht. Die unternehmerische Richtung gibt der weltgrößte Brauereikonzern AB InBev mit Sitz in Belgien vor. So wurde unter anderem die Produktion für den US-Markt 2012 von Bremen nach St.Louis verlegt. Auf den Slogan "Only ever brewed in Bremen, Germany" wurde fortan verzichtet.
Die Entscheidung von Kellogg stößt bei Bremens Politikern auf großes Unverständnis. Zu Radio Bremen sagte Holger Bruns, der Sprecher des Wirtschaftssenators: "Dass diese Entscheidung so kurzfristig verkündet wurde war schon ein wenig überraschend." Gespärche würden nichts mehr bringen, so Bruns. Man habe dem Wirtschaftsressort mitgeteilt, dass Kellogg sich nicht mehr umstimmen ließe. Es gebe also keinen Anlass für falsche Hoffnungen. Trotzdem hält Bruns Bremen nach wie vor für einen hochattraktiven Standort, gerade für die Lebensmittelindustrie.
Der Geschäftsführer der Bremer Wirtschaftsförderung Klaus Sondergeld sieht die Verlegung des Firmensitzes von Kellogg als nicht so dramatisch an. Man solle die Kirche im Dorf lassen, erklärte er im Nordwestradio. "Unternehmen funktionieren eben nach ihrem ganz eigenen Kompass und davon sind alle Standorte immer wieder betroffen." Nun müsse man vor allem abwarten, was mit der Produktion passiert, so Sondergeld. "Der Bürgermeister und der Wirtschaftssenator sind im Gespräch mit dem Unternehmen. Bremen wird natürlich alles tun und dazu beitragen, das Werk hier zu halten."
Zumindest eine Erkenntnis steht in Zeiten der Globalisierung fest: Die Würfel über Zukunft und Ausrichtung vieler Firmen fallen nicht in Bremen.
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