Bremen - Nach über 70 Jahren hat die Jüdische Gemeinde in Bremen erstmals wieder eine eigene Trauerhalle – auf dem neuen Friedhof in Riensberg. „Dieses Haus wird viele Tränen sehen. Dennoch ist seine Einweihung ein Grund zur Freude“, sagte die Gemeinde- vorsitzende Elivira Noa. Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) ergänzte: „Ein neuer Friedhof ist ein Zeichen für Leben.“

Das neue Gebäude bietet der Gemeinde einen Ort für Trauerfeiern, beherbergt Abschieds- und Gebetsräume und ermöglicht dort bestimmte Rituale wie die Tahara (Waschung von Verstorbenen) durchzuführen. Die Trauerhalle steht neben dem Eingang des Friedhofs. Der halbrunde Bau ist in zwei Geschosse unterteilt. Im unteren Bereich sind Büroräume und Räumlichkeiten für die Tahara entstanden, im ersten Stockwerk befindet sich die Trauerhalle, die Platz für 80 bis 100 Personen bietet.

Entworfen hat das Gebäude der renommierte Architekt Professor Alfred Jacoby aus Frankfurt, der bereits mehrere Synagogen in anderen deutschen Städten entworfen hat. Aus der Vogelperspektive gesehen folgen Friedhof und Kapelle der Form des kabbalistischen, elliptisch angelegten Lebensbaumes. „Die Architektur des Gebäudes fügt sich in die Friedhofslandschaft ein und korrespondiert hervorragend mit der Umgebung“, lobt Noa das „Beit haolam“, das „Haus für die Ewigkeit“.

Sie sei glücklich, dass die Trauerhalle nun fertiggestellt ist, denn die Bauarbeiten haben sich über mehrere Jahre hingezogen. Den Plan, eine Trauerhalle zu errichten, habe es bereits 2008 gegeben, so Noa. Damals wurde der Friedhof in Schwachhausen eingeweiht, weil der Jüdische Friedhof in Hastedt komplett belegt war.

Das Planungsszenario des neuen Gebäudes sei aber sehr langwierig gewesen, auch die Bauarbeiten, die im Januar 2012 starteten, seien durch etliche Baustopps unterbrochen worden, berichtet die Vorsitzende. Damit sind auch die Kosten höher ausgefallen als anfangs angenommen. Kalkulierte die Jüdische Gemeinde zunächst mit einem Budget von 800 000 Euro, hat der Bau letztlich etwas mehr als eine Million Euro verschlungen. Etwa zwei Drittel übernimmt davon die Stadt, die restliche Summe finanziert die jüdische Gemeinde aus eigener Tasche und mit Sponsorengeldern.

Die Einsparungen, die die nicht eingeplanten Mehrkosten kompensieren mussten, haben zum Teil zu Änderungen geführt. So wurde der vorgesehene Sarg-Aufzug weggelassen und das Gebäude dafür mit einem spiralförmigen, stufenlosen Gang in die untere Etage versehen – und das wird als „wesentlich würdigerer Weg für einen Toten, den Kapellenraum zu verlassen“, angesehen. Landesrabbiner Natanel Teitelbaum hatte ohnehin Sorge, dass so ein Aufzug im Ernstfall auch mal stecken bleiben könne.

Die letzte eigene Trauerhalle der Gemeinde, die einst auf dem Friedhof in Hastedt stand, wurde im Zweiten Weltkrieg vollends zerstört. Seitdem musste die Gemeinde, die zuletzt durch Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion stark gewachsen ist und heute rund 1000 Mitglieder zählt, Trauerfeiern im Freien zelebrieren und für bestimmte Rituale wie die „Tahara“ auf andere Institutionen ausweichen.