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Besucher erfahren bei einer kostenlosen Führung über die Blocklanddeponie, was mit ihrem Müll geschieht Panoramablick und Fakten bei der Bergtour

Die Blocklanddeponie ist mit rund 42 Metern der höchste Berg Bremens. Bei seinem Anblick denkt wohl kaum ein Wanderer daran, ihn zu erklimmen. Schließlich ist es ja ein Müllberg. Dabei ist der Hügel keine stinkende Halde, sondern eine gut sortierte Anlage. Davon überzeugte Bernd Pigors, Referatsleiter beim Umweltbetrieb Bremen, die Teilnehmer einer kostenlosen Führung über die Deponie.
24.05.2012, 05:00 Uhr
Lesedauer: 4 Min
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Von Caroline Süss

Die Blocklanddeponie ist mit rund 42 Metern der höchste Berg Bremens. Bei seinem Anblick denkt wohl kaum ein Wanderer daran, ihn zu erklimmen. Schließlich ist es ja ein Müllberg. Dabei ist der Hügel keine stinkende Halde, sondern eine gut sortierte Anlage. Davon überzeugte Bernd Pigors, Referatsleiter beim Umweltbetrieb Bremen, die Teilnehmer einer kostenlosen Führung über die Deponie.

Hohweg. Sonnabendmorgen um 10 Uhr, Treffen im Verwaltungsgebäude am Eingang der Deponie. Bernd Pigors begrüßt die rund 20 Teilnehmenden der kostenlosen "Berg-Besteigung". Bevor sich alle die orangefarbenen Warnwesten überstreifen gibt der Referatsleiter für die Deponie beim Umweltbetrieb Bremen eine kleine Einführung über die Blocklanddeponie, mit 42 Metern der höchste Berg Bremens – allerdings aus Müll.

Die Deponie besteht seit 1969 und wurde zunächst vorwiegend für die Ablagerung von mineralischen Abfällen wie Bauschutt, Schlacken und Böden genutzt. In den darauffolgenden Jahren wurde das Gelände immer mehr erweitert, bis die Fläche schließlich 29 Hektar umfasste. Geplant ist eine weitere Aufstockung, allerdings nur in der Höhe – auf etwa 61 Meter. "Wenn alles gut läuft, können wir bis etwa 2023 Müll annehmen und einbauen", erklärt Pigors. Nun geht es vom Verwaltungsgebäude über die Parkplätze direkt auf die Anhöhe, die gar nicht nach einem Müllberg aussieht. Brombeersträucher, Gras und Brennnesseln überziehen den Hang. Mittendrin führt ein breiter Pfad Richtung Spitze und der Beginn des Aufstiegs.

Das erste Stück ist schnell geschafft, das zweite deutlich steiler. Der Pfad wird schmaler und ein dickes Tau hilft den Besuchern, die Steigung und den rutschigen Boden zu überwinden.

Auf dem Gipfel angekommen, entschädigt der wunderschöne Blick für die Strapazen: vom Dom über den Wesertower bis hin zur Rolandmühle. Ein Panorama über ganz Bremen erstreckt sich vor den Besuchern der Aussichtsplattform, die diese kleine Verschnaufpause sichtlich genießen. Denn auf der gegenüberliegenden Seite eröffnet sich ihnen ein beeindruckender Überblick über die Deponie und große Teile des Blocklands.

Erneuerbare Energien nutzen

Dabei sieht es selbst auf dem Gipfel so gar nicht nach Müllberg aus. Die Gruppe steht auf einem gut befestigten Platteau mit Aussichtsplattform, direkt neben einer Windkraftanlage. "100 Meter Nabenhöhe hat die Anlage", sagt Bernd Pigors. Seit 2010 steht ein Windrad mit einer Leistung von zwei Megawatt auf einem Plattenfundament auf dem Gipfel der Deponie und setzt den Höhenwind in Energie um. Für die Sicherheit sorgt ein Senkungsmesser, anhand dessen die Neigung des Windrades regelmäßig kontrolliert wird. Dann zeigt Pigors auf drei weitere Anlagen auf dem Gelände der Deponie, die von der Gesellschaft Windpark Blockland betrieben werden. Für ihn ein gutes Beispiel dafü, dass sich die Themen Deponie und Erneuerbare Energie gut verknüpfen lassen.

Nun führt Bernd Pigors die Gruppe weiter über den Berg zu einem betonierten Betriebsgelände, auf dem mehrere Hallen stehen. "Hier werden Schredderabfälle vorbehandelt, die bei der Zerteilung von Metall entstehen", erklärt Pigors in einer der großen Hallen. Sie stammen aus der Zerkleinerung von alten Autos und Haushaltsgeräten. Ohne die Vorbehandlung darf die teilweise mit Schadstoffen belastete Schredderfeinfraktion laut Fachmann nicht auf der Deponie abgelagert werden.

Dann beginnt wieder der Abstieg. Er führt über einen breiten, unbefestigten Weg, vorbei an Haufen aus verschiedenen Müllansammlungen – vor allem Bauschutt. Am Fuße des Müllbergs trifft die Gruppe auf eine geteerte Straße und Ansammlung von kunstvoll verzierten Steinblöcken und Säulen aus Metall. "Wenn irgendwo in Bremen Gebäude abgerissen werden, kommen die Denkmalsteine hierher", klärt Bernd Pigors sie auf. "Bei Bedarf werden sie vom Denkmalamt wieder abgeholt."

Doch damit ist die Führung nicht zu Ende. Hinter dem Berg, auf der Seite zum Blockland, geht sie weiter durch hohes Gras. Hier treffen sich die kleine Wümme, das Waller Fleet und das Maschinenfleet, umgeben von grünen Wiesen. Dieses Idyll pflegen Mitarbeiter der Deponie als Ausgleichsfläche.

Denn bei der Planung einer Deponie verpflichteten sich die Betreiber dazu, so der Fachmann, eine Grünfläche als Ausgleich für das Gelände anzulegen, die der Natur durch den Müllberg entzogen werde. In Abstimmung mit der Naturschutzbehörde entschied sich der Umweltbetrieb Bremen für den Bereich zwischen Deponie und Blockland. "Es wird darauf geachtet, dass die Wiesen immer ausreichend unter Wasser stehen, damit Flora und Fauna sich gut entwickeln können", erklärt Pigors dazu. Auf dem Rückweg zum Verwaltungsgebäude weist der Referatsleiter auf die deponieeigene Fotovoltaikanlage hin. Auf einer Fläche von etwa einem Hektar sei an dieser Stelle Bremens größte Freiflächenanlage errichtet worden, berichtet Bernd Pigor. Der durch die Sonnenenergie erzeugte Strom werde in das Netz der Stadtwerke eingespeist. Und in rund 20 Jahren solle die Anlage abgeschrieben sein und Gewinn abwerfen. "Es ist quasi ein Rentenmodell für die Deponie", erklärt Pigors.

Danach soll die Deponie stillgelegt und begrünt werden. Ein öffentliches Wegesystem werde als Wanderweg mit Aussichtspunkten für Besucher nutzbar sein, kündigt er an. Was nach der Stilllegung mit dem Bremer Müll passiert, sei bisher noch nicht entschieden. "Das muss man in den nächsten zehn Jahren erarbeiten", erklärt Pigors. Aber selbst wenn kein Müll mehr angenommen wird, muss die Anlage nach Pigors Auskunft weiterhin gesichert und überwacht werden. Durch die Einnahmen aus der Fotovoltaikanlage können die entstehenden Kosten zumindest teilweise gedeckt werden.

Nach gut zweieinhalb Stunden geht es über die Recyclingstation zurück zum Hauptgebäude. "Wir alle haben den Müll zusammengetragen. Jetzt wird er hier verwaltet", fasst Bernd Pigors abschließend zusammen.

Weitere Informationen zur Deponie und angebotenen Führungen gibt es im Internet unter www.umweltbetrieb-bremen.de.

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