Die Bierdose der Andreas-Brauerei trägt eine deutsche und eine englische Beschriftung. Sie war für Besatzungstruppen und den Export vorgesehen.

Die ersten Bierdosen wurden ab 1935 durch die Krueger Brauerei in Newark bei New York in den USA vertrieben. In Deutschland kam Dosenbier erstmalig 1951 auf, als die Frankfurter Brauerei ihr „Henninger Export“ in Blechdosen der Schmalbach-Lubeca AG in Braunschweig anbot.

Die Bierdose der Andreas-Brauerei trägt parallel zur deutschen auch eine englische Beschriftung. Sie war für den Vertrieb an britische und US-amerikanische Besatzungstruppen sowie für den Export vorgesehen. 1958 kamen die ersten Aluminiumdosen auf, auch sie wurden in Haspe abgefüllt.

Unternehmen wird 1848 gegründet

Die 1848 gegründete Andreas-Brauerei war wie Zwieback-Brand, Grothe-Marzipan, Villosa-Bonbons, Varta-Batterien und Ruberg-Ketten eine Hagener Traditionsmarke. 1936 hatte Carl-Horst Andreas (1907 bis 1981) den väterlichen Betrieb übernommen. Nach sechs Jahren wurde aus der Aktiengesellschaft eine Privatbrauerei. Im „Wirtschaftswunder“ ab 1949 erlebte die Brauerei an der Voerder Straße einen Aufschwung. Innerhalb von fünf Jahren war die Produktion von 80 000 auf 200 000 Hektoliter Bier 1955 gestiegen, 1981 waren es 230 000 Hektoliter.

Carl Horst Andreas war im „Dritten Reich“ Parteimitglied, SS-Führer – und begeisterter Reiter. Er veranstaltete Turniere und war als Standartenführer der Reiter-SS mehrfacher deutscher Dressur-Sieger. Ab 1939 gehörte Andreas als der Hauptsturm­führer zeitweise einem Kavallerie-Regiment der Waffen-SS an.

Das Kriegsende erlebte der zuletzt „unabkömmlich“ gestellte Brauereibesitzer in der Heimat. Seit 1948 unterstützte Andreas unter anderem die 1952 verbotene rechtsextreme Organisation „Bewegung Reich“. Später förderte er die „Hilfsgemeinschaft zur gegenseitigen Unterstützung“ (HIAG) von Angehörigen der früheren Waffen-SS. In seiner Brauerei beschäftigte Andreas zahlreiche ehemalige SS-Angehörige, Offiziere und Soldaten der Waffen-SS.

Nazi-Größen in der Führung

Unter den Führungskräften befanden sich Kurt Meyer („Panzermeyer“), der ab 1954 bis zu seinem Tod 1961 Vertriebsleiter war, Oskar Pahnke als Werbeleiter. Andreas‘ Verkaufsdirektor Kurt Parbel, ein früherer HJ-Oberbannführer, Gaupropagandaleiter sowie Leiter der Abteilung Film und stellv. Reichsfilmintendant im Reichspropaganda-Ministerium, wurde in der Session 1953/54 sogar zum Hagener Karnevalsprinzen ausgerufen. Acht Jahre nach Kriegsende spielte die tiefbraune Biografie des Brauerei-Managers keine Rolle mehr.

Als Großwildjäger trug Andreas eine große Trophäen-Sammlung vor allem exotischer Tiere zusammen. 1964 wurde die Bielefelder Dr. Oetker AG Teilhaber und nach Andreas‘ Tod auch Eigentümer. Im Juli 1995 folgte die Schließung der Brauerei, im Sommer 2016 wurde auch der Traditionsname für das zuletzt in Dortmund gebraute Bier vom Markt genommen.