Datenschutzverstöße Dating-App Grindr soll 9,6 Millionen Euro Strafe zahlen
In Norwegen soll die Dating App Grindr voraussichtlich 100 Millionen norwegische Kronen (etwa 9,6 Millionen Euro) Strafe zahlen, weil sie ohne rechtliche Grundlage sensible Nutzerdaten an Werbefirmen weitergebe. Das gab die norwegische Datenschutzbehörde am Dienstag bekannt.
Die App, so die Behörde, teile unter anderem GPS-Standort, Alter, Geschlecht und die IP-Adresse der Nutzer für Marketingzwecke, ohne die erforderliche explizite Zustimmung der Nutzer einzuholen. »Nutzer haben keine Möglichkeit, effektiv Kontrolle über ihre Daten auszuüben«, schreibt die Datenschutzbehörde in einem Statement . Dies verstoße gegen die europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), die auch in Norwegen gilt.
Grindr ist eine beliebte Netzwerk-App für schwule, bisexuelle, transgender und queere Menschen. Genau dieser Fokus mache die Daten besonders sensibel. »Wir sind davon überzeugt, dass die Tatsache, dass Nutzer Grindr benutzen, Auskunft über ihre sexuelle Orientierung gibt«, heißt es in dem Statement. Damit gehören die Daten in eine besonders schutzwürdige Kategorie. »Grindr gilt als ein sicherer Ort, und viele Nutzer wollen hier diskret sein.«
Daten gehen auch an Twitter, Google und Facebook
Die Ankündigung der Strafe kommt ein Jahr, nachdem der norwegische Verbraucherrat Forbrukerrådet einen Bericht über die Datenschutzpraktiken von Grindr und neun anderen Apps, darunter andere Dating-Apps wie Tinder und OkCupid, veröffentlicht hatte. Darin kritisierten die Verbraucherschützer die Betreiber der Apps dafür, eine Fülle an Informationen über ihre Nutzerinnen und Nutzer an insgesamt mindestens 135 verschiedene Drittfirmen weiterzuleiten. Zu den Drittfirmen gehören MoPub Partners, eine Tochterfirma von Twitter, Googles Onlinemarketingdienst DoubleClick sowie Facebook. Der norwegische Verbraucherrat hat auch gegen einige dieser Drittparteien Beschwerde eingelegt.
Grindr hat nun bis zum 15. Februar Zeit, um auf die Forderungen zu reagieren. Danach wird die Datenschutzbehörde ihre finale Entscheidung treffen. Die Entscheidung, sagte Finn Myrstad vom norwegischen Verbraucherrat der »New York Times« , könnte einen wichtigen Präzedenzfall schaffen, für »eine ganze Industrie, die davon profitiert, Informationen über unsere Präferenzen, Standorte, Käufe, Gesundheit, sexuelle Orientierung und politischen Ansichten zu sammeln und zu teilen.«