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Michael Morgner

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Kreuzigung, 1988
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Schreitender, 1990
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Mann im Meer, 1989
 

Michael Morgner, 1942 in Chemnitz geboren und einer der Begründer der legendären regimekritischen Künstlergruppe "Clara Mosch", wurde dem Publikum international durch zahlreiche Museumsausstellungen vorgestellt. Der sowohl graphischen als auch symbolischen Kraft seines Werkes verdankt Morgner seine frühe Bekanntheit weit über die Grenzen der DDR hinaus. Zum Thema seiner Bilder wird immer erneut der Konflikt zwischen Kunst, Individuum und Gesellschaft. Sie erzählen uns von dem Kampf des Einzelnen um Freiheit wider den scheinbar unüberwindbaren Hindernissen, sie zeigen uns das Leiden des Individuums angesichts des Scheiterns, aber ebenso den Menschen im Zustand des Sieges, seine Ketten hinter sich lassend.

In ihrer Expressivität sind seine Bilder durch das Streben nach Vereinfachung und eine zunehmende Reduktion der Figuren- und Zeichensprache gekennzeichnet. Sinnbildliche und kompositorische Energien werden aus den reinen Formen Kreuz, Balken und Dreieck gewonnen. Die christliche Symbolik ist sein Alphabet, sein künstlerischer Zeichenvorrat, mit dem die existentiellen Bildbotschaften von Angst, Tod und Hoffnung übermittelt werden. Hinzu kommt eine persönlich erfahrene Todesnähe, die sich in mehreren Werkgruppen manifestiert. Seine Bildzyklen kreisen um die Symbolfiguren der "Angst", des "Schreitenden" und Variationen des "Ecce Homo". Der "Große Schreitende", der ab 1980 in sein Werk tritt, kann als Alter Ego betrachtet werden, der mit physischer Energie gegen die Passivität angeht. In den Zyklen "Deutsches Requiem" und "Jüdisches Requiem" setzt sich Morgner mit der Verfolgung und Vernichtung Andersdenkender und Andersgläubiger während deutscher Diktaturen auseinander.

Morgner bevorzugt das Arbeiten auf Papier. Oft werden verschiedene Bögen nebeneinandergesetzt und auf größere Leinwände aufgezogen. Die wichtigsten handwerklichen Manipulationen sind Prägungen, Waschungen (Lavagen) und Spaltungen (Splittings). Seit den neunziger Jahren wird die Bildfläche immer heftiger attackiert. In mehrstufigen Arbeitsprozessen wird die Bildhaut zerstört, indem Papierfetzen wieder abgerissen werden. Der technische Vorgang verweist auf Verletzungen und Vernarbungen. Neben schwarzer Tusche werden Asphaltlacke, als Lösungsmittel entsprechend Wasser und Terpentine verwendet. Oft werden Einzelblätter mit seriell verwendeten Figurenmetaphern überzeichnet.

1995 entstehen erste plastische Entwürfe zum Thema "Angst". 1996 arbeitet Morgner an der ersten Großskulptur aus Stahl "Reliquie Mensch". Stahl ist für Morgner das Material, das seinem Ausdruckswillen entgegenkommt: die technoide Härte korrespondiert mit elementarer Monochromie. Die "natürlichen" Veränderungen je nach Witterung sind materialimmanente Metaphern für Relativität und Vergänglichkeit.



BIOGRAPHIE

1942 wird Morgner am 6. April in Dittersburg bei Chemnitz geboren.

1961 Studium an der Hochschule für Graphik und Buchkunst in Leipzig (bis 1966).

1966 heiratet er Dörte Block und geht als freischaffender Künstler nach Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz).

1968 wird er Mitglied des Verbandes Bildender Künstler. Er beginnt seine langjährige Tätigkeit als Leiter eines Malzirkels in den Barkas-Werken.

1970 Geburt der Tochter Friederike. Ein stilistischer Wandel hin zu sich wiederholenden grafischen Zeichen wie Pfeilen und anderen Symbolen vollzieht sich.

1973 beteiligt sich Morgner, nach seinem Umzug nach Einsiedel, an der Gründung der Galerie Oben und wird Mitglied im Vorstand. Er nimmt an dem Pleinair in Leussow teil und fertigt die ersten abstrakten Zeichnungen auf Büttenpapier.

1974 Geburt des Sohnes Maximilian. Reise nach Leningrad.

1975 Teilnahme an den Pleinairs in Ahrenshoop und Hiddensee. In den sogenannten "Blauen Bildern" stehen die – nun als Zeichen aufgefassten – Figuren vor suggestivem Farbgrund und zeigen die Metapher Mensch (hockend, steigend, stürzend).

1977 gründet Morgner mit seinen Freunden die Produzentengalerie "Clara Mosch", die zu einem überregionalen Forum für Ausstellungen und Aktionen opposi-tioneller Künstler in der DDR wird. In den Zeichnungen erfolgt der Übergang zur "Lavage-Technik": nach dem Tuschzeichnen werden die noch nicht getrockneten Stellen mit Wasser abgestrahlt; dies wird mehrfach wiederholt, so daß sich die verschiedensten Grauwerte bis zum Schwarz überlagern.

1978 Beginn der abstrakten Zeichnungen. Konfrontation der Figur-Symbole mit den Elementarzeichen Kreuz, Dreieck, Pfeil. Ein ärztlicher Kunstfehlter nach einem Skiunfall erzwingt einen mehrmonatigen Krankenhausaufenthalt. In dieser persönlichen Situation formt sich die Figuration des "Schreitenden", der, zugleich aktiv und passiv, Zeichen für den Widerspruch in sich ist. Diese Figur ist, als Symbol einer dialektischen Haltung, eine der wichtigsten Symbolfiguren im Werk Morgners.

1981 Pleinair-Aktion und erste Videoperformance: "M. überschreitet den See bei Gallenthin". Die Graphikmappen "Sterbezimmer" und "Près du Golgotha" entstehen, in denen Formulierungen für menschliche Grenzsituationen gefunden werden und die biblische Leidensgeschichte zum exemplarischen Bezugs- und Ausgangspunkt gemacht werden.

1982 Reisen nach Georgien und Armenien. Die Auseinandersetzung mit dem Leben des Pfarrers Dietrich Bonhoeffer, der im Konzentrationslager Flossenbürg ermordet wurde, wird 1988 zum Zyklus "Deutsches Requiem" führen, dem später der Zyklus "Jüdisches Requiem" folgt.

1983 Graphikmappe "M. überschreitet den See bei Gallenthin": überzeichnete graphische Blätter, die nach Standbildern einer Videoaufnahme seiner Performance entstanden.

1984 Austritt aus dem Bezirksvorstand des Verbandes Bildender Künstler.

1986 stirbt Dörte Morgner nach langer Krankheit an Krebs. Die Graphikmappe „Ecce Homo“ erscheint, in der christliche Symbole und Metaphern zunehmend zum Vokabular für existentielle Thematik werden. Mit „Ecce Homo“ (= "Sehet, welch ein Mensch" – nach dem Ausspruch des Pilatus vor Christus, Joh. 19,5) bezieht sich Morgner auch auf Nietzsches ästhetischen Individualismus.

1988 verweigert er die Teilnahme an der X. Kunstausstellung der DDR und zieht sich aus dem Künstlerbund zurück. 1989 Während und nach der Wende entstehen großformatigen Arbeiten, die Themen der letzten Jahre zusammenfassen.

1990 Heirat mit Anke Roßner und Geburt der Tochter Charlotte. Werner Schmidt erwirbt für die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden das Gemälde „Großer Schreitender“ und die Sammlung des Bundesinnenministeriums erwirbt die Arbeit "Großer Schreitender".

1991 Reise nach Neu-Delhi. Morgner wird Preisträger der „Griffelkunst“ in Hamburg. Das Bild „Schreitender“ wird als Maecenas-Preis des ASKI ausgewählt. Der Zyklus „Einsiedel“ wird für die Leipziger Galerie für Zeitgenössische Kunst angekauft. Gründungsmitglied der Sächsischen Akademie der Künste Dresden und der Freien Akademie Leipzig.

1992 Kunstpreis der Großen Kunstausstellung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf. Das Institut für Auslandsbeziehungen erwirbt einen repräsentativen Querschnitt aus den wichtigsten Werkphasen Morgners und die erste Werkübersicht wird herausgegeben.

1993 Der sechs-teilige Bilderzyklus „Kalvarienberg“ entsteht. Das Atelier in Einsiedel wird fertiggestellt. (In den zurückliegenden Jahren entstanden die großformatigen Bilder und Zeichnungen im Freien.)

1994 Nach einer Italienreise entsteht unter dem Eindruck der in der Toskana gesehenen Fresken der Bilderzyklus "Fresco".

1995 Erste plastische Entwürfe zum Thema „Angst". Fertigstellung der Kassette „Reliquie Mensch“. Das Institut für Auslandsbeziehungen organisiert eine Ausstellungsreihe in Museen der Ukraine. Reisen nach Moskau und in die USA zu seiner Einzelausstellung im Kennedy-Center in Washington.

1996 Morgner arbeitet an seiner ersten Großskulptur aus Stahl "Relique Mensch". Im Berliner Dom wird der Zyklus "Ecce Homo I-IV" (Kalvarienberg) als freischwebende Raum-Installation gezeigt.

1997 Erstmals entstehen wieder farbige Arbeiten auf Papier. Präsentation seiner Existenz-Skulpturen, darunter auch Entwürfe für die Frauenkirche in Dresden.

1998 Reise nach Kopenhagen und Bekanntschaft mit Knud Jenssen. Morgner gewinnt den internationalen Wettbewerb für den neuen Kemberger Altar.

1999 Morgner reist zu seiner Ausstellungseröffnung im "Museo National de la Estampa" nach Mexico City. Beeindruckt von den Maya-Anlagen in Yucatán entsteht die Mappe "Palenque", in der Morgner erstmals Fotografie und experimentelle Zeichnung kombiniert.

2000 Die New Yorker Sammlerin Celia Ascher schenkt zahlreiche Werke von Morgner an das Louisiana Museum in Humlebaeck/Kopenhagen. Ebenso erhält das Lembruck Museum in Duisburg eine Skulptur aus einer deutschen Privatsammlung als Schenkung.

2001 Die Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig gibt das Werkverzeichnis der Druckgraphik heraus. Aufstellung der großen Stahlskulptur "Reliquie Mensch" am Schaumainkai in Frankfurt/M. Fertigstellung der zwölfteiligen, doppelseitigen und variablen Installation für den Neubau des Diözesan-Museums Würzburg. Morgner ist zur Endrunde im internationalen Wettbewerb für das Bundespresseamt Berlin eingeladen.

2002 Kemberger Altar für die Kunstsammlungen des Bistums Würzburg

2003 Flügelaltar und Stahlplastik im Diözesan-Museum, Würzburg

2004 Gewinn des Plastikwettbewerbs von Biocity Leipzig

2006 Kunstpreis der Stiftung Christliche Kunst in Wittenberg

Michael Morgner lebt und arbeitet in Einsiedel bei Chemnitz.


AUSGEWÄHLTE AUSSTELLUNGEN

2012
Sprengel-Museum, Hannover

2010
"Michael Morgner: Lavage, Grafik und Plastik", Richard Haizmann, Museum Niebüll
Rosenheim-Museum, Offenbach

2008
Galerie Kasten, Mannheim

2007
Galerie Stefan Röpke, Köln

2006
Galerie Beethovenstraße, Düsseldorf
Landgericht Bautzen

2004
Ausstellungszentrum Kroch-Haus, Leipzig
Galerie Sonnensegel, Brandenburg

2003
Akademie der Künste Sachsen, Dresden

2002
Galerie Oben und Heck-Art-Galerie, Chemnitz
Galerie Stefan Röpke, Köln

2001
Galerie Barthel + Tetzner, Berlin
Galería Arnés y Röpke, Madrid

2000
Galerie Oben + Neue Sächsische Galerie, Chemnitz
Galerie für Zeitgenössische Kunst, Leipzig
WRT + Galerie Oben, Halle
1999 Galerie Gunar Barthel, Berlin
Museo Nacional de la Estampa, Mexiko

1998
Galerie Oben, Chemnitz
Ausstellungstournee durch Mittelamerika
Kloster Altzella, Batuz Foundation

1997
Goethe-Institut, Madrid
Taschenbergpalais, Dresden
WRT + Galerie Oben, Hagen

1996
Berlin, Berliner Dom, Berlin
Kiew, Galerie Kiew
Odessa/Ukraine, Museum für West und Oriental Kunst
Münster, Franz Hitze Haus
Galerie Stefan Röpke , Köln
Nationalmuseum, Lwow, Ukraine
Nationalmuseum, Charkow
Galerie Scheffel, Bad-Homburg
Ministerio de Relaciones Exteriores, Montevideo
Lippische Gesellschaft für Kunst e.V., Detmold

1995
Galerie Gunar Barthel, Berlin
Galerie Oben, Chemnitz
Goethe-Institut, Jekatarinenburg, GUS
Goethe-Institut, Novosibirsk, GUS
Galerie Ricarda Fox, Essen
Goethe-Institut, Tula, GUS
Galerie Kappler, Darmstadt
Galerie A-3, Moskau
Kennedy-Center, Washington
Goethe-Institut, Minsk

1994
Lindau-Museum, Altenburg
Open Art, Forum, München
Open Art, Galerie Alvensleben, München
Open Art, Galerie Lea, München
Galerie Beethovenstraße, Düsseldorf
Goethe-Institut, Athen
Goethe-Institut, Thessaloniki
Haus der bildenden Künstler Kroatiens, Zagreb, Kroatien
Bildergalerie Maribor, Maribor, Slowenien
Bildergalerie Kaunas, Kaunas, Litauen
Künstlerhaus Tartu, Tartu, Estland
Museum für Ausländische Kunst, Riga, Lettland

1993
Institut für Auslandsbeziehungen, Berlin
Institut für Auslandsbeziehungen, Saarbrücken
Diözesan Museum, Trier
Diözesan Museum, Würzburg
Galerie Stefan Röpke, Köln

1992
Galerie Gunar Barthel, Berlin
Städtische Kunstsammlungen, Chemnitz
Galerie Oben, Chemnitz
Galerie Beethovenstraße, Düsseldorf

1991
Kunstmuseum, Düsseldorf

1990
Thomaskirchhof, Leipzig
Hugieia Art Gallery, Tongeren
Jürgen-Ponto-Stiftung, Frankfurt am Main

1989
Galerie Maurer, Bern
Angermuseum, Erfurt
Neue Dresdener Galerie, Dresden

1988
Pelzerhaus, Emden

1987 Galerie im Cranach-Haus
Galerie am Brühl, Chemnitz

1986
Galerie unter den Linden, Berlin

1984
Galerie Oben, Chemnitz

1982
Museum für bildende Künste, Leipzig

1981
Galerie erph

1980
Dresden, Leonardi Museum, Dresden

1979
Galerie Clara Mosch, Chemnitz
Galerie am Hansaring, Halle

1978
Galerie Oben, Chemnitz

1976
Galerie Arkade, Berlin

1972
Galerie Wort und Werk, Leipzig

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