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Warum der Europa-Park Rust anfangs belächelt wurde

Die Idee war spontan und schnell auf einen Bierdeckel gekritzelt. Diesen Sommer wird der größte deutsche Freizeitpark bereits 35 Jahre alt.

Die ersten Skizzen entstanden auf einem Bierdeckel: Mit einigen Bleistiftzeichnungen abends in der Kneipe wurde die Idee zum Bau des Europa-Parks im badischen Rust (Ortenaukreis) geboren. Anfangs glaubte kaum jemand an das Vorhaben - doch es entwickelte sich rasant zu einer unternehmerischen Fahrt nach oben.

Inzwischen ist man Branchenprimus, mit jährlich mehr als vier Millionen Besuchern und 3100 Mitarbeitern der größte saisonale Freizeitpark weltweit. Diesen Sommer wird er 35 Jahre alt. Gegründet wurde der Europa-Park am 12. Juli 1975.

„Am Anfang haben uns die meisten für verrückt erklärt. Wir galten als Exoten, ohne Aussicht auf Erfolg“, erinnert sich Franz Mack. Der gelernte Karosseriebauer, der Anfang März 89 Jahre alt wurde, ist Seniorchef des Parks sowie des traditionsreichen Karussell- und Achterbahnherstellers Mack Rides in Waldkirch (Kreis Emmendingen). Dieses Familienunternehmen, nach eigenen Angaben weltweit führend beim Bau von Fahrattraktionen, ist 230 Jahre alt.

Im Jahr 1975, als er bereits 54 Jahre alt war, gründete Franz Mack gemeinsam mit seinem ältesten Sohn Roland den Europa-Park. Er betrat damit Neuland, Freizeitparks gab es in Deutschland und Europa damals kaum. „Gedacht war der Park ursprünglich als lebendiges Schaufenster, als Ausstellungsraum für unsere Produkte.“ Die Fahrgeschäfte und Attraktionen für Schausteller in der ganzen Welt sollten nicht nur auf dem Papier, sondern auch im täglichen Betrieb und passenden Umfeld präsentiert werden.

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Doch mit ihren Plänen stießen die Unternehmer auf wenig Gegenliebe. Schon die Standortsuche verlief problematisch und dauerte mehrere Jahre. Im ehemaligen Rheinfischerdorf Rust wurden die Macks schließlich fündig. Mitten im Dorf, in einem malerischen Schlosspark, wurden die ersten Fahrgeschäfte aufgebaut. Für die passende Kulisse sorgt bis heute ein mittelalterliches Schloss aus dem Jahre 1442.

Das Umfeld blieb kritisch: „Der Pleitegeier kreist über Rust“ titelte eine örtliche Zeitung. Die Macks, die den Park ursprünglich verpachten wollten, fanden weder einen Betreiber noch einen Wirt. „Es gab einfach niemanden, der das machen wollte. Zwei Tage vor der Eröffnung standen wir völlig alleine da“, sagt Mack: „Aus der Not heraus haben wir den Park dann in Eigenregie geführt.“ Aus den Fahrgeschäft- und Wagenbauern wurden Freizeitunternehmer. „Heute sind wir froh darüber.“ Es ist ein profitables Geschäft geworden.

„Der Europa-Park hat in Deutschland schon früh einen Trend gesetzt“, sagt der Freizeitforscher Hermann-Josef Kiel von der Hochschule Heilbronn. Das Erfolgsrezept sei, dass der Park stetig gewachsen sei und dass jedes Jahr in neue Attraktionen und Anlagen investiert wurde. Dadurch habe der Park in Rust schnell eine Vorreiterrolle eingenommen und eine ganze Branche angeschoben.

„Wir haben investiert, ohne jemals einen Pfennig oder einen Cent Subvention bekommen zu haben“, sagt Parkchef Roland Mack (60). In den vergangenen dreieinhalb Jahrzehnten seien rund 600 Millionen Euro in den Park gesteckt worden. Gebaut wurden vier Hotels. Der Europa-Park verfügt damit über die größte zusammenhängende Hotellandschaft Deutschlands. Mit dem Bau eines fünften, rund 1000 Betten zählenden Hotels, soll noch dieses Jahr begonnen werden.

„Der Europa-Park ist ein Touristenmagnet ohne Beispiel und ein Jobmotor für die gesamte Region“, sagt der Bürgermeister des 3700 Einwohner zählenden Ortes Rust, Günter Gorecky (SPD). War der Park 1975 noch 12 Hektar groß, so sind es heute 85 Hektar – Tendenz weiter steigend. Mehr als 8000 Arbeitsplätze in der Region sind von dem Park abhängig – vom Handwerker bis zum Dienstleister. Jährlich werden mehr als 1300 Tagungen in dem Park organisiert. Die Attraktionen des ersten Jahres, unter anderem eine Märchenallee und eine Wichtelhausenbahn, begeistern Besucher noch heute.

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„Ein Teil unserer Erfolgs liegt darin begründet, dass wir auf dem Boden geblieben sind“, sagt Roland Mack. „Wir haben unser Geld nicht an die Börse gegeben, sondern in das Unternehmen gesteckt. Und machen unsere Geldgeschäfte bis heute über die örtliche Volksbank. Sie war damals die einzige Bank, die an uns geglaubt hat.“

Auch die Zukunft des Familienunternehmens ist bereits gesichert. Roland Macks Söhne Michael (31) und Thomas (29) arbeiten bereits in der Geschäftsführung mit. In der 230-jährigen Mack-Unternehmensgeschichte vertreten sie die achte Generation.

Sonderaktionen : Vom 12. bis zum 18. Juli 2010 feiert der Europa-Park sein 35-jähriges Bestehen mit einer Geburtstagswoche und zahlreichen Sonderaktionen. Wer 1975 geboren wurde, hat freien Eintritt.

Europa-Park, Europa-Park-Straße 2, 77977 Rust, www.europapark.de

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dpa

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