Chronik

Menschenhändlerring zerschlagen

Die Polizei in Wien, Rumänien und Großbritannien hat einen internationalen Ring von Menschenhändlern zerschlagen. Sie sollen Frauen über Jahre hinweg mit Gewalt zu Sexarbeit gezwungen haben – mehr als die Hälfte von ihnen in Wien.

Bei den Opfern handelt es sich um Frauen im Alter von 18 bis 40 Jahren aus Rumänien. Sie wurden von den Menschenhändlern mit der sogenannten Loverboy-Methode „angeworben“: Die Männer machen sich an Frauen aus sozial schwierigem Umfeld heran, gehen sogar eine Beziehung ein und stellen einen Job am Bestimmungsort in Aussicht. In Wien angekommen, wurden den Frauen die Reisepässe abgenommen und sie landeten im Rotlichtmilieu.

„Im Fall der Verweigerung (der Sexarbeit, Anm.) gingen die Beschuldigten mit körperlicher und psychischer Gewalt vor“, sagte Vincenz Kriegs-Au, Sprecher des Bundeskriminalamts (BK). „Die Gruppierungsmitglieder verkauften darüber hinaus auch die Opfer innerhalb der Gruppierung weiter, die Beträge beliefen sich auf 5.000 bis 8.000 Euro.“

Polizeiaktionen in drei Ländern

Seit dem Jahr 2012 soll der Ring in mehreren europäischen Ländern aktiv gewesen sein. Am Mittwoch führten rumänische Ermittler 16 Hausdurchsuchungen im Landkreis Giurgiu durch. Dabei wurden 22 Verdächtige festgenommen, darunter drei Männer, die die „Wiener Filiale“ der Menschenhändler betrieben haben sollen. Zudem wurden Bargeld, Schmuck und Uhren, acht Luxusautos, ein Nutzfahrzeug, Waffen, Falschgeld, Parfums, Handys und Laptops sichergestellt. 15 Verdächtige werden von der rumänischen Staatsanwaltschaft zur Untersuchung der Straftaten von Organisierter Kriminalität und Terrorismus (DIICOT) einvernommen.

In Großbritannien wurden zwei Opfer identifiziert und zwei Verdächtige festgenommen. Das Landeskriminalamt Wien durchsuchte zeitgleich zwei Wohnungen in Favoriten und Meidling, eine weitere Amtshandlung erfolgte in Huddersfield in Großbritannien. In Wien gab es zwar keine Festnahmen, es wurden aber Datenträger, Mobiltelefone und Unterlagen von Beschuldigten sichergestellt, sagte BK-Sprecher Vincenz Kriegs-Au.

Familienfirma diente als Deckmantel

Der Kopf der Menschenhändler soll bereits 2012 kriminelle Verbindungen in Rumänien und nach Österreich, Deutschland, Zypern, in die Schweiz und die Türkei aufgebaut haben. Er zog eine Organisation für Zuhälterei, Menschenhandel, Schmuggel und Geldwäsche auf. Um die Herkunft der Einnahmen zu verschleiern, betrieben er und seine Verwandten ein Familienunternehmen. Unter diesem Firmendeckmantel sollen auch illegale Geschäfte mit Gold aus der Türkei gelaufen sein.

Zudem besteht der Verdacht, dass die Bande gefälschte britische Pfund in Verkehr brachte. Den illegalen Gewinn, der insgesamt durch Straftaten erzielt wurde, schätzen die Polizeibehörden auf rund 1.115.000 Euro.