Nach Anschlag in Berlin : IS reklamiert Attacke auf Weihnachtsmarkt für sich
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Der Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz am Tag danach Bild: dpa
Kurz nachdem der festgenommene Tatverdächtige wieder freigelassen werden musste, nimmt der Islamische Staat den Angriff auf den Berliner Weihnachtsmarkt für sich in Anspruch. Innenminister de Maizière vermutet, dass der Täter noch flüchtig ist.
Die Terrormiliz Islamischer Staat hat den Angriff auf den Weihnachtsmarkt in Berlin für sich in Anspruch genommen. Das IS-Sprachrohr, die Nachrichtenagentur Amak, meldete am Dienstag im Internet, ein IS-Kämpfer sei für den Angriff verantwortlich gewesen. Nach dem Bekenntnis hat Bundesinnenminister Thomas de Maizière auf Besonnenheit gedrungen. „Diese angebliche Bekennung des sogenannten Islamischen Staates - das ist ja in Wahrheit eine Terrorbande - haben wir gerade erst bekommen“, sagte der CDU-Politiker am Dienstagabend in der ARD. Es gebe Ermittlungsansätze, die würden verfolgt. „Wir sollten die Sicherheitsbehörden ihre Arbeit machen lassen. Die arbeiten mit Hochdruck. Und niemand wird ruhen, bis nicht der Täter oder die Täter gefasst sind“, sagte der Minister.
Das Bekenntnis der Terrormiliz erfolgte kurz nachdem der zunächst festgenommene Verdächtige wieder freigelassen wurde. Die bisherigen Ermittlungsergebnisse hätten keinen dringenden Tatverdacht gegen den Beschuldigten ergeben, teilte die Bundesanwaltschaft am Dienstagabend in Karlsruhe mit. Der Mann habe in seiner Vernehmung umfangreiche Angaben gemacht, eine Tatbeteiligung jedoch bestritten. Augenzeugen hätten den Lastwagenfahrer nach dem Anschlag nicht lückenlos verfolgt, die kriminaltechnischen Untersuchungen hätten außerdem keinen Beleg erbracht, dass der Mann im Führerhaus des Lastwagens gewesen sei. So wurde nach Angaben aus Sicherheitskreisen blutverschmierte Kleidung gefunden, bei dem 23-Jährigen dagegen nicht.
Nicht auszuschließen, dass der Täter flüchtig ist
Damit bleiben die Hintergründe eines der verheerendsten Anschläge in der bundesdeutschen Geschichte offen. Der oder die Täter könnten noch auf freiem Fuß sein. Ermittler und Politik gehen von einem terroristischen Hintergrund aus, rätseln aber über Motiv und Täter. Bundesinnenminister Thomas de Maizière sagte am Dienstagabend im ZDF: „Deswegen ist es in der Tat so, dass nicht auszuschließen ist, dass der Täter flüchtig ist“.
Schon im Verlauf des Dienstags waren Zweifel daran aufgekommen, dass der nahe der Siegessäule festgenommene junge Mann der gesuchte Terrorist sei. Daher sei noch offen, ob der Lastwagen-Anschlag mit mindestens zwölf Toten einen islamistischen Hintergrund hat, hatte Generalbundesanwalt Peter Frank am Dienstag. „Wir haben noch kein Bekennervideo.“ Für möglich gehalten wird auch, dass mehrere Täter am Werk waren. Man sei „hochalarmiert“ sagte auch der Präsident des Bundeskriminalamtes, Holger Münch, in Berlin.
Auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ging am Dienstagvormittag „nach jetzigen Stand“ von einem Terroranschlag aus und äußerte sich zutiefst erschüttert. Ein ganzes Land sei in Trauer vereint. Merkel fügte hinzu: „Wir wollen nicht damit leben, dass uns die Angst vor dem Bösen lähmt. Auch wenn es in diesen Stunden schwerfällt: Wir werden die Kraft finden für das Leben, wie wir es in Deutschland leben wollen - frei, miteinander und offen.“