Jetzt könnten die Ermittler alle privaten Textnachrichten, Sprachbotschaften, Bild- und Videonachrichten, außer den gesondert verschlüsselten, sogenannten „geheimen Chats", einsehen: „Eingehende Nachrichten werden nun automatisch vom Server des Dienstbetreibers auf das BKA-Endgerät übertragen", heißt es dazu in einer Notiz des BKA. Doch nicht nur das: Auch sämtliche zurückliegende Nachrichten, soweit diese noch auf dem Server gespeichert sind, werden für die Ermittler sichtbar. Die Funktion, die sich das BKA hier zunutze macht, ist ein reguläres Telegram-Feature und soll eigentlich den Komfort für Nutzer mit mehreren Geräten erhöhen: Mit ihr kann der Inhaber eines Accounts auf mehreren Geräten gleichzeitig auf seine Telegram-Chats zugreifen—zum Beispiel, um Nachrichten nicht nur auf dem Smartphone, sondern auch auf dem eigenen iPad oder Computer senden und empfangen zu können.
Nicht betroffen von der Maßnahme sind jene Chats, die Ende-zu-Ende-verschlüsselt wurden. Diese besonders sichere Verschlüsselung, die zum Beispiel auch WhatsApp oder Signal anbieten, können die Ermittler nicht knacken. Für den Nutzer ist das Problem bei Telegram allerdings, dass längst nicht alle Unterhaltungen durch eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung gesichert werden: Die Gruppen-Chats, in denen drei oder mehr User miteinander reden, können bei Telegram gar nicht auf diese Weise verschlüsselt werden—denn aufgrund einer Schwäche im Aufbau ihres kryptographischen Systems ist das nicht möglich.