Lebensdaten
um 1497 – 1528
Geburtsort
Linz (Oberösterreich)
Sterbeort
Cadolzburg bei Fürth
Beruf/Funktion
Anhänger der oberösterreichischen Täuferbewegung
Konfession
Täufer
Normdaten
GND: 1020323698 | OGND | VIAF: 232524106
Namensvarianten
  • Spittelmayr, Ambrosius
  • Spittenmayer, Ambrosius
  • Spitelmeier, Ambrosius
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Zitierweise

Spittelmaier, Ambrosius, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1020323698.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Eltern unbekannt; es liegen keine Anhaltspunkte vor für e. Verwandtschaft mit d. täufer. Prädikanten Johannes Spittelmaier aus Straubing, 1514 an d. Univ. Ingolstadt immatrikuliert, 1524–35 als Prediger in Nikolsburg (Mikulov, Südmähren) erwähnt, Anhänger Balthasar Hubmaiers.

  • Biographie

    S. wurde im Herbst 1520 an der Univ. Wien immatrikuliert. Nach Linz zurückgekehrt, fand S. dort bis Sommer 1527 sein Auskommen als Lehrer. Am 25.7.1527 empfing er in Linz die „Versiegelung“ (Taufe) von dem Täuferführer Hans Hut (um 1490–1527), der nach einer Konfrontation mit Balthasar Hubmaier (um 1485–1528) in Nikolsburg im Mai 1527 über Wien und Oberösterreich nach Augsburg zog. S. sah Hut als einen von Gott gesandten Apostel und endzeitlichen Propheten an. Zu Huts Anhängern in Linz gehörten auch die Schulmeister Leonhard Freisleben (Eleutherobius) und dessen Bruder Christoph. Eine Täufergemeinde bestand in Linz trotz strenger Verfolgung noch bis mindestens 1529 weiter.

    Von Hut zur missionarischen Verkündigung beauftragt, verließ S. kurz nach seiner Taufe Linz. Er beteiligte sich im Aug. 1527 in Augsburg an Gesprächen zwischen Vertretern der dortigen Täufergemeinde und Hut, zu denen dieser einige seiner Mitarbeiter aus Schwaben, Bayern und Österreich zusammengerufen hatte; ferner waren die aus Worms ausgewiesenen Hans Denck und Ludwig Hätzer anwesend. Von Augsburg zog S. nach Franken, wo er nach kurzen Aufenthalten in Nürnberg, Schwabach und Gunzenhausen am 9.9.1527 in Erlangen verhaftet wurde. Nach Verhören in Erlangen und Ansbach wurde S. am 2.10.1527 nach Cadolzburg verlegt. Am 6.2.1528 verfügte die Ansbacher Regierung seine Enthauptung als Aufrührer und Irrlehrer.

    Während der wenigen Wochen seiner Tätigkeit als täuferischer Wanderprediger übte S. anscheinend keinen nennenswerten Einfluß auf die Ausbreitung der Täuferbewegung aus. Nach eigener Aussage spendete er lediglich einer Person in Gallneukirchen (Oberösterreich) die Taufe. Jedoch ist das beim Prozeß gegen S. entstandene umfangreiche Aktenmaterial, das auch eigenhändige Niederschriften S.s umfaßt, eine wichtige Quelle für die Anschauungen des von Hut geprägten Zweigs der Täuferbewegung. Ähnlich wie die Briefe und Traktate der 1528 in Tirol hingerichteten Täufer Hans Schlaffer (um 1490–1528) und Leonhard Schiemer ( 1528) bezeugen S.s Auffassungen eine ekklesiologisch akzentuierte Rezeption der mystischapokalyptischen Verkündigung Huts. Diese Akzentverschiebungen gegenüber der ursprünglichen Lehre Huts trugen dazu bei, daß nach dem Ausbleiben der von Hut angekündigten endzeitlichen Ereignisse aus Teilen der Hutschen Bewegung pazifistischseparatistische Täufergemeinden hervorgingen, so v. a. in Mähren. Diese näherten sich in ihrer Haltung gegenüber der Obrigkeit und in ihrer Theologie dem aus der Zürcher Reformation entstandenen Schweizer Täufertum an, teilweise erstrebten sie auch die Verwirklichung der Gütergemeinschaft nach dem Vorbild der Jerusalemer Urgemeinde.

  • Literatur

    A. Nicoladoni, Johannes Bünderlin v. Linz u. d. oberösterr. Täufergemeinden in d. J. 1525–1531, 1893;
    H. C. Klassen, A. Spittelmayr, His Life and Teachings, in: Mennonite Quartely Review 32, 1958, S. 251–71;
    Hans-Dieter Schmid, Täufertum u. Obrigkeit in Nürnberg, 1972;
    G. Seebaß, Müntzers Erbe, Werk, Leben u. Theol. d. Hans Hut, 2002;
    Mennonit. Lex. IV;
    Mennonite Enc. IV;
    BBKL X;
    Qu
    K. Schornbaum (Hg.), Qu. z. Gesch. d. Wiedertäufer, II. Bd.: Mgft. Brandenburg (Bayern I. Abt.), 1934.

  • Autor/in

    Martin Rothkegel
  • Zitierweise

    Rothkegel, Martin, "Spittelmaier, Ambrosius" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 714-715 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1020323698.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA