The Wayback Machine - https://web.archive.org/web/20190322071947/https://www.nzz.ch/digital/wikipedia-protestiert-gegen-eu-urheberrechtsreform-nzz-ld.1467137

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Warum Sie heute nicht auf das deutschsprachige Wikipedia zugreifen können

Wikipedia ist heute offline – aus Protest gegen die geplante EU-Urheberrechtsreform. Wir erklären, worum es dabei genau geht.
Corinne Plaga
Mit ihrer Aktion wenden sich die Autoren der Wikipedia gegen eine Veränderung des Urheberrechts. (Bild: Dennis Skley / CC BY-ND 2.0)

Mit ihrer Aktion wenden sich die Autoren der Wikipedia gegen eine Veränderung des Urheberrechts. (Bild: Dennis Skley / CC BY-ND 2.0)

Wer am heutigen Tag etwas auf der Plattform Wikipedia suchen möchte, der wird enttäuscht sein: Die Autoren der deutschsprachigen Wikipedia-Community haben beschlossen, das Online-Lexikon für 24 Stunden abzuschalten. Nutzer haben keinen Zugriff auf die deutschsprachigen Einträge der gemeinnützigen Enzyklopädie. Was steckt dahinter?

«Diese maximale Protestform der Ehrenamtlichen richtet sich gegen Upload-Filter und die Urheberrechtsabstimmung im Europäischen Parlament», erklärten die Verantwortlichen von Wikimedia Deutschland auf ihrer Facebook-Seite. Über die EU-Urheberrechtsreform soll vom 25. bis zum 28. März im EU-Parlament abgestimmt werden. Thomas Planinger, Vorstandsmitglied von Wikimedia Österreich und Autor bei Wikipedia, kommunizierte den Entscheid auf Twitter.

In einer öffentlichen Abstimmung haben die Autoren des deutschsprachigen Wikipedia mehrheitlich für die Protestaktion gestimmt. An der Abstimmung haben 222 Stimmberechtigte teilgenommen. 146 stimmten für den Protest. In ihrer Begründung erklären die Initiatoren unter anderem, dass «das freie Internet massiv beeinträchtigt» werde, wenn die Reform in Kraft trete.

Mit dieser Erklärung von Wikipedia werden Leser heute aufgefordert, ihren Abgeordneten des Europäischen Parlaments zu kontaktieren.

Mit dieser Erklärung von Wikipedia werden Leser heute aufgefordert, ihren Abgeordneten des Europäischen Parlaments zu kontaktieren.

Mit der Anpassung des EU-Urheberrechts sollen die Copyright-Richtlinien dem digitalen Zeitalter angepasst werden. Das EU-Urheberrecht wurde 2001 das letzte Mal reformiert. Google und andere Internetplattformen sollen künftig nicht mehr ohne weiteres Überschriften oder Ausschnitte von Pressetexten anzeigen dürfen. Deshalb will die EU ein sogenanntes Leistungsschutzrecht einführen. Es soll allerdings auch Ausnahmen vom Gesetz geben, denn es ist noch nicht abschliessend geregelt, was unter «sehr kurzen Auszügen» zu verstehen sei. Die Genehmigung der Presseverlage sei deshalb nicht in jedem Fall zwingend.

Die Protestaktion der Wikipedia-Autoren richtet sich vordergründig gegen den Artikel 13. «Selbst kleinste Unternehmen müssten fehleranfällige und technisch unausgereifte Upload-Filter für sämtliche ihrer Inhalte einsetzen», heisst es in der Stellungnahme von Wikipedia, die am 21. März auf schwarzem Hintergrund erscheinen soll, wenn man die deutschsprachige Seite aufruft. Bei Upload-Filtern handelt es sich um eine Software, mit der Online-Plattformen schon beim Hochladen überprüfen können, ob Bilder, Videos oder Musik urheberrechtlich geschützt sind. Gegner sehen darin gar eine Zensur und eine Bedrohung der Meinungs-, Kunst- und Pressefreiheit.

Unternehmen, die jünger als drei Jahre sind, einen Jahresumsatz von weniger als zehn Millionen Euro aufweisen und unter fünf Millionen Nutzer im Monat haben, sollen von Artikel 13 ausgenommen werden. Auch Wikipedia wäre als gemeinnützige Organisation nicht vom neuen Gesetz betroffen, will sich aber trotzdem solidarisch zeigen: «Wikipedia ist keine einsame Insel im grossen Internetozean, sondern Teil einer vernetzten Internetgemeinschaft, und deshalb sind viele Autoren aus prinzipiellen Erwägungen gegen die EU-Urheberrechtsreform.»

Gegenüber der NZZ erklärt Thomas Planinger: «Wir wollen damit auf die Gefahr von Upload-Filtern aufmerksam machen. Die Protestaktion ist nicht neu, aber die erste und grösste dieser Art.» Ausserdem rufe Wikipedia damit zu den europaweiten Demonstrationen gegen die EU-Urheberrechtsreform am 23. März auf. Unter dem Motto «Rette dein Internet» soll auch in Zürich eine Demo stattfinden.

Trotz der wichtigen und emotional geführten Debatte sollten Internetnutzer, die heute auf das deutschsprachige Wikipedia zugreifen wollen, nicht gleich in Panik verfallen, meint Planinger. «Es ist zeitlich begrenzt auf 24 Stunden, und die Einträge in allen anderen Sprachen sind weiterhin verfügbar.» Die Schweizer Wikipedia-Leser könnten ja ausserdem Einträge auf Alemannisch aufrufen, meint Planinger. Mit Protesten gegen die Protestaktion rechne man allerdings trotzdem.

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