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Putsch, der

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GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Putsches · Nominativ Plural: Putsche
Aussprache  [pʊʧ]
Wortbildung  mit ›Putsch‹ als Erstglied: Putschist · Putschplan · Putschversuch
 ·  mit ›Putsch‹ als Letztglied: Militärputsch · Offiziersputsch  ·  mit ›Putsch‹ als Grundform: putschen
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ZDL-Vollartikel

Bedeutung

(oft durch das Militär oder andere bewaffnete Organe unternommener) plötzlicher und gewaltsamer Staatsstreich, besonders zur Bewahrung oder Wiederherstellung der bisherigen Ordnung
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: ein unblutiger, blutiger, faschistischer, konterrevolutionärer Putsch; der gescheiterte, fehlgeschlagene, vereitelte, misslungene, missglückte, niedergeschlagene Putsch
mit Genitivattribut: der Putsch der Obristen, Generale, Offiziere, Militärs, der Armee, des Militärs
hat Präpositionalgruppe/-objekt: ein Putsch gegen den Präsidenten, Staatschef, König, die Regierung
als Akkusativobjekt: einen Putsch anzetteln, planen, vorbereiten, organisieren, inszenieren, versuchen, anführen, niederschlagen
als Genitivattribut: die Drahtzieher, Führer des Putsches; die Niederschlagung, Verurteilung, das Scheitern des Putsches
in Koordination: Putsch und Gegenputsch, Unruhen, Bürgerkrieg, Militärinterventionen
in Präpositionalgruppe/-objekt: durch einen Putsch gestürzt werden
Beispiele:
Seit dem jüngsten Putsch im Mai 2021 wird das Land [Mali] von einer militärischen Übergangsregierung geführt, die von westlichen Staaten wegen enger Beziehungen zu Russland kritisiert wird. [Berliner Morgenpost, 17.08.2022]
Es [die Machtübernahme von Józef Piłsudski in Polen 1926] war kein von Anfang an geplanter Putsch, sondern eher ein situatives Handeln, das in einer militärischen Konfrontation mündete. [Döbelner Allgemeine Zeitung, 20.08.2022]
[Tunesiens Präsident] Saïed war Ende 2019 gewählt worden. Im Juli berief er sich auf einen Notstandsartikel, setzte die Regierung ab und suspendierte das Parlament. Er regiert seitdem per Dekret. Die Opposition wirft ihm Putsch gegen die demokratische Revolution von 2011 vor. [Frankfurter Rundschau, 31.03.2022]
In Thailand ist seit einem Putsch des Militärs 2014 der General Prayut Chan‑o‑cha an der Macht, ein Verfechter konservativer thailändischer Werte. [Süddeutsche Zeitung, 19.09.2020]
Das Wort Putsch stammt aus der guten Stadt Zürich, wo man einen plötzlichen vorübergehenden Regenguss einen Putsch nennt und demgemäß die eifersüchtigen Nachbarstädte jede närrische Gemütsbewegung, Begeisterung, Zornigkeit, Laune oder Mode der Züricher einen Zürichputsch nennen. [Die Welt, 30.01.2016]
[»]Die Schramme da«, er wies auf eine Narbe über dem rechten Auge, »habe ich einem der emsigen Mineraliensammler (= Steinewerfer) zu verdanken, die bei jedem Putsch und Streik aus dem Boden wachsen.[«] [Ebner-Eschenbach, Marie von: Der Herr Hofrat. In: Deutsche Literatur von Frauen, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1912], S. 20748]
übertragen Am Wochenende überschlugen sich die Londoner Zeitungen mit Spekulationen zu einem angeblich bevorstehenden Putsch des Kabinetts gegen die konservative Premierministerin. [Der Tagesspiegel, 25.03.2019]

letzte Änderung:

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Putsch · putschen · aufputschen · Putschist
Putsch m. ‘Revolte, Umsturz(versuch), politischer Handstreich’. Der Ausdruck für die überraschende Aktion einer meist reaktionären Minderheit zum Sturz einer Regierung oder Regierungsform stammt aus der Schweiz. Putsch wird zu Anfang der 40er Jahre des 19. Jhs. von Zürich aus für einen plötzlichen, rasch vorübergehenden Auflauf oder Aufstand (nach den Vorgängen der voraufgehenden 30er Jahre in verschiedenen Teilen der deutschsprachigen Schweiz) ins Dt. übernommen. Zugrunde liegt das zufrühest (1431) in Zürich bezeugte, wahrscheinlich lautnachahmende schweiz. Mundartwort Putsch ‘Knall, heftiger Stoß, Puff, Anprall’, das im 16. Jh. den übertragenen Sinn ‘plötzlicher Vorstoß, Anlauf gegen ein Hindernis, zu einem Unternehmen’ entwickelt und bis ins 19. Jh. auf die Schweiz beschränkt bleibt (vgl. die einen Zusammenprall charakterisierende Interjektion putsch). – putschen Vb. ‘eine Revolte, einen Putsch machen’ (Mitte 19. Jh.); vgl. schweiz. putschen, pütschen ‘knallen’ (16. Jh.). aufputschen Vb. ‘aufwiegeln, aufhetzen’ (2. Hälfte 19. Jh.), danach ‘(sich) durch Drogen, Medikamente oder andere Reizmittel aufmuntern, in einen Zustand der Erregung versetzen’. Putschist m. (20. Jh.), älter (heute unüblich) Putscher m. (Mitte 19. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Putsch · Staatsstreich · Umsturz  ●  Coup d'Etat geh., franz.
Unterbegriffe
  • Große Sozialistische Oktoberrevolution · Oktoberrevolution
  • Kapp-Lüttwitz-Putsch · Kapp-Putsch · Lüttwitz-Kapp-Putsch
Assoziationen

Machtenthebung · Putsch (gegen) · Sturz (eines Vorsitzenden)  ●  Palastrevolte fig.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Putsch‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Putsch‹.

Zitationshilfe
„Putsch“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Putsch>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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