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Symbolfigur der Frauenbewegung Schauspielerin Grischa Huber ist tot

Mit ihrer Hauptrolle im feministischen Filmklassiker »Unter dem Pflaster ist der Strand« wurde sie in den Siebzigerjahren bekannt: Nun ist die Schauspielerin Grischa Huber im Alter von 76 Jahren gestorben.
Grischa Huber mit Filmpartner Heinrich Giskes in »Unter dem Pflaster ist der Strand« (1974)

Grischa Huber mit Filmpartner Heinrich Giskes in »Unter dem Pflaster ist der Strand« (1974)

Foto: ddp images

Abschied von einer vielseitigen Schauspielerin: Am Dienstagvormittag ist Grischa Huber nach langer Krankheit in Hamburg gestorben, wie ihre Tochter Muriel König der Deutschen Presse-Agentur sagte. Geboren wurde Huber 1944 auf der heute polnischen Insel Wollin, ihre Karriere als Schauspielerin begann sie am Karlsruher Staatstheater. Nach weiterem Schauspielunterricht in München debütierte Huber 1967 dort am Residenztheater in Jean Genets »Die Wände«.

Danach folgten weitere Theaterengagements etwa in Köln, Mannheim, Bochum und Berlin, später auch in Hamburg, wo sie 1988 in Peter Zadeks berühmt-berüchtigter »Lulu«-Inszenierung mitspielte. 1970 erhielt sie ihre erste Filmrolle in der Büchner-Verfilmung »Lenz«, den das Literarische Colloqium Berlin produziert hatte, ihre Eintrittskarte in die Welt des neuen deutschen Autorenfilms der Siebzigerjahre.

Reflexion der 68er-Bewegung aus Frauensicht

Unvergessen bleibt Huber aber als Grischa in dem Kinofilm »Unter dem Pflaster ist der Strand«, den die Regie-Debütantin Helma Sanders-Brahms 1974 als teilweise autobiografische Reflexion über die 68er-Bewegung und ihre Folgen für die Frauen in der Gesellschaft drehte.

Huber spielt darin eine Schauspielerin, die ungewollt schwanger wird und mit ihrem Freund Heinrich (Heinrich Giskes) nach dem stürmischen Beginn ihrer Beziehung über Abtreibung, die Werte der Revolution, Feminismus, das Verhältnis zwischen Mann und Frau sowie weibliche Selbstbestimmung diskutiert. Am Ende geht sie zwar ideologisch desillusioniert, aber auch mit gestärktem Willen aus dem Konflikt hervor. Für ihre Darstellung in dem Film, dessen Drehbuch sie mitverfasste, bekam Huber 1975 das Filmband in Gold verliehen.

Zudem wurde Huber kurzzeitig zu einer Symbolfigur der Frauenbewegung in den Siebzigerjahren, die sich mit »Unter dem Pflaster ist der Strand« erstmals aufsehenerregend im Kino manifestierte.

Huber, verheiratet mit dem Berliner Schaubühnen-Darsteller Michael König, blieb in der Folge in Fernsehen und Kino präsent, unter anderem spielte sie in »Goethe« von Philipp Stölzl, in Kai Wessels »Hilde« und »September« von Max Färberböck. Im TV war sie unter anderem in der Serie »Soko Stuttgart« (ZDF) und zahlreichen Fernsehfilmen zu sehen.

bor/dpa