Universitätsklinik Innsbruck
ORF.at/Julia Hammerle
Coronavirus

Zwei Fälle in Tirol bestätigt

In Tirol sind zwei Personen am Coronavirus erkrankt. Das bestätigte Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) der APA. Eine zweite Testung verlief positiv. Dabei handelt es sich um zwei 24-jährige, aus der Lombardei stammende Italiener, die in Innsbruck leben.

Noch ist unklar, wo sich die beiden Personen angesteckt haben. Die beiden seien jedenfalls „nicht lebensbedrohlich“ erkrankt, sondern leiden bisher nur an Fieber. Die Patienten hatten sich selbst an die Leitstelle Tirol gewandt und ihre Symptome geschildert. Sie sind derzeit in der Innsbrucker Klinik isoliert – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Die beiden stammten aus der Gegend um Bergamo und seien am Freitag mit dem Pkw nach Innsbruck gekommen, so der Leiter der Abteilung für Innere Medizin der MedUni Innsbruck, Günter Weiss, bei einer Pressekonferenz am Dienstagnachmittag. Der Mann und die Frau hätten am Wochenende leichte Symptome gezeigt und seien Montagabend an die Innsbrucker Klinik gekommen, nachdem sie die Leitstelle verständigt hatten.

Bis zum Wochenende in Quarantäne

Die beiden seien derzeit unter Beobachtung und werden jedenfalls bis zum Wochenende in Quarantäne bleiben. Sie seien aber in einem „guten Zustand“ und mittlerweile wieder fieberfrei, so Weiss. Die Frau arbeite in Innsbruck, ihr Freund sei zu Besuch gewesen. Zu wie vielen Personen die beiden Infizierten Kontakt hatten, ist noch nicht klar. Das Stadtmagistrat sei derzeit dabei, das zu erheben, sagte Landessanitätsdirektor Franz Katzgraber.

Nun gelte es, die Kontaktpersonen der Infizierten zu kontaktieren, sagte Katzgraber schon am Vormttag. Sie sollen informiert werden, wie sie sich in weiterer Folge verhalten sollen. Unterdessen werde man in der Innsbrucker Klinik eine eigene Ambulanz für Coronavirus-Verdachtsfälle einrichten, kündigte Platter an. Er versuchte indes zu beruhigen: „Es gibt keinen Grund zur Panik“, sagte er einmal mehr. Das Land bereite sich auf alle Eventualitäten vor. „Der Einsatzstab wird täglich in der Früh tagen“, sagte er.

Anschober: „Betroffene haben richtig reagiert“

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) sagte zu den Tiroler Fällen: „Beide Betroffenen haben richtig reagiert und nach ihrer Einreise nach Auftreten der Symptome sofort den Arzt angerufen.“ Vor Beginn eines Treffens mehrerer europäischer Amtskollegen am Dienstag in Rom hob Anschober die Bereitschaft Österreichs und weiterer Nachbarn hervor, Italien bei der Eingrenzung des Coronavirus aktiv zu unterstützen. „Wir wollen als Nachbarländer prüfen, wie wir Italien helfen und eine weitere Ausbreitung verhindern können“, sagte Anschober in Rom.

Pandemie soll verhindert werden

„Die Zahl der Infektionen geht in Italien nach oben, wie zu erwarten war. Wichtig ist, die Ausgangsquelle der Infektion zu lokalisieren. Die von der italienischen Regierung ergriffenen Maßnahmen sind recht offensiv, jetzt heißt es abzuwarten und zu sehen, wie schnell sie greifen“, sagte Anschober in Rom.

Am Treffen in Rom, zu dem der italienischen Gesundheitsminister Roberto Speranza eingeladen hat, beteiligt sich am Dienstagnachmittag auch EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides. „Ich bin überzeugt, dass wir der Ausbreitung des Coronavirus nur mit gesamteuropäischen Maßnahmen entgegentreten können. Ein starkes Europa ist die beste Unterstützung für die betroffenen Regionen. Unser Ziel ist, auf diese regionale Epidemie möglichst schnell zu reagieren, damit es nicht zu einer globalen Pandemie kommt“, sagte Anschober.

Nehammer: Warnkette noch engmaschiger knüpfen

Nach dem Auftreten der ersten beiden bestätigten Coronavirus-Fälle in Tirol werde Österreich die Warnkette mit den italienischen Behörden noch engmaschiger knüpfen, „um noch entschlossener, noch schneller und mit aller Härte reagieren zu können“, kündigte Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) an.

„Wir tun alles, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern, und das in enger Abstimmung mit den Landeshauptleuten, den Landessanitätsdirektionen, den Landespolizeidirektionen und den involvierten Ministerien. Wenn eine Isolierung veranlasst wird, wird die Polizei alles tun, damit die Quarantänemaßnahmen eingehalten werden“, sagte Nehammer. Zu den beiden bestätigten Fällen sagte der Minister, dass nun die notwendigen Maßnahmen in Kraft treten würden. „Der Einsatzstab im Innenministerium tagt 24 Stunden, sieben Tage die Woche.“

Verdachtsfall in Linz

Auch in Linz-Pichling gibt es einen Coronavirus-Verdachtsfall, so das Magistrat Linz. Ein 55-jähriger Linzer habe nach einer Italien-Reise entsprechende Symptome gezeigt. Der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer bei einem Informationsgespräch am Dienstagnachmittag, das Testergebnis stehe noch nicht fest – mehr dazu in ooe.ORF.at.

59 Krankenhäuser gewappnet

In Österreich sind 59 Krankenhäuser für die Behandlung von Coronavirus-Verdachtsfällen und Covid-19-Erkrankungen ausgerüstet. Das Gesundheitsministerium veröffentlichte am Dienstag eine Liste der Spitäler. Die meisten gibt es mit 15 in Oberösterreich, gefolgt von 14 in Niederösterreich, acht in Tirol und sechs in Salzburg.

Jeweils fünf Einrichtungen, die für die Behandlung ausgestattet sind, gibt es in Kärnten und Vorarlberg, in der Steiermark sind es vier und im Burgenland ein Spital. In Wien ist das Kaiser-Franz-Josef-Spital die erste Anlaufstelle für Verdachtsfälle – mehr dazu in oesterreich.ORF.at

TV-Hinweis

Angesichts der Ausbreitung des Coronavirus in Europa ändert der ORF sein Programm und zeigt am Mittwoch um 20.15 Uhr in ORF2 ein 90-minütiges „Thema Spezial“ zur aktuellen Situation.

Bei Symptomen Anruf empfohlen

Für Wien sprach man im Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) von einer Kapazität von bis zu „einigen hundert Betten“. Man könne bei Bedarf sogar zwei Spitäler komplett für Patienten mit Covid-19-Erkrankungen zur Verfügung stellen. In der Bundeshauptstadt waren schon vor Wochen die Vorbereitungen für den Fall der Fälle angelaufen.

Wer Symptome aufweist oder befürchtet, erkrankt zu sein, soll zu Hause bleiben. Der Kontakt zu anderen Personen soll minimiert und das Gesundheitstelefon 1450 angerufen sowie die dort erhaltenen Anweisungen genau befolgt werden.

Vor allem Ältere gefährdet

Das Coronavirus gefährdet vor allem Personen jenseits des 60. Lebensjahrs. Laut der bisher umfassendsten Studie, die Krankheitsverläufe in China bis 11. Februar berücksichtigt hat, waren von 1.023 gestorbenen Patienten 829 über 60 Jahre alt. Demgegenüber verlief die Erkrankung für nur 26 Menschen tödlich, die das 40. Lebensjahr noch nicht vollendet hatten.

Krankheitsverlauf – Tortengrafik, Gestorbene nach Altersgruppen – Säulengrafik
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: CCDC weekly

Der im „Chinese Journal of Epidemiology“ veröffentlichten Studie zufolge verläuft die Krankheit in vier Fünftel der Fälle milde. Bei insgesamt 72.314 Daten, die für das Chinesische Zentrum für Seuchenkontrolle und -vorbeugung ausgewertet wurden, zeigten 80,9 Prozent der Infektionen einen milden Verlauf. 13,8 Prozent der Fälle wurden als ernst bewertet, 4,7 Prozent als lebensbedrohlich.

Das höchste Sterberisiko bei einer Infektion haben der amtlichen Studie zufolge Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, gefolgt von Diabetikern, Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen und Bluthochdruck. Männer haben der Studie zufolge mit 2,8 Prozent ein deutlich höheres Sterberisiko als Frauen mit 1,7 Prozent. Im Schnitt liegt die Mortalitätsrate bei 2,3 Prozent.